ZABALETAS – Buenaventura

PROJEKTBESCHREIBUNG:

Zielgruppe:
Als Zielgruppe wird eine Gruppe von 30 Afrokolumbianischen Frauen der Region Buenaventura gewählt, die als „Kompetenzträgerinnen“ innerhalb der Gemeinschaft anerkannt sind. Diese Frauen besitzen eine gewisse Grundbildung und sind in der Lage nach der Ausbildung ihr Wissen weiter zu geben und auf eine neue Gruppe zu übertragen (Multiplikatorwirkung).

Ausgangssituation und allgemeine Projektbedingungen:
Mit der Durchführung dieses Kleinprojektes versuchen wir die Lebensbedingungen der Afrokolumbianischen Gemeinden in den Pazifischen Küstenregionen von Buenaventura zu verbessern. Dafür ist es absolut notwendig ein Umdenken bei den Menschen hervorzurufen, welches sich in genossenschaftlichen Werten ausdrückt: Solidarität, Gemeinschaftlichkeit, Hilfsbereitschaft und Teamarbeit. Um unsere Aufgabe zu erfüllen, haben wir einen Partner von Ort, mit Wissen und Erfahrung bei dem Aufbau sozialer Modelle, die auf genossenschaftlichen Prinzipien, Methoden und Werten beruhen, mit einbezogen. 

Buenaventura ist die wichtigste kolumbianische Hafenstadt. Ein enormer Reichtum fließt durch den Hafen. Durch die Stadt selbst zieht sich aber eine Spur des Elends, der Gewalt und der Korruption. 
Die Armutsrate erreicht fast 80%. Im Erziehungsbereich sind die Zahlen alarmierend, die Analphabetenquote liegt infolgedessen bei 22%, während der landesweite Durchschnitt immerhin nur 9% beträgt. 
Rund 60% der arbeitsfähigen Bevölkerung in der Region ist arbeitslos. Der Hafen macht die afrokolumbianisch geprägte Region außerdem zu einer geostrategisch umkämpften Zone, die immer stärker zwischen die Fronten der Kriegsparteien gerät. 
Gewalt ist an der Tagesordnung, Paramilitärs, Guerilla, Armee und Polizei. Krieg und Gewalt hinterlassen tiefe Spuren in der Gesellschaft. In Kolumbien leiden besonders ethnische Minderheiten, Frauen und Kinder unter den bewaffneten Konflikten. 
Vier Prozent (4%) der Kolumbianer haben afrikanische Wurzeln. Sie leben vor allem an der Pazifik- und Karibikküste. Häufig geraten afroamerikanische und indigene (indianische) Gemeinschaften zwischen die Fronten.
Experten beziffern die Zahl der internen Vertriebenen auf etwa drei Millionen, 70 Prozent davon Frauen und Kinder. Kinder, die in diesem Milieu aufwachsen, reproduzieren beinahe automatisch die erlebte Gewalt.
Die afrokolumbianischen Gruppen sind bedroht. Die Gewalt hat die Familien vom Lande vertrieben. Sie leben jetzt im Elendsgürtel am Rande der Städte. Hier fühlen sie sich etwas sicherer. Diese Familien brauchen eine Möglichkeit einen besseren Wohnraum zu schaffen, welcher gewaltfreies und menschenwürdiges Wohnen in Gemeinschaften mit gemeinschaftlichem Besitz ermöglicht.

Die kolumbianische Stiftung FUNRECAM (Fundación para la Rehabilitación Familiar Campesina) ist der festen Überzeugung, dass nur eine Ausbildung zur Friedenerziehung das Tor zur Befreiung aus dieser Spirale der Gewalt ist. 

Als erstes ist es notwendig, 30 Frauen zu finden, die über eine gewisse Grundbildung (Schulabschluss, Berufsausbildung) verfügen und die nach der Ausbildung auch dazu in der Lage sind, ihr Wissen weiter zu geben und eine Gruppe zu leiten. FUNRECAM hat seit einigen Jahren verschiedene Soziale Projekte in der Region und bringt die Erfahrung mit. 

Als Resultat erwarten wir eine ausgebildete Gruppe von 30 engagierten Frauen, welche nach der Ausbildung dazu geeignet sind, wiederum eine neue Gruppe von Frauen auszubilden, um so  eine Weiterbildung für neue Gruppen innerhalb der Gemeinschaft zu erreichen. Die Entwicklung eines Leitfadens ermöglicht diese Aufgabe. Der Einkauf von 3 Rechnern ermöglicht den Start zu einem virtuellen Treffpunkt. 

Die geplante Ausbildungsdauer beträgt 1 Monat und besteht aus 4 Wochenendseminaren. Der Lernprozess wird von 4 Tutoren begleitet, die an verschiedenen Wochenenden teilnehmen werden. Die Seminare (8 intensive Tagungen oder “Module“ insgesamt), haben eine Intensität von 16 Stunden pro Woche. 

Für die Ausführung von diesen Seminaren rechnen wir mit der Kooperation von Ausbildern von HABITAAT- COOP, die eine Schwester Organisation von FUNRECAM ist und seit einigen Jahren in mehreren Projekten mitgemacht hat. 

Inhaltlich beinhaltet die  Ausbildung folgende Themen:

1. Seminar: Prinzipien des Genossenschaftswesens:
In der Region sind viele soziale Strukturen zerstört. Die Gesellschaft in vielen Orten von Buenaventura und Umgebung lebt unter dem Einfluss von Gewalt, Kriminalität und Ungerechtigkeit. Mit diesem Programm werden Frauen über Werte sowie Solidarität, Motivation, Teamarbeit, Demokratie und Selbstachtung, u.a. unterrichtet, Werte, die für die Errichtung einer neuen Sozialstruktur notwendig sind.  

Die Achtung vor der Würde des Menschen ist unverzichtbare Grundlage des Genossenschafts­wesens. Es will in einzelnen Frauen das Bewusstsein stärken, dass sie als Person zu einer eigen­verantwortlichen Lebensgestaltung befähigt und aufgerufen ist. Die Erziehung zu Toleranz, zur Selbstbeherrschung, zur Achtung der Überzeugung des Andersdenkenden sowie zur Übernahme von Verantwortung sind weitere Beispiele dieser Orientierung. Die Gruppe zu motivieren und zu stärken ist eine Aufgabe der von FUNRECAM angebotenen Seminare.

2. Seminar: Philosophie der Genossenschaft
Prinzip der Harmonie, die jeden Ausdruck von Kampf und Konkurrenz leugnet. Grundsätze sind: 

  • Selbsanstrengung: damit jedes Mitglied sich als ein wesentliches Individuum innerhalb der Gesell­schaft fühlt und vorbildlich auftreten will.
  • Gegenseitige Hilfe: Das tiefste Gefühl sollte deshalb das der Solidarität mit den Anderen sein, die Ausdrucksformen desselben Seins sind, das wir alle teilen und hervorbringen. (Das hindert einige von uns nicht daran, Andere aus persönlichen Interessen auszubeuten.) Die Solidarität mit Anderen stellt eine grundlegende Komponente einer ethischen Betrachtungsweise dar.
  • Weiterbildung: ist ein wesentliches Element zur Erhaltung und Förderung der Lernprozess und zur Verstärkung der Gruppe. Sie trägt zum Aufbau, zur Erweiterung, Vertiefung und Spezialisierung sowie zur Sicherung von Wissen bei.
  • Nachhaltiges Sparen: damit die wichtige Bedeutung von „Sparen“  innerhalb der Gruppe übernommen wird. Dieses Sparen soll nicht nur Geld betreffen, sondern und vor allem die Ressourcen (Wasser, Energie, Abfälle usw.)
  • Verantwortung: Die Bedeutung, der Sinn für Verantwortung ist Kernpunkt für eine produktive und reibungslose Arbeit innerhalb der Gesellschaft.
  • Genossenschaftlich ungelöste Probleme auflösen: Es soll der Zusammenschluss der Gemeinschaft zum Zwecke der Problemlösung durch eine soziale, wirtschaftliche und nachhaltige Organisation gefördert werden.
  • Konfliktfrei leben: damit innerhalb der Gesellschaft alle Streitigkeiten, Rivalitäten und aller Futterneid aufgelöst werden  kann. Das heißt Verstärkung des Konzepts: „Wir sind immer mit Anderen, durch Andere und für Andere. Ohne Andere gibt es kein individuelles, Bewusstsein tragendes Subjekt und ohne individuelle, Bewusstsein tragende Subjekte gibt es keine Gesellschaft, keine Kultur, kein kollektives Bewusstsein“.

3. Seminar:
Genossenschaftliche Modalitäten
Genossenschaftliche Arbeit kann in  jedem Bereich des Lebewesens beteiligt sein: Nahrungsmittelverbrauch, Wohnungsgenossenschaft, Sparen und Kredite, Güter und Dienstleistungen, Arbeitsgemeinschaft, Forschung. All dies sind Elemente, die für ein glückliches Zusammenleben in der Genossenschaft wichtig sind, damit jeder Teilnehmer sich beteiligt fühlt und als tragendes Teil aufgerufen ist.
Prinzipien zur Errichtung von landwirtschaftlichem Gemeinschaftseigentum: Da es hier eine Gruppe von Bäuerinnen gibt, wird die Erstellung von genossenschaftlichen Gemeinschaftsprojekten das Planziel dieses Seminars. 

4. Seminar:
Anleitung zur ökologischen Landwirtschaft
Herstellung von Nahrungsmitteln und anderen landwirtschaftlichen Erzeugnissen auf der Grundlage möglichst Naturschonender Produktionsmethoden unter Berücksichtigung von Erkenntnissen der Ökologie und des Umweltschutzes. 
Gute landwirtschaftliche Praxis
– Pflanzenschutz:
Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, die ein hohes Schutzniveau für Mensch, Tier und Naturhaushalt garantieren. Pflanzenschutzmittel dürfen nur in Verkehr gebracht werden, wenn sie nach eingehender wissenschaftlicher Prüfung amtlich zugelassen sind.
– Düngung:Verfahren, Verteilung, Qualität, Düngerhöchstmengen, Schadstoffgrenzwerte, usw.
– Bodenschutzaspekte: bei Pflanzenschutz und Düngung
– Informationen über Bio-Zertifizierung: Vorbereitung, Kontrollen, Kosten.
Anbau mit Potenzial in der Region: z.B.: “Papa china“ -Taro (Colocasia esculenta)  

Gleichzeitig zur Ausbildung läuft eine virtuelle Konsultation und Recherche im Internet. Die Tutoren werden die gesamte Gruppe in 3 Arbeitsgruppen teilen, da für die Benutzung der Computer eine Einteilung in Arbeitsschichten notwendig ist. Es werden Aufgaben verteilt, z.B. Recherchen im Internet, welche im Laufe der Woche bearbeitet werden müssen. Nach der Ausbildung wird ein Tutor (zweimal im Monat) die Aktivitäten der Gruppe betreuen bis zum  Ende des Projektes.

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