Eine Familie zieht um nach Kolumbien – Teil 1: Die Abreise

    
    Beitragsautorin:

    Die Autorin ist uns bekannt, hat aber darum gebeten, nicht genannt zu werden.
    Für den Blog, 02. Oktober 2022

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Spanische Sprache

Wir sind eine kleine Familie, Papa aus Kolumbien, Mama aus Deutschland und unser kleiner Sohn. In weniger als einer Woche sitzen wir in einem Flieger, um für 1,5 Jahre in Kolumbien zu leben. Wann genau weiß ich nicht mehr, aber als unser Sohn noch ein Baby war kam uns das erste Mal diese Idee. Es war aber eigentlich mehr eine Schnapsidee, ein Traum. Aber irgendwann nahm die Idee immer mehr Gestalt an! Im Januar dieses Jahres waren wir dann in Kolumbien und haben uns eine ehemalige Kaffeefinca angesehen, in der wir dann leben könnten. Es hat uns dort gut gefallen und so haben wir dann im Winter diese Idee mit unseren Arbeitgebern geklärt. 9 Monate hatten wir nun Zeit für die Vorbereitungen – und ich bin froh darum.

Wahnsinn, was es alles zu organisieren gab. Angefangen bei der Suche nach Zwischenmietern, über Klärungen zu Aufenthaltstiteln in Deutschland, Impfungen, Auslandskrankenkasse etc., bis hin zur Abmeldung unser wöchentlichen Milchlieferung. Und immer braucht man Puffer. Der erste Mieter hat vor Unterschrift des Vertrages abgesagt und die Suche ging von vorne los. Mein Visum – eigentlich eine Formsache- war eine Formsache, aber eine digitale Formsache, die es in sich hatte. Auf der Seite zum Beantragen stand, dass es ca. 30 min dauert. Wir haben bis nachts um halb 12 mit dem Formular gekämpft, weil schlicht die Programmierung davon komisch ist und z.B. der Sohn nur dann registriert ist, wenn man ein zweites Kind dazufügt. Aber ohne unseren Sohn kein Visum für die Mama eines Kolumbianers…Von diesen Geschichten gibt es viele Anekdoten und wie gesagt, ich bin sehr froh über die Zeit, die wir für die Vorbereitung hatten.

Die nächsten und letzten Tage hier in Deutschland geht es jetzt in die finale Etappe zum Haus ausräumen und Garten fertig machen, 5 Koffer packen, Haus und Katze übergeben. Dann wendet sich der Blick nach vorne. Online-Check in, Coronaformulare ausfüllen und ab nach München zum Flughafen… Ich bin froh, wenn wir im Flugzeug sitzen und was wir dann nicht dabei haben, bzw. nicht vorgedacht und organisiert haben, bekommen wir sicherlich auch hin. Wozu habe ich schließlich einen entspannten Kolumbianer an meiner Seite 😊.

Die Finca Emilio – unser neues Zuhause in Kolumbien

Ab nächster Woche werden wir dann in der Finca Emilio in den Bergen von Fredonia, ca. 1,5 Stunden südwestlich von Medellín leben. Ein ganz anderes und einfacheres Leben, auf das wir uns sehr freuen. Von der Finca, die auf 1.800 Metern in der Zentral-Cordillera liegt, können wir bis ins Tal und den Rio Cauca auf 400m herunterschauen. Auf der gegenüberliegenden Seite zieht die westliche Cordillera wieder hoch und wir haben oft einen wunderschönen Sonnenuntergang hinter den Bergen zu bestaunen, bis nachts die Lichter von Jericó zu sehen sind. Aber wir sind nicht ganz alleine. Neben der Finca, sind an der Straße noch 3 Häuser, die Grundschule des Teilortes, sowie eine Kaffeefinca, auf deren Kaffee wir uns schon freuen. 10 min zu Fuß bergab gibt es nochmal einige Häuser und auch einen kleinen Laden, wo wir uns das Nötigste besorgen oder auch einfach nur ein Bier oder Lutscher kaufen können.

In der ersten Zeit werden wir die Finca etwas renovieren, so dass wir eine Terrasse mit Ausblick haben, dami dann Freude oder auch Touristen den Blick auf die Cordillera der Anden genießen können. Darauf freuen wir uns, denn so wunderschön die Ruhe in der Natur dort ist, ist Besuch auch toll!

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Somos una familia pequeña, papá de Colombia, mamá de Alemania y nuestro hijo pequeño. En menos de una semana, estaremos en un avión para vivir en Colombia durante un año y medio. No recuerdo cuándo exactamente, pero cuando nuestro hijo era todavía un bebé, se nos ocurrió por primera vez esta idea. En realidad, era más bien una idea rápida, un sueño. Pero en algún momento la idea tomó más y más forma. En enero de este año, estuvimos en Colombia y miramos una antigua finca cafetera donde podríamos vivir. Nos gustó el lugar y por eso aclaramos esta idea con nuestros empleadores en el invierno. Ahora hemos tenido 9 meses para hacer los preparativos, y me alegro de haberlo hecho.

Era una locura lo que había que organizar. Empezando por la búsqueda de inquilinos provisionales, la aclaración de los títulos de residencia en Alemania, las vacunas, el seguro médico en el extranjero, etc., y terminando por la cancelación de nuestra entrega semanal de leche. Y siempre se necesitan tiempo extra para afrontar eventualidades. El primer inquilino canceló antes de firmar el contrato y la búsqueda comenzó de nuevo. Mi visado -en realidad un trámite- era una formalidad, pero una formalidad digital que lo tenía todo. La página de la solicitud decía que tardaría unos 30 minutos. Estuvimos luchando con el formulario hasta las once y media de la noche, simplemente porque la programación es extraña y, por ejemplo, nuestro unico hijo sólo se registra si se añade un segundo hijo. Pero sin nuestro hijo, no hay visa para la mamá de un colombiano… Hay muchas anécdotas de estas historias y como dije, estoy muy feliz por el tiempo que tuvimos para prepararnos.

Los próximos y últimos días aquí en Alemania son la etapa final de limpieza de la casa y preparar el jardín para el invierno, hacer 5 maletas, entregar la casa y el gato. A continuación, la atención se centra en el futuro. Facturación en linea, rellenar los formularios del Corona y al aeropuerto de Múnich… Me alegrare mucho cuando estemos en el avión y  no tengamos mas de estas preocupaciones. Lo que venga lo solucionaremos con la tranquilad colombiana :).

Finca Emilio – nuestro nuevo hogar en Colombia 

A partir de la próxima semana, viviremos en la Finca Emilio en las montañas de Fredonia, a una hora y media al suroeste de Medellín. Una vida completamente diferente y más sencilla, que nos da mucha ilusión. Desde la finca, situada a 1.800 metros en la cordillera central, podemos contemplar el valle y el río Cauca a 400 metros. En el lado opuesto, la cordillera occidental se eleva de nuevo y a menudo tenemos una hermosa puesta de sol detras de las maravillarnos montañas dejandonos al final con la contemplacion de Jerico con sus luces.

Pero no estamos completamente solos. Junto a la finca, hay 3 casas en el caminito, la escuela primaria del barrio y una finca de café, cuyo café estamos deseando tomar. A 10 minutos a pie cuesta abajo hay algunas casas más y una pequeña tiendita donde podemos comprar las cosas más necesarias o simplemente una cerveza o aguna golozina.

En el primer tiempo vamos a renovar un poco la finca, para tener una terraza con vista, para que los amigos o turistas puedan disfrutar de la vista de la Cordillera de los Andes. Estamos muy ilusiónados,  la paz y la naturaleza es hermosa. ¡también genial poder disfrutas denuestras visitas!

41 Jahre Deutsch-Kolumbianischer Freundeskreis e.V.

    
    Beitragsautor:

    Bernd Tödte
    DKF München
    Für den Blog, 06. September 2022

    Das farbige Beitragsbild zeigt eine kolumbianische Marktszene, als Collage mit Wollfäden, der 
    kolumbianischen Künstlerin Marta Alarcón

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An einem für unseren Verein historischen Tag, am 05. August 1981, trafen sich in der Bonner Residenz des damaligen Botschafters der Republik Kolumbien, Mariano Ospina Hernández, 10 Persönlichkeiten, um den Deutsch-Kolumbianischen Freundeskreis e.V. zu gründen.

Die Versammlung, zu der der Botschafter eingeladen hatte, begann um 17.00 Uhr mit der Erörterung eines vorbereiteten Satzungsvorschlags. Die Anwesenden fassten den Beschluss, den neuen Verein mit dieser Satzung zugründen und versahen ein Exemplar mit ihren Unterschriften.

Als nächster Punkt wurde über die Höhe des Mitgliedsbeitrags beratschlagt und einstimmig eine Beitragsordnung beschlossen.

Als letzten Punkt wählten die Anwesenden den Vorstand. Sie einigten sich auf
Dr.-Ing. Klaus Dyckerhoff als den Vorsitzenden. Das Amt des ersten stellvertretenden Vorsitzenden fiel an Mons. Emil L. Stehle. Zweite stellvertretende Vorsitzende wurde Frau Karin von Eisenhart-Rohde.

Die Versammlung schloss um 19.45 Uhr.

So entstand vor fast exakt 41 Jahren der Deutsch- Kolumbianische Freundeskreis e.V. Außer den gewählten Vorstandsmitgliedern und Botschafter Ospina waren die folgenden weiteren Persönlichkeiten Gründungsmitglieder: Frau Elizabeth Stieler, Herr Pater Julius Mihm, Frau Barbara Nottmeyer, Herr Prälat Dr. August Peters, Herr Dr. Carl Philip Thomas und Herr Wolf von Eisenhart.

Von Anfang an verfolgten die Vereinsgründer den Plan, neben der Vereinszentrale in Bonn regionale Niederlassungen des DKF e.V. in ganz Deutschland zu gründen. So entstanden am 02. Dezember 1983 die Niederlassung München, am 11. Februar 1984 die Niederlassung Stuttgart, im Juni 1984 die Niederlassung Köln/Bonn und am 07. November 1984 die Niederlassung Hamburg. Hinzu kam die am 05. Oktober 1996 im damaligen Hotel Bogotá gegründete Niederlassung Berlin.

Aus der Niederlassung Köln/Bonn wurde später die heute existierende Niederlassung Rheinland/Ruhr. Weitere Niederlassungen in Frankfurt und in Leipzig hatten leider nur kurze Zeit Bestand. Es gibt sie heute nicht mehr. Zusätzlich zu den Niederlassungen bildeten sich im Laufe der Zeit auch örtliche DKF-Freundeskreise.   Gegenwärtig haben wir solche in Karlsruhe, Erfurt und in Mainz.

Es war eine kluge Entscheidung der Vereinsgründer, von Anfang an auf dezentrale Komponenten in der Vereinsstruktur zu setzen. So entfaltete sich an vielen Orten ein lebhaftes regionales Vereinsleben und ein Szenario vielfältiger öffentlichkeitswirksamer Veranstaltungen und Aktionen. Der Verein wurde dadurch bundesweit bekannt und attraktiv für neue Mitglieder. Heute sind es 440.

Zu den herausragenden Aktivitäten des Zentralvereins gehören die an jeweils wechselnden Orten ausgerichteten mehrtägigen DKF-Jahrestagungen. Neben der satzungsgemäßen Mitgliederversammlung bieten sie regelmäßig ein interessantes Touristikprogramm, in der Regel auch mit einem Empfang im Rathaus des Tagungsortes. Die Jahrestagungen sind für viele Vereinsangehörige – insbesondere auch diejenigen, die nicht im Einzugsbereich von Niederlassungen und Freundeskreisen leben, ein sehr beliebtes „DKF-Familientreffen“.

Projekte besitzen einen großen Stellenwert in unserem Verein. Sie werden sowohl von der Vereinszentrale als auch von den Niederlassungen und Freundeskreisen, und bisweilen auch von einzelnen Vereinsmitgliedern durchgeführt.

Auf der zentralen Vereinsebene treten insbesondere Schulbauten in Kolumbien und Hilfen bei Katastrophen hervor:

  •  Als Reaktion auf die große Katastrophe des Vulkanausbruchs des Nevado del Ruiz im kolumbianischen Departamento Tolima, bei der mehr als 25.000 Menschen starben, finanzierte und errichtete der DKF e.V.  zusammen mit in Kolumbien lebenden Deutschen und weiteren Förderern eine große Schule – das „Instituto Técnico Colombo-Aleman“ in Nueva Lérida. Die DKF-Mittel in Höhe von mehreren hunderttausend Euro wurden mit einer vom Verein nach der Vulkankatastrophe spontan in ganz Deutschland gestarteten Spendenaktion gewonnen.
    Es entstanden 12 Unterrichtsräume, ein Labor, Verwaltungsräume und sanitäre Einrichtungen. Im Januar 1989 wurde der Schulbetrieb aufgenommen.Inzwischen hat sich diese große Schule einen respektablen Ruf in der gesamten Region erworben. Sie hat ca. 1.300 Schüler.
  • Ein großes Erdbeben am 25. Januar 1999 zerstörte die Infrastruktur insbesondere in den Departamentos Quindío und Risaralda zu einem großen Teil. Die meisten Krankenhäuser, Schulen und Dorfgemeinschaftszentren waren nicht mehr funktionsfähig. Dadurch war die gesundheitliche und wirtschaftliche Entwicklung der Bevölkerung gefährdet und insbesondere die Erziehung der Jugendlichen empfindlich gestört und drohte, um Jahre zurückgeworfen zu werden. Der DKF e.V. rief damals deutschlandweit zu einer Hilfsaktion auf, die einen Erlös von 55.000, — DM (27.500 Euro) erbrachte. Damit wurde in Armenia ein kleines Schulhaus mit zwei Klassenräumen für ca. 40 Kinder errichtet.
    Schon bald erwies sich diese Schule als zu klein. Der Verein beschloss daher, sie durch den Neubau eines weiteren, jetzt aber zweigeschossigen und größeren Schulgebäudes mit vier Schulklassen zu erweitern.
    Dazu wurde zwischen dem DKF und der Stadt Armenia im Oktober 2009 ein Vertrag geschlossen, der vorsah, dass die Stadt Armenia im Gegenzug zur Schenkung des neuen Gebäudes durch den DKF e.V. den dauerhaften Betrieb der Gebäude als Schule oder Kindergarten sicherstellt. Es folgte eine mehrjährige Phase des Spendensammelns, der Planung und der Bauausführung, bis die neue Schule mit einem feierlichen Akt im April 2012 fertig an die Stadt Armenia übergeben werden konnte. Die Baukosten betrugen ca. 110.000 Euro.

  • Der Fernsehsender RTL veranstaltete im Jahr 2006 in Deutschland einen Spendenmarathon und bestimmte aus dem Spendenaufkommen in Höhe von einigen Millionen Euro die Summe von 783.000 Euro als Unterstützung für den Bau einer sehr großen und modernen Schule in Barranquilla, deren Bau von der Stiftung Pies Descalzos der Sängerin Shakira geplant und durchgeführt wurde. Dem DKF wurde das Controlling zu der von RTL beigesteuerten Summe übertragen.
    In der Folge begleitete der Verein die Baurealisierung, berichtete laufend an RTL über den Baufortschritt und wachte über den zweckmäßigen Einsatz der Spendensumme. Das Projekt wurde erfolgreich beendet und der neue Schulkomplex Anfang 2009 in Anwesenheit von Staatspräsident Alvaro Uribe und von Shakira feierlich eingeweiht.

  • Aus einem erneuten Spendenmarathon in Deutschland im Jahr 2012 stellte der Sender RTL abermals eine beträchtliche Summe – dieses Mal 423.000 Euro – zur Unterstützung eines weiteren großen Schulbauprojekts der Stiftung Pies Descalzos in Cartagena zur Verfügung. Nach dem erfolgreich abgeschlossenen Projekt in Barranquilla wurde auch dieses Mal der DKF beauftragt, die Verwaltung und das Controlling zu den RTL – Spendenmitteln zu übernehmen. Die neue Schule wurde im Frühjahr 2014 in Betrieb genommen. Sie ist eine der modernsten Kolumbiens.

In zahlreichen Fällen hat der DKF e.V. in Kolumbien weitere bedeutende Hilfen in Kolumbien geleistet – hier eine (unvollständige) Auswahl dazu:

  • Im Jahr 2010 rief der Verein deutschlandweit zu Spenden für die Unterstützung von Opfern einer großen Überschwemung im Norden Kolumbiens auf. Mehrere Tausend Euro wurden der Caritas zur Umsetzung der Hilfe vor Ort zur Verfügung gestellt.
  • Wir unterstützten mit einer Spendensammlung die Opfer eines gewaltigen Erdrutsches in Mocóa / Putumayo.
  • DKF-Mitglieder spendeten zu Beginn der Corona-Pandemie insgesamt ca.10.000 Euro, die als Soforthilfe direkt den Bedürftigen in Bogotá, Cali, Medellín und Barranquilla zugutegekommen sind.
  • Und gerade in jüngster Zeit (2020 / 2021) hat der DKF e.V. eine weitere Soforthilfe für die durch den Hurrikan Iota zu Schaden gekommenen Kolumbianer auf der Insel Providencia geleistet. Auch in diesem Fall wurde die Unterstützung durch großzüge Spenden der DKF-Mitglieder in einer Höhe von abermals ca. 10.000 Euro ermöglicht.

Zu diesen Projekten der zentralen Vereinsebene kommen viele weitere, in Eigenregie von den Niederlassungen und Freundeskreisen veranlasste bedeutende Projektunterstützungen in Kolumbien hinzu. Zu diesen sind umfangreiche Informationen unter der Rubrik „Projekte“ auf diesen Webseiten veröffentlicht.

In den vergangenen 41 Jahren hat sich im Deutsch-Kolumbianischen Freundeskreis noch sehr viel mehr als das, was hier nur stark zusammengefasst beschrieben werden konnte, ereignet. Eine Vereinschronik, die weiterführende Informationen über Herausragendes in unserer reichhaltigen Vereinsgeschichte bieten könnte, hat leider noch niemand geschrieben.

Aber für alle, die es genauer erfahren möchten, steht in der Rubrik „Kolumbien Aktuell“ auf diesen Webseiten unter diesem Link das vollständige Archiv unserer Vereinszeitschrift von Heft 1 (April 1989) bis Heft 118 (August 2022) bereit. Es ist eine sehr unterhaltsame Lektüre, in diesem Archiv zu blättern.

 

 

 

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Punto de retorno en Colombia „Zeitenwende“ in Kolumbien

    
    Beitragsautor:

     Dr. Frank Semper (Text und Bilder 2022)
     DKF Rheinland-Ruhr
     Für den Blog, 24. Juni 2022

     Alle Beitragsautoren des DKF-Blogs
     vertreten ihre persönlichen Ansichten.

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Todos/as mis amigos/as de Colombia votaron por Gustavo Petro/Francia Márquez presidente y vicepresidenta, al menos todos los que me lo dijeron.
Después de la primera vuelta, que Petro disputaba como favorito, se habían puesto nerviosos y temían que el segundo y el tercer puesto salieran juntos en la segunda vuelta. Compartieron abiertamente su elección conmigo, me enviaron mensajes, eran felices y celebraron la victoria.

El nuevo presidente electo y la vice eran los candidatos de sus sueños. Dicen que por primera vez ha ganado un verdadero ‚candidato del pueblo‘, han esperando todo la vida hasta que finalmente la izquierda llegue al poder. Petro es el primer presidente de izquierda del país y rompió otro récord, es el presidente electo más votado en la historia. El líder político logró superar los 11,2 millones de votos, según el conteo preliminar de votos. Supera Iván Duque, quien había logrado más de 10 millones en 2018, y eso con una participación electoral de 58.09 % en la segunda vuelta, la abstención más baja en 20 años. No es de extrañar que mis amigos estuvieran tan emocionados.

          Que casi todo la gente de base, estudiantes, intelectuales, artistas y los indígenas, negritudes obviamente están con Petro, además por su fórmula vicepresidencial Francia Márquez. Decenas de organizaciones de base se han sumado a Petro, y han impulsado su candidatura en regiones de Pacifico, el Caribe y la Amazonía como explicó el medio de comunicación colombianoindependiente La Silla Vacía.
         Desfavorecidos, minorías y pueblos indígenas pueden sentirse representados por este nuevo presidente electo, que asumirá al cargo en agosto. En esencia, esto corresponde a la pretensión de la constitución colombiana de 1991 de que el pueblo en toda su diversidad debe estar representado en las máximas instituciones del país, que aún no ha sido implementado en ningún gobierno nacional. Asumiendo que eso está cambiando ahora.

El triunfo de Petro/Márquez no es solo de los desfavorecidos, tambien es un triunfo de los regiones, de la Costa, del Pácifico, del Cauca, de la gente de las llanuras y selvas del Amazonas. La gran poltica oficial al nivel nacional casi por la primera vez ahora se hace no solo en la capital,
enclavada en el frio del altiplano. Todos los que conocen el Palacio de Nariño y el distrito gubernamental por fuera y dentro saben que el animo imperante de la politica oficial que prevaleció durante décadas dentro de sus muros y en los salones está determinado por su estilo y ambiente rococó, neoclasico y muy señorial, pero siempre lejos de la gente en la calle y sobre todo de la del campo.

 

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Plaza Bolivar – Zentrum-des-Landes-und-mal-ein-Ort-für-politische-Selbstdarstellung…

Petro, acusado de populismo de izquierda por su supuesto principal oponente quien luego ni siquiera llegó a la segunda vuelta, se considera más progresista para ellos. Progresista en muchos aspectos, siendo sus objetivos más importantes en la protección del medio ambiente, la preservación de las selvas tropicales únicas de Colombia y la descarbonización de la economía. Para lograr los ambiciosos objetivos, tendrá que coordinarse estrechamente con los pueblos indígenas y comunidades negras, que son claves para la conservación ambiental. Petro anució poner a Colombia „al frente en el mundo de la lucha contra el cambio climático“ y aplicar una política que reduca la
brecha exorbitante entre ricos y pobres.
Según el Departamento Administrativo Nacional de Estadística (DANE) el 39,3% de los colombianos en 2021 sufrieron de pobreza monetaria, además el 31% se encuentra en vulnerabilidad. Apenas el 27,8% de los colombianos hacen parte de la clase media y el 1,8% de los
colombianos hacen parte de la clase alta del país, comenta Paula Galeano Balaguera en Portafolio el periódico de negocios líder del país.
Ahora en Colombia sigue un desarrollo que ya ha ocurrido en otros países del hemisferio, en Chile con Gabriel Boric, en Honduras con Xiomara Castro o en Perú con Pedro Castillo. Parece que las democracias de la élite están siendo reemplazadas gradualmente por gobiernos que, de manera abrumadora, describen a la prensa en Europa como ‚populista‘ ya mis amigos como ‚progresistas‘.

          En tiempos de una guerra de agresión y aparentemente aniquilamiento en Europa, cuyos efectos se han apoderado del mundo entero, el Occidente, incluida Colombia y toda América Latina, deberá permanecer unido. Una gran pregunta será qué bagaje ideológico Gustavo Petro lleva consigo, especialmente en la política exterior, que casi nunca ha sido un gran problema para un presidente colombiano. Si se distingue claramente de los regímenes autoritarios del mundo y si seguirá manteniendo buenas relaciones con los aliados tradicionales en América del Norte y Europa.
          Este nuevo desafío para Colombia se concreta en relación a su vecino más importante, Venezuela, conectada y separada por una frontera común de 2.200 km de largo apenas monitoreada. Hace tiempo un factor dificil entre ambas naciones. Petro pretende reanudar relaciones diplomáticas con Venezuela, después de que el presidente venezolano Maduro rompiera los lazos en 2019 cuando el gobierno de Duque le negó la legitimidad del cargo. La reanudación de las relaciones es un paso necesario atrasado en un mundo transformado. Esto no quiere decir que el gobierno del país vecino en Colombia goce de gran simpatía, lo cual no es de extrañar dada la situación económica y
las limitadas libertades. Incluso si algunos de mis amigos dicen que “hace tiempo que estamos mucho peor, por lo menos
allá no assesinan a tantos líderes sociales e inocentes como en esta patria sangrienta.“
          Aparentemente, la nueva izquierda en America Latina está menos ideológicamente impulsada que de sus predecesores hace 20 años.Y uno de sus mejores enfoques es finalmente poner fin al desastroso modelo económico extractivista, la explotación despiadada de los recursos
naturales. La conservación de la naturaleza y la protección de los recursos están finalmente en lo
más alto de la agenda política.
         Por lo tanto, el resultado de las elecciones también puede leerse como un intento de superar el estancamiento y el aislamiento del mundo, que durante demasiado tiempo han sido parte del destino del país como la metáfora eterna de los cien años de soledad.


DEUTSCH
Alle meine kolumbianischen Freundinnen und Freunde haben bei der Präsidentschaftswahl am 19. Juni für Gustavo Petro und Francia Márquez als Präsident und Vizepräsidentin gestimmt, jedenfalls alle, die es mir gesagt haben. Nach den Resultaten im ersten Wahlgang, zu dem Petro als klarer Favorit angetreten war, waren sie kurzzeitig nervös geworden und hatten befürchtet, die Anhänger
des Zweit- und Drittplatzierten würden vereint bei der entscheidenden Stichwahl abstimmen.
Meine Freundinnen und Freunde teilten mir freiherzig ihren Wahlentscheid mit und schickten mir Botschaften. Nach der Wahl waren sie glücklich und feierten ausgelassen den Sieg.

         Der neugewählte Präsident und die Vizepräsidentin sind ihre Wunschkandidaten. Sie sagten, dass nun zum ersten Mal in der Geschichte des Landes ein wirklicher Vertreter des Volkes gewonnen habe, und dass sie ein Leben lang darauf gewartet haben, bis endlich einmal die Linke an die Macht gekommen sei. Petro wird der erste linke Präsident des Landes sein, und er hat noch einen weiteren
Rekord eingestellt. Er ist der Kandidat, der mit den meisten Wählerstimmen zum Präsidenten gewählt wurde. Nach der vorläufigen Auszählung der Stimmen haben mehr als 11,2 Mio. Bürgerinnen und Bürger für ihn gestimmt. Damit übertraf er die Zahl der 10 Mio. Wählerstimmen, die in der Präsidentschaftswahl 2018 für seinen Vorgänger Iván Duque abgegeben worden waren, bei einer relativ hohen Wahlbeteiligung von 58,09 % im zweiten Wahlgang und der seit zwanzig Jahren geringsten Stimmenenthaltung mit lediglich 20%. Kein Wunder, dass meine Freundinnen und Freunde so bewegt waren.

          Fast alle Basisorganisationen, Studenten, Intellektuelle, Künstler, die indigenen- und frokolumbianischen Gemeinschaften stehen auf der Seite Petros, insbesondere aber haben sie großes Vertrauen in seine Kandidatin für das Amt der Vizepräsidentin Francia Márquez. Dutzende von Basisorganisationen haben sich Petro angeschlossen und seine Kandidatur in die abgelegenen Regionen der Pazifik- und Karibikküste und der Amazonasregion getragen, stellte das unabhängige Pressemedium La Silla Vacía fest.

        Benachteiligte, Minderheiten und die indigenen Völker können sich durch den neuen Präsidenten, der im August in sein Amt eingeführt wird, vertreten fühlen. Das entspricht im Kern dem Auftrag der kolumbianischen Verfassung von 1991, demnach das Volk in all seiner ethnischen und kulturellen Vielfalt und Verschiedenheit in den höchsten Instanzen des Landes vertreten sein muss,
und den bislang noch keine Regierung verwirklicht hat. Anzunehmen, dass sich das nun ändern wird.

         Der Sieg von Petro/Márquez gehört nicht nur den Benachteiligten, zudem ist es ein Sieg der Regionen des Landes, der Küste, des Pazifiktieflandes, des Cauca und einer für die Menschen aus den Llanos und dem Amazonasbecken. Die große offizielle Politik wird nun und zum allerersten Mal nicht nur in der Hauptstadt gemacht, umhüllt von der Kälte des Altiplano. Alle die den Palacio de Nariño und das Regierungsviertel von außen und innen kennen, wissen, dass der vorherrschende Geist der offiziellen Politik, der sich über Jahrzehnte hinter den Mauern des Palastes und den Salóns eingenistet hat, bestimmt ist durch einen hochherrschaftlichen Stil und einem Ambiente aus  Rokoko und Neoklassizismus.

Plaza-Bolívar-2-....-mal-ein-Ort-der-Selbstvergessenheit-beim-Taubenfüttern--scaled                       Plaza-Bolívar  …-mal-ein-Ort-der-Selbstvergessenheit-beim-Taubenfüttern

          Petro, der von seinem schärfsten Widersacher, der dann nicht einmal die Stichwahl erreichen sollte, ls Linkspopulist bezeichnet wird, halten meine Freundinnen und Freunde für progressiv.
Progressiv in mehrfacher Hinsicht, weil er sein Hauptaugenmerk auf den Schutz der Umwelt richtet, die Bewahrung und den Schutz der einzigartigen tropischen Wälder, deren Bestand in den letzten Jahren dramatisch abgenommen hat, und die Dekarbonisierung der Wirtschaft. Um die anspruchsvollen Ziele zu erreichen, wird er sich eng mit den indigenen Völkern und afrokolumbianischen Gemeinschaften abstimmen müssen, denn sie nehmen die Schlüsselrolle beim Umwelt- und Ressourcenschutz ein.

          Petro hat angekündigt, Kolumbien an die Spitze im Kampf gegen den weltweiten Klimawandel zu führen und eine Politik zu verfolgen, um die riesige Kluft zwischen Armut und Reichtum zu verringern. Nach Angaben des nationalen Statistikinstitutes DANE aus dem Jahr 2021 sind 39,3 % der Kolumbianer/innen arm und ein weiteres Drittel droht in die Armut abzurutschen. Lediglich 27,8% sind zur Mittelschicht zu zählen und geschätzte 1,8% gehören der Oberschicht an.

          In Kolumbien erfolgt nun eine Entwicklung, wie sie sich zuvor schon in anderen Teilen der Hemisphäre und bei allen Unterschieden im Einzelnen abgezeichnet hat, in Chile mit Gabriel Boric, in Honduras mit Xiomara Castro oder in Perú mit Pedro Castillo. Es sieht so aus, als würden die “Demokratien der Eliten” schrittweise ersetzt durch Regierungen, die die Leitmedien in Europa überwiegend als “populistisch” und meine Freundinnen und Freunde als “progressiv” bezeichnen.

         Zu Zeiten eines in Europa herrschenden Angriffs- und mutmaßlichen Vernichtungskrieges, dessen Auswirkungen die ganze Welt betreffen, muss der Westen, und das schließt Kolumbien und ganz Lateinamerika ein, geschlossen auftreten. Eine große Frage wird sein, welch ideologischen Ballast Gustavo Petro noch mit sich trägt, und das betrifft in besonderer Weise auch die zukünftige Außenpolitik des Landes, ein für die kolumbianischen Präsidenten bislang eher untergeordnetes Thema, sieht man einmal von den Beziehungen zu den Vereinigten Staaten ab. Inwieweit sich der zukünftige Präsident Petro von den autoritären Staaten der Welt abgrenzen wird und in welcher Art und Weise er die traditionell guten Beziehungen zu Nordamerika und Europa festigen kann.

          Die neue Herausforderung für Kolumbien konkretisiert sich in Bälde im Verhältnis zum wichtigsten Nachbarland Venezuela, verbunden und getrennt durch eine gemeinsame 2200 Kilometer lange Grenze, die kaum zu kontrollieren ist und deren natürliche Durchlässigkeit seit einiger Zeit zum Zankapfel zwischen beiden Nationen geworden ist. Petro beabsichtigt die diplomatischen
Beziehungen zu Venezuela wieder aufzunehmen, nachdem der venezolanische Präsident Maduro die offizielle Verbindung im Jahr 2019 gekappt hat, weil die Regierung Duque die Rechtmäßigkeit seines Mandates negiert. Die gegenseitige Wiederaufnahme der Beziehungen ist ein notwendiger und überfälliger Schritt in einer sich stark wandelnden Welt.
Damit soll nicht gesagt sein, dass sich die Regierung des östlichen Nachbarlandes in Kolumbien großer Sympathien erfreut, was in Anbetracht der allgemeinen wirtschaftlichen Situation und den eingeschränkten Grundfreiheiten jenseits der Grenze auch wenig verwunderlich erscheint.
Auch wenn einige meiner Freundinnen und Freunde sagen, dass “wir seit einiger Zeit noch schlechter dastehen, dort werden immerhin nicht so viele unschuldige Sozialaktivisten ermordet wie in unserem blutrünstigen Vaterland.”

          Augenscheinlich ist die neue Linke in Lateinamerika weniger von Ideologie getrieben als ihre Vorgänger/innen vor beinahe zwanzig Jahren. Und zu ihren wichtigsten Ansätzen gehört es, dem verhängnisvollen Wirtschaftsmodell des ‚extractivismo‘, der unkontrollierten Ausbeutung von Naturressourcen, ein Ende zu setzten. Natur- und Ressourcenschutz stehen nun ganz oben auf der politischen Agenda.
Insgesamt lässt sich das Wahlergebnis auch als der Versuch deuten, den Stillstand und die Weltabgeschiedenheit des Landes zu überwinden, die so lange schon das Schicksal Kolumbiens zu sein schienen, wie die ewig geltende Metapher von ‚Hundert Jahre Einsamkeit‘.

 

 

 

Ein Kommentar zu Dr. Frank Sempers Beitrag vom 04.12.2021 zu „Kolumbien, fünf Jahre nach dem Friedensschluss“

Sehr geehrte Leser,
der DKF-Blog ist eine lebendige Plattform von Meinungen und Kommentaren zum Geschehen im aktuellen deutsch-kolumbianischen Umfeld. Kürzlich erreichte uns diese Zuschrift zum Blog-Beitrag von Dr. Frank Semper vom 04.12.2021 zu „Kolumbien, Fünf Jahre nach dem Friedensscluss“.

    
    Beitragsautor:

     Wolfgang Goede
     DKF München
     Für den Blog im Januar 2022

     Alle Beitragsautoren des DKF-Blogs
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Vielen Dank Frank Semper für den kritischen Röntgenblick in die aktuelle Friedensarchitektur Kolumbiens. Drei ergänzende Perspektiven dazu:

Insgesamt hilft für das grundsätzliche Verständnis Wade Davis‘ synoptische Sicht. Seine lesenswerte Historie „Magdalena“ enthält eine Wertschätzung beider Präsidenten, den Falken Uribe und die Taube Santos. Aus dem Konzert von militärischer Offensive und Verhandeln ging der nunmehr fünf Jahre alte Friedensvertrag hervor => https://www.dkfev.de/downloads/KA_Archiv/ka_114_plus.pdf. Beide Friedensarchitekten sind hochkontrovers — natürlich: Wer sich bei Kolumbiens jahrhundertelanger Gewalthistorie auf diesen heißen Stuhl setzt, gerät in Gefahr, selber Feuer zu fangen.

Wie CAPAZ Direktor Professor Stefan Peters nicht müde wird zu betonen, auch bei seinem DKF Vortrag, steht und fällt der Frieden in Kolumbien mit einem Ausgleich der ungleichen Besitzverhältnisse und sozialen Gegensätze — diplomatisch gesagt: Hier ist noch sehr viel Luft nach oben ==>> https://www.dkfev.de/downloads/CAPAZ_DKFEV.pdf. Der politische Wille dazu, besonders auch in der Mittelklasse, könnte einen Booster vertragen.

Das Geschäftsmodell jeder Art von Kriminalität bleibt Kokain. Nicht nur für die Narcos. Vor Jahren ist die Guerilla bereits vom anstrengenden Kidnapping/Menschenhandel auf Coca-Trafficking umgestiegen. Mit exponentiell anwachsenden Profiten, getrieben vom Koka-Bonanza in Europa. Der Rohstoff, die Cocapflanze, gedeiht in Kolumbiens Klimagürtel wie Unkraut. Ihr Anbau bleibt infolge der unwegsamen Geografie unkontrollierbar (räumt auch die Biden Regierung ein). Die Befriedung Kolumbiens führt deshalb möglicherweise nur über eine Legalisierung von Kokain ===>>> https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/koks-ja-bitte-1

 

 

Kolumbien, fünf Jahre nach dem Friedensschluss

    
    Beitragsautor:

     Dr. Frank Semper (Text und Bilder)
     DKF Rheinland-Ruhr
     Für den Blog im Dezember 2021

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“Colombia hoy es un símbolo de paz en el mundo. El mensaje fundamental es: en un mundo en el que hay divisiones geopolíticas, conflictos interminables, multiplicación de nuevas guerras, Colombia dice que este es el momento de invertir en la paz.“
(UN Generalsekretär António Guterres anlässlich seines Kolumbien Besuches vom 22.-24 November 2021)

„Lamentablemente la violencia política define el ethos de nuestra sociedad, ya que en Colombia se ha borrado la diferencia entre combatientes y población civil.”
(Doris Salzedo, anlässlich der Ausstellung ihres jüngsten Werks ‘Vidas robadas’ zu Ehren der während des Paro Nacional Getöteten, Juni 2021)

“Colombia is no longer at war, but it is not yet at peace.“
(The Economist, November 2021 )

„Der Frieden in Kolumbien ist relativ.“
(Sonderbeauftragter des deutschen Aussenministers für die Unterstützung des Friedensprozesses in Kolumbien( Tom Koenigs (2017)


Fünf Jahre nach der Unterzeichnung des Friedensabkommens (Acuerdo Final) vom 24.11.2016 zwischen dem Präsidenten Juan Manuel Santos und dem Kommandanten der FARC, Rodrigo Londono, schaut die internationale Öffentlichkeit mit Sympathie auf Kolumbien, umso mehr, als inzwischen in weiten Teilen der Welt die Zahl der blutigen Konflikte zugenommen hat.

Das Land hat viel erreicht. Die Arbeit der im Rahmen des Abkommens neu geschaffenen Institutionen wird zu Recht gelobt und darf als beispielhaft gelten. Die Wahrheitskommission und die Sondergerichtsbarkeit für den Frieden (JEP) wühlen sich mit unermüdlichem Engagement durch riesige Aktenberge, befragen Tausende von Zeugen und transkribieren ihre Aussagen. Die Wahrheitskommission wird durch den erfahrenen Jesuitenpater Francisco de Roux seit ihrer Gründung mit Augenmaß und Gottvertrauen hervorragend geleitet. Der bald vorgelegte Abschlussbericht wird mit Spannung erwartet, weil er die Zäsur zwischen dem Kolumbien des bewaffneten Konfliktes und dem zukünftigen Weg des Landes aufzeigen wird.

Seit einem Jahr steht an der Spitze der JEP der ehemalige Vorsitzende des Verfassungsgerichtshofes und einstige Defensor del Pueblo Eduardo Cifuentes,, einer der versiertesten und angesehensten Juristen Lateinamerikas. Daneben arbeiten viele weitere ehrenwerte Persönlichkeiten Tag für Tag daran, den fundamentalen Rechten der Menschen nach Wahrheit und Wiedergutmachung Geltung zu verschaffen, mit dem festen Willen, aus Kolumbien ein besseres Land zu machen.

Und dennoch sind die noch unbewältigten Probleme gewaltig. Viele KolumbianerInnen haben nicht den Eindruck in einem befriedeten, meinungsoffenen und gerechten Staat zu leben. Erst recht nicht nach den Gewaltexzessen während des Paro Nacional (Nationalstreik) in diesem Sommer. Und so fällt das durchaus berechtigte Lob des UN-Generalsekretärs auch deshalb ein wenig zu überschwänglich aus, weil sich die Vereinten Nationen den Friedensprozess in Kolumbien auch als Erfolg auf ihre eigenen Fahnen schreiben möchten. In einer Welt, deren Konflikte zusehends unübersichtlicher geworden sind, erscheint das institutionelle System in Kolumbien zwar gefestigt und politische Auseinandersetzungen und Wahlkämpfe um die Macht im Staate werden überwiegend mit demokratischen Mitteln geführt, allerdings profitieren von der neu gewonnen Normalität nicht alle im gleichen Maße, und die andauernde Pandemie hemmt das wirtschaftliche Entwicklungspotential Kolumbiens erheblich. Bemerkenswert ist allerdings, dass Kolumbien bei  allen Defiziten in punkto Menschenrechte und einer fortgesetzt prekären Sicherheitslage in vielen peripheren Zonen, doch so etwas wie ein regionaler Stabilitätsanker geworden ist, während sich das einst blühende Nachbarland Venezuela in ein Schattenreich verwandelt hat, das die Menschen in Scharen verlassen.

Friedensdialog zwischen Santos und FARC-Kommandant Rodrigo Londono (“Timoschenko“) Eine Videoinstallation auf dem 45 Salón Nacional de Artistas (2019)

I
Die Vorkommnisse während des Paro Nacional, der am 28. Mai 2021 ausgerufen wurde und über Wochen zu landesweiten Protesten führte, verbunden mit einer Vielzahl von Gewaltopfern, hat die JEP in einer aufschlussreichen Begutachtung politisch und historisch einzuordnen versucht.

Gravedad de la situacion de derechos humanos en Colombia
El caso del paro nacional y sus repercusiones sobre el Sistema Integral para la Paz (28 de abril al 30 de mayo de 2021)
https://www.jep.gov.co/Sala-de-Prensa/Documents/Gravedad%20de%20la%20situaci%C3%B3n%20de%20derechos%20humanos%20en%20Colombia_PN_VF.pdf?csf=1&e=cgsxbu

Die Geschehnisse des Sommers 2021 sind hinsichtlich der Zahl der Todesopfer unter den Demonstrierenden sowie offenbar geplanter sexueller Übergriffe auf DemonstrantInnen durch die staatlichen Sicherheitskräfte und die Sonderpolizeieinheit ESMAD in dieser Form und Anzahl in der Vergangenheit noch nie registriert worden. Und seit den Unruhen in den 1970er Jahren und dem noch weiter zurückliegenden „Bogotazo“ von 1948, dem bewaffneten Volksaufstand nach der Ermordung des radikalliberalen Führers Gaitan, lagen in Bogotá nicht mehr so viele Gewalttote auf den Straßen wie in diesem Jahr.

Die aktuelle Lage ist daher grundsätzlich verschieden von den Gewaltszenarien, die sich jahrzehntelang in den abgelegenen Landesteilen, im Amazonasgebiet, in der Pazifikregion, in Catatumbo, Magdalena Medio, Bajo Cauca, Montes de María etc. abgespielt haben und immer noch abspielen, weit weg und vor den Augen einer nationalen wie internationalen Öffentlichkeit weitgehend verborgen, Verabscheuungswürdige Praktiken, die man glaubte durch den Friedensschluss überwunden oder jedenfalls hinter sich gelassen zu haben.

Doch seit Inkrafttreten des Friedensabkommens steigt auch die Zahl von Morden an Sozial- und FriedensaktivistInnen kontinuierlich und das hat (noch immer) nicht dazu geführt, dass die kolumbianische Regierung die eklatantesten Defizite beim Menschenrechtsschutz in den Griff bekommt, indem sie u.a. in den von den FARC geräumten Territorien konsequent Präsenz zeigt, den gefährdeten Personengruppen den geeigneten Schutz zukommen lässt und wirkungsvolle zivile Institutionen aufbaut.

Gedenksäule für die von den FARC 2006 getöteten consejales in Rivera (Departamento Huila)

II
Der Amtsvorgänger des derzeitigen Präsidenten Duque, Friedensnobelpreisträger Juan Manuel Santos, hat die internationale Kritik während seiner Regierungszeit stets mit Bedacht aufgenommen und in seine Politik integriert, im Sinne des Landes und zum Wohle seiner Landsleute. Gegenüber den westlichen Regierungen ist er in Menschenrechtsfragen – in allen anderen Politikbereichen gab es sowieso kaum Differenzen – als verlässlicher Partner aufgetreten und hat sich große Anerkennung erworben. Sein internationales Ansehen fusst auf seinem Einsatz für den Frieden, der als ehrlich und uneigennützig angesehen wird und nicht als bloßes diplomatisches Agieren im Ränkespiel kalkulierter Machtinteressen.

Doch auch zu seiner Person sollten einige kritische Fragen erlaubt sein, die bislang unbeantwortet geblieben sind, erneut und umso mehr nach seiner wortreichen Erklärung gegenüber der Wahrheitskommission am 11.Juni 2021 hinsichtlich der Verstrickung des Staates und seiner obersten Repräsentanten in dem vor der JEP verhandelten Makro-Fall 003 der sog. „falsos positivos“. Dabei ging es insbesondere um Fragen seiner persönlichen wie politischen Verantwortung als Verteidigungsminister im Kabinett seiner Vorgängers Uribe in den Jahren 2006-2009. Die umfangreiche Erklärung vor der Wahrheitskommission wirft mehr Fragen auf, als sie zu beantworten vermag.

Santos wird sich auf seinen Auftritt vor der Wahrheitskommission gründlich vorbereitet haben. Er weiß, dass jede seiner Einlassungen zum bewaffneten Konflikt besonderer Aufmerksamkeit und anschließender politischer Analyse zuteil wird. Daher musste seine Erklärung überzeugend und ehrlich sein und seine Rolle als Friedensarchitekt in all ihrer Komplexität und Verantwortungsbereitschaft darstellen. Und so ist seinem Auftritt nicht nur die Makellosigkeit eines hehren moralischen Anspruchs abzulesen, sondern zugleich ein Bekenntnis zu den eigenen politischen wie persönlichen Fehlern während seiner Zeit als Verteidigungsminister sowie die Bereitschaft aus den Fehlern für sein anschließendes Handeln gelernt und die richtigen Schlüsse gezogen zu haben. Umso strahlender fällt dann die Bewertung der anschließenden eigenen Präsidentschaft aus.

Zurück zu den Fakten.

Eine stichhaltige Begründung für die hohe Zahl der ermordeten “falsos positivos“ durch Angehörige der Streitkräfte hat der frühere Präsident und Verteidigungsminister nicht liefern können. Er hat zwar die Angehörigen der Opfer um Verzeihung gebeten, dennoch haben wir es überwiegend mit einer Verteidigungsrede in eigener Sache zu tun. Santos behauptet über seine Zeit als Verteidigungsminister dem Präsidenten untergeordnet gewesen zu sein, keine eigenständige Politik betrieben zu haben oder betreiben zu können, als die des Präsidenten. Man fragt sich, ob Santos an einen Rücktritt gedacht haben mag, als er einsehen musste, dass Uribe in keinster Weise an Verhandlungen mit den FARC interessiert war, sondern ausschließlich auf deren militärische Bekämpfung und vollständige Vernichtung setzte. Santos geht es heute darum, die politische Verantwortung auf den damaligen Präsidenten Uribe abzuwälzen, der aus seiner Sicht bei der Bekämpfung von „Narcoterroristen“, und als solche behandelte Uribe die FARC-Guerilla, die Anwendung des humanitären Völkerrechts a priori ausschließen konnte und wollte.

Santos beruft sich darauf, eine Politik der Implikation der Menschenrechte und des humanitären Völkerrechts bei den Streitkräften in Absprachen mit der internationalen Gemeinschaft und den Vereinten Nationen initiiert und umgesetzt zu haben. Trotz aller Bemühungen in der Schulung des Militärs bei Fragen der Menschenrechte und des humanitären Völkerrechts kommt er
in der Rückschau zu der Erkenntnis, dass der Konflikt zu Beginn seiner Amtszeit durch eine Militärdoktrin gekennzeichnet gewesen sei, wie sie die USA bei der Bekämpfung des Vietkong in Vietnam verwendet haben, die darin bestand, ohne Rücksicht auf die militärische oder zivile Herkunft der Opfer lediglich die Zahl der Gefallenen zum Gradmesser des militärischen Erfolges zu machen. Präsident Uribe habe diese katastrophale Doktrin gefördert, er habe aber ihm (Santos) nach dem durch ihn eingeleiteten Kurswechsel bei der Bekämpfung der Farc auch nicht widersprochen oder ihm dahingehende Anweisungen erteilt.

Durchweg Aussagen, die in höchstem Maße problematisch und widersprüchlich sind, die auch nicht durch den 2016 erfolgten Friedensschluss zu einer rein akademischen Frage für HistorikerInnen geworden sind.

Doris Salzedo ‘Fragmentos’. Das Contramonumento des Friedens errichtet aus 37 Tonnen vernichteter
Kriegsmunition der FARC

III
Die FARC haben sich aufgelöst und zu einer politischen Partei gewandelt, die zunächst ihr Akronym bei veränderter Bedeutung beibehalten wollten. Bei den Parlaments- und Präsidentschaftswahlen 2018 holten sie nur wenige Stimmen, sind aber dennoch mit zehn Sitzen im Kongress vertreten, wie es der Friedensvertrag vorsieht. Inzwischen haben sie sich in “Comunes“ umbenannt.

Die einstigen FARC-EP waren in den von ihnen kontrollierten Gebieten auch ein militärisch straff organisierter Ordnungsfaktor, der eine gewisse Stabilität, so willkürlich und menschenverachtend sie auch ausgeübt wurde, aufrechterhalten konnte. Das ist ein entscheidender Grund, warum mit den FARC als Organisation überhaupt (Friedens-) Gespräche möglich waren, die vor fünf Jahren zum Friedensschluss geführt haben.

Mit dem Ejercito de Liberacion Nacional (ELN) gestaltet sich ein Dialog ungleich schwieriger, weil sich diese zahlenmäßig kleinere Guerilla durch ihre dezentrale und unbeständige Organisationsform ganz gezielt jeglicher Verantwortung konsequent verweigert. Die Regierung Santos war sich darüber im Klaren, dass ein umfassendes Friedensabkommen auch den ELN hätten mit einschließen müssen. Doch dazu ist es nicht gekommen. Der von der Regierung zu den Verhandlungen (zwischen 2013-2017) entsandte General des Heeres, Eduardo Herrera Berbel, hat ein Buch über seine Erfahrungen zur Verhandlungsstrategie mit den ELN geschrieben, in dem er ausgesprochen offen und selbstkritisch über die Fehler und Versäumnisse des Dialogs spricht. Die Regierungsseite sei unzureichend vorbereitet in die Gespräche gegangen, in der Annahme, man könne das in den Verhandlungen mit den FARC eingeübte Procedere und die erzielten Ergebnisse in ähnlicher Form auf den ELN übertragen. Doch der ELN sei nicht bereit zum Friedensschluss gewesen, sondern habe die Regierungsposition lediglich auf ihre Ernsthaftigkeit hin prüfen wollen.

Als mutmassliche Angehörige des ELN am 17. Januar 2019 ein Attentat mit einer. Autobombe auf die Escuela de Cadetes de Policia Grl. Santander in Bogotá verübten, bei dem über zwanzig junge Kadettenschüler getötet und über einhundert verletzt worden waren, wurden die Friedensgespräche, die inzwischen in Quito, Ecuador von Regierungsseite durch den ehemaligen Umweltminister und späteren kolumbianischen Botschafter in Berlin, Juan Mayr Maldonado, geführt wurden, offiziell für beendet erklärt. Offizielle Gespräche sind bis heute nicht wieder aufgenommen worden. Ob auf informeller Ebene zwischen Regierung und ELN wieder gesprochen wird, ist von keiner Seite verlautbart geworden, aber nicht einmal unwahrscheinlich und in Anbetracht der desolaten Menschenrechtslage in den Zonen, in denen der ELN Territorialgewalt ausübt, nicht nur wünschenswert, sondern notwendig, um weiterem Blutvergießen Einhalt zu gebieten. Nach Einschätzung von General Herrera Berbel stünden die Chancen hierfür gar nicht einmal so schlecht.

Den ELN zur Aufgabe zu zwingen wird nicht die einzige knifflige Herausforderung im Bereich der inneren Sicherheit für die nächste kolumbianische Regierung darstellen. Die BürgerInnen erwarten auch überzeugende Lösungen, wie dem grassierenden Bandenunwesen versprengter und wiederholt neu formierter paramilitärischer Gruppen und Guerilla-Dissidenten Einhalt geboten werden kann.

¿Un proceso de paz inútil? Eduardo Herrera Berbel, Editorial Planeta, Bogotá, 2021 – Kindle Version , € 8,99

Ein Detail aus ‚Rios y Silencios‘, der monumentalen Arbeit von Juan Manuel Echavarría im MAMBO Bogotá (2017)

IV
Kolumbien ist neuerdings auch in den Fokus internationaler Flüchtlingsströme geraten. Ausländische Flüchtlinge bewegen sich nicht nur zu Tausenden über das Mittelmeer oder versuchen von Mexiko aus in die Vereinigten Staaten zu gelangen. Inzwischen existiert auch ein Massenexodus durch das Dschungelgebiet des Darien zwischen Kolumbien und Panama. Noch vor zwanzig Jahren war diese Route Herausforderung und Verlockung zugleich für abenteuerlustige Traveller, die das fehlende Teilstück der Carretera Panamericana nicht mit dem Flugzeug überqueren wollten. Schon bevor sich in den 1990er Jahren ein allgemeines Bewusstsein von der einzigartigen biologischen Artenvielfalt dieser Region entwickelte, die den Erhaltungsgedanken in den Vordergrund rückte, hatten die am Panamakanal residierenden Vereinigten Staaten keinerlei Interesse diese Region zu erschließen, sei es um eine Ausbreitung der Maul- und Klauenseuche zu verhindern, sei es um den Drogenschmuggel aus Kolumbien zu erschweren. Niemand wollte wirklich diesen „Stöpsel“ ,wie der Tapon del Darien genannt wird, aus der Flasche ziehen, nicht die dort lebenden indigenen Gemeinschaften der Kuna und Emberá, nicht die eingedrungenenKolonisten und erst recht nicht die sich ausbreitenden marodierenden Banden aus ELN und paramilitärischen Verbänden, die sich nunmehr nicht nur am Drogengeschäft, sondern in wachsendem Maße am illegalen Menschenhandel bereichern.

Kann man sich wirklich vorstellen, welche Tragödien sich heutzutage auf diesem nunmehr ausgetrampelten Dschungelpfad zwischen dem Río Atrato und der Straßenanbindung in Yaviza (Panama) abspielen? Mehr als 100.000 Menschen sollen in diesem Jahr durch den Darien geschleust worden sein. Eine unfassbare Zahl für einen noch vor kurzem überwucherten Dschungelpfad, auf dem dem einsamen Wanderer vor zwanzig Jahren noch Tapir und Jaguarentgegenkamen. Die Flüchtlinge auf dieser Route, in ihrer großen Zahl HaitianerInnen und
Menschen aus aller Herren Länder, die in Südamerika gestrandet sind, werden von dem einstigen Tierreichtum so gut wie nichts erfahren, außer Moskitos, Zancudos, Jejen, den ewigen Plagen des kolumbianischen Regenwaldes. Sie werden die unaufhörlichen Regenfälle nicht vergessen, die die zu querenden Flüsse in reißende und lebensgefährliche Hochwasser verwandeln und die bewaffneten Banden, die ihnen den beschwerlichen Weg zu Hölle machen. Wer Panama-City erreicht, hat überlebt, mehr auch nicht, denn das Sehnsuchtsziel, die Vereinigten Staaten sind auch dort in weiter unerreichbarer Ferne.

 

Schamanen aus Gold: Die „tunjos“ aus dem Hochland Kolumbiens

    
     Beitragsautorin:

     Dr. Doris Kurella
     Stuttgart
     Für den Blog im Juli 2021


Alle Fotos: Anatol Dreyer, Linden-Museum Stuttgart
(Klick -auch mehrfach – auf die Bilder vergrößert)


Zur Person von Frau Dr. Kurella

Dr. Doris Kurella, geb. 1957, hat Altamerikanistik und Ethnologie studiert.  Im Jahre 1987 begann sie mit Ihrem Promotionsvorhaben zu den präkolumbinischen Völkern Kolumbiens, das sie Anfang 1992 abschloss. Während dieser Zeit verbrachte sie 1 Jahr in Kolumbien, um in den Archiven in den Dokumenten aus dem 16. Jahrhundert zu forschen. Auch im „Archivo de Indias“ in Sevilla verbrachte sie mehrere Monate. 1997 ist Frau Dr. Kurella als Leiterin des Referats „Lateinamerika“ am Linden-Museum in Stuttgart tätig. Seit 2004 ist sie zusätzlich stellvertretende Direktorin. Sie führte mehrere Sonderausstellungen (u. a. „Amazonas-Indianer: LebensRäume – LebensRituale – LebensRechte“)
durch.


Das Hochland Kolumbiens, genauer gesagt die „Altiplano Cundiboyacense“ genannte Hochebene in der östlichen Kordillere war in der vorspanischen Zeit Schauplatz beeindruckender Rituale, großer Märkte, überregionaler Handelsbeziehungen und ausgeprägter handwerklicher Kunst: Die nördlich der heutigen Hauptstadt Kolumbiens, Santa Fé de Bogotá, gelegene Region beherbergte eines der größten und bedeutendsten Völker des präkolumbischen Amerikas, die der Sprachgruppe der Chibcha angehörigen Muisca.

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt geht man davon aus, dass die Vorfahren der Muisca aus dem zentralamerikanischen Raum, also Costa Rica und Panamá, eingewandert sind und zwar im 8. Jh. n. Chr. Mit den Chibcha-Völkern Zentralamerikas verbanden die Muisca nicht nur ihre Sprache, sondern auch prägnante Elemente ihrer Religion, die ihren Ausdruck fanden in der Gestaltung ihrer religiösen Kunst. Aber auch Einflüsse aus dem südamerikanischen Andengebiet sind klar zu erkennen.

Die Muisca

Das Volk der Muisca ging nach der Eroberung durch die Spanier im Jahr 1536 n. Chr. in der Mestizenbevölkerung auf. Ihre Sprache verschwand im 18. Jh., nachdem es schon fast einhundert Jahre lang keine Muisca-Siedlungen mehr auf dem Altiplano gegeben hatte. Um etwas über dieses Volk zu erfahren und seine Hinterlassenschaften zu verstehen, bleiben nur die historischen Wissenschaften der Archäologie und Ethnogeschichte.

Die Archäologie hat es jedoch schwer. Die kolumbianische Hauptstadt Santa Fé de Bogotá  belegt  auf
der Skala der am schnellsten wachsenden Städte der Welt nach Lagos (Nigeria) den zweiten Platz. Dieses  unkontrollierte Wachstum wilder Siedlungen zerstört archäologische Stätten, bevor sie überhaupt dokumentiert werden können. Begonnen haben dieses zerstörerische Werk jedoch bereits die spanischen Eroberer, die ihre Niederlassungen genau dort gründeten, wo die Paläste der Könige standen, und ihre Kathedralen und Kirchen errichteten, wo vorher in indianischen Heiligtümern Naturgottheiten verehrt wurden. Darüber hinaus fordert die rasch anwachsende Agroindustrie ihren Preis. Aus immer mehr Wiesen werden Felder, aus denen schon beim ersten Spatenstich Keramikobjekte und kleine Goldfigürchen ans Tageslicht befördert werden.

98 % der Goldobjekte des Museo del Oro in Bogotá stammen aus solchen Zufallsfunden oder gezielten Raubgrabungen. Die Fundumstände fehlen und die Wissenschaft ist auf kunsthistorische Interpretationen angewiesen, die letztlich nur schwer belegbar sind.

Erfreulicher stellt sich die Ethnogeschichte dar. Das kolumbianische Nationalarchiv besitzt große Schätze in Form von Dokumentenbündeln aus dem 16. Jh. Darunter sind Berichte von Teilnehmern der Eroberungszüge, allen voran der zu Zwecken der Missionierung mitgereisten spanischen Priester. Diese verfügten im Gegensatz zu den meisten Eroberern über eine gehobene Bildung. Einer der wenigen spanischen Feldherrn, der nicht dem niederen Adel der „Hidalgos“ angehörte und sich deswegen gewählt ausdrücken konnte, war einer der Eroberer des Muisca-Reiches, Gonzalo Jiménez de Quesada. Seine Berichte gehören zu den wertvollsten Quellen. Als weiterer Vorteil erwies sich für die Geschichtsschreibung, dass sofort nach der Gründung der spanischen Stadt Santa Fé de Bogotá dort eine „audiencia“, eine zentrale spanische Justiz- und Verwaltungsbehörde eingerichtet wurde. Diese „Audiencia de Santa Fé“ schickte Beamte, die „oidores“ aus, um Volkszählungen und eine Vielzahl anderer Erhebungen zur Festsetzung der Steuer und der Klärung von Besitzansprüchen durchzuführen. Die Akten dieser Beamten sind die Grundlage für die Erforschung der Kultur der Muisca zum Zeitpunkt der spanischen Eroberung. Der  überwiegende Teil der Kenntnisse, die im Folgenden dem Leser die Kultur der Muisca nahebringen mögen, stammen aus den Dokumenten des kolumbianischen Nationalarchivs.

Das Volk

Die über ein Gebiet von annähernd 20.000 qkm verteilt lebenden Musica – man geht heute von ungefähr einer Million Einwohnern aus – waren vorwiegend Bauern. Ihre Siedlungsgebiete grenzten sich durch niedrige Bergketten voneinander ab. Die Bauern lebten mit ihren Großfamilien in Häusern, die in unmittelbarer Nähe der Felder errichtet waren. Sie bauten vorwiegend Mais und Bohnen sowie Kürbisse, Kartoffeln und andere Knollenfrüchte an. Um einen möglichst hohen Ertrag zu erzielen, legten die Bauern in sumpfigem Gelände Hochbeete an, die durch kleine Kanäle voneinander getrennt waren. In diese Kanäle fielen die Pflanzenabfälle, die man dann regelmäßig als Dünger wieder auf die Beete schaufelte. Diese Anbaumethode ist in ganz Amerika sehr weit verbreitet. Leicht lässt sich der Ertrag eines solchen Hochbeetes auf das 20-Fache eines einfachen Feldes steigern. An den Randgebieten des klimatisch ansonsten recht einheitlichen Siedlungsgebietes baute man je nach Höhe und Niederschlagsmenge noch süßen Maniok und vor allem Baumwolle an.

Als Proteinlieferanten dienten Fische und erlegtes Wild. Schafe, Hühner und Schweine kamen erst mit den spanischen Eroberern ins Land.

Über ihre reichhaltige Nahrungsgrundlage hinaus verfügten die Muisca jedoch noch über Bodenschätze, die ihnen als wertvolle Tauschwährung im Handel mit Völkern aus den feuchtheißen Regionen des Magdalena-Tals oder dem Ostrand der Anden dienten. Dazu gehören die Solequellen nahe der heutigen Hauptstadt Bogotá, aus denen große Mengen an Speisesalz gewonnen wurden, die man, zu Salzlaiben geformt, leicht transportieren konnte. Von großer Bedeutung waren zudem Smaragdvorkommen.

Neben den Streusiedlungen der Bauern gab es Dörfer, in denen Handwerker wie  Goldschmiede und Töpfer lebten. Den größten Teil der Dorfbevölkerung stellten jedoch die Bediensteten der Häuptlinge, die im Zentrum der Dörfer in mit Holzzäunen umgebenen großen Häusern lebten. Sie zogen Steuern von den Bauern ein, bewahrten den abgelieferten Mais, die Baumwolltücher, Salzlaibe und vieles andere in ihren Höfen auf und gaben in regelmäßigen Abständen einen erheblichen Teil an den König eines der drei Muisca-Königreiche weiter. Neben ihrer Funktion als Steuereintreiber für den König hatten diese Häuptlinge jedoch noch weitere wichtige Aufgaben: sie waren gleichzeitig die religiösen Oberhäupter ihrer Gebiete und damit für das Wohlergehen der Bevölkerung verantwortlich.

Die Königreiche

Als die Eroberer einer Handelsroute aus dem Magdalena-Tal folgend das Gebiet der Muisca erreichten, nahmen sie drei große Machtbereiche wahr: das Territorium des „Zipa“ genannten Königs im Süden, nahe der heutigen Hauptstadt. Sein großer Widersacher, „Zaque“ genannt, beherrschte ein ähnlich ausgedehntes Gebiet im Norden des Altiplano. Als dritter, gleichrangiger Herrscher galt der König von Sogamoso, der gleichzeitig eine besondere Stellung als Hüter des Hauptheiligtums der Muisca einnahm. Diese drei Herrscher waren nicht nur an der Spitze der Sozialpyramide der Muisca, sondern sie waren auch die religiösen Oberhäupter der jeweiligen Königreiche. Sie hielten die bedeutendsten Rituale ab, führten Kriege zur Unterwerfung eines der anderen beiden Reiche, verteidigten das Gebiet gegen Angriffe aus den tropischen Regionen und bildeten eine Kriegerkaste aus, die für die Bewachung der Grenzen aller drei Reiche gegen äußere Feinde zuständig war.

Die Religion

Die Religion der Muisca war der Schamanismus. Im Zentrum des Schamanismus steht der gleichnamige Schamane, ein Mensch, der im Gegensatz zu einem Priester unserer Auffassung, seine Seele von seinem Körper abtrennen und auf eine Reise zu den verehrten oder gefürchteten Göttern schicken kann. Die Grundlage für den Schamanismus liefert das Weltbild der beseelten Natur. Alles in der Natur ist ein Lebewesen und hat eine Seele. Pflanzen, Tiere, Flüsse, Seen, Berge, alles ist beseelt, empfindsam, verwundbar, und muss dementsprechend behandelt werden. Der Mensch ist durch Opfergaben und andere Respektsbezeugungen in Form mehr oder weniger aufwendiger Rituale dazu verpflichtet,
sich im Einklang mit seiner natürlichen Umgebung zu befinden. Kommt dieser Einklang ins Ungleichgewicht – beispielsbeispielsweise durch das Ernten von Kartoffeln ohne sich vorher bei der Mutter Erde dafür zu bedanken, dass man ihr etwas wegnehmen darf – dann kommt Unheil über die Menschen. In Form von Naturkatastrophen, Krankheit, Unfällen oder wirtschaftlichen Problemen rächen sich die Götter für den Frevel.

Die Seelenreise des Schamanen ist kompliziert. Sie muss sorgfältig vorbereitet werden und birgt große Gefahren. Voraussetzung für die Abtrennung der Seele vom Körper ist die Trance, in die der Schamane fallen muss. Nur während er sich in Trance befindet, kann er auf „Seelenreise“ gehen. Um eine Trance hervorzurufen gibt es viele Möglichkeiten. Manche Völker benutzen Trommeln, rhythmische Musik und Tänze, um sich in eine Trance zu begeben. Andere wählten den Schmerz, der ihr Bewusstsein veränderte. Die meisten Völker Südamerikas jedoch benutzten halluzinogene Drogen, die sie zumeist aus Pflanzen zu gewinnen verstanden. Sehr häufig verwendet wurde die Ayahuasca-Liane (Banisteriopsis caapi), deren Rinde meist gerieben und mit Wasser gemischt als Saft getrunken bei Einnahme Halluzinationen erzeugt. In Peru war es der Saft des San-Pedro-Kaktus, der, wie der Peyote-Kaktus Mexikos, Mescalin enthält, das eine LSD-ähnliche Wirkung entfaltet. Alleine die Völker Amazoniens kennen über 200 berauschend wirkende pflanzliche Substanzen.

Dem Schamanen-Zubehör folgend, das auch bei den Muisca kleine Schnupftabletts enthielt, war die dort sehr häufig verwendete Droge ebenfalls Ayahuasca, im Amazonasgebiet Yagé genannt. Wahrscheinlich wurde die Rinde, die die höchste Konzentration des berauschenden Alkaloides aufweist, zu Pulver gerieben und geschnupft.

Während der Schamane in Trance, also auf Seelenreise ist, hat er Kontakt zu den Naturgottheiten und kann sie milde stimmen, ihren Rat erbitten oder ganz einfach das Verhältnis zu den Menschen im Gleichgewicht halten. Durch diese Funktion kommt dem Schamanen eine zentrale Stellung in seiner Gesellschaft zu. Die Macht der Könige, die gleichzeitig die höchstrangigen Schamanen waren, basierte auf ihrem direkten Kontakt zu den Göttern.

Das Gold 

Im Muiscagebiet selbst gab es nur sehr wenig Gold. Man musste es gegen Salz oder fein gearbeitete Baumwolldecken mühsam aus den Tälern der Zentralkordillere eintauschen. Um diesen Tausch durchzuführen, stellten die Muisca Händlerkolonnen zusammen, die sich in die Gebiete der oft feindlich gesinnten Stämme wagen mussten. Für das mitgebrachte Salz und die Baumwolltücher erhielten sie Gold und Rohbaumwolle.

Um die erforderliche Menge an Goldobjekten herstellen zu können, streckten die Goldschmiede der Muisca das Gold mit reichlich Kupfer. Diese Legierung wird „tumbaga“ genannt. Durch eine Behandlung mit Pflanzensäften lösten sie das Kupfer aus der Oberfläche, sodass die Schmuckstücke oder Figürchen golden erschienen.

Der Bedarf an Goldschmuck im Muiscagebiet war hoch. Nur dem Adel war es erlaubt, Goldschmuck zu tragen. Zu festlichen Gelegenheiten, so die Berichte der Chronisten, schmückten sich die Häuptlinge und ihre Angehörigen über und über mit Goldschmuck, um ihren Status sichtbar zu machen. Gleichzeitig benötigte man Gold zur Herstellung religiöser Kunst. Der Haupttempel der Muisca in Sogamoso war nach Angabe der Eroberer innen völlig mit Gold ausgekleidet. Und man benötigte Gold zur Herstellung der zahlreichen „tunjos“. Warum gerade Gold?

Wegen seiner sonnenähnlichen Farbe, seiner metallurgischen Eigenschaften (rostet nicht …) und vor allem seines Glanzes wurden ihm in vielen Kulturen Altamerikas transzendentale Fähigkeiten zugesprochen. Es war immer ein Symbol für das Göttliche, die andere Welt, das Jenseits.

Die „tunjos“

Die „tunjos“, kleine Figürchen aus „tumbaga“, gibt es nur im Gebiet der Muisca. Sie sind zumeist flach, zweidimensional. Einige wenige „tunjos“ sind dreidimensional und stellen bedeutende Rituale dar. Die flachen „tunjos“ benutzten die Muisca als Grabbeigabe für Verstorbene.

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Sie wurden in so großer Anzahl im Muiscagebiet gefunden, dass man auf eine weite Verbreitung schließen kann. Teilweise legte man die „tunjos“ in die Gräber, teilweise legte man sie auf das Grab oder stellte sie in einer Tonvase daneben. Hergestellt wurden die „tunjos“ im Wachsausschmelzverfahren oder „Guss in verlorener Form“. Hierfür fertigte der Goldschmied ein Wachsmodell an, das er mit einem Tonmantel umgab. Den Ton ließ er trocknen, dann erhitzte er den Mantel. In dem Moment, in dem das Wachs unten herauszufließen begann, füllte er oben das flüssige Gold ein. Der schließlich erkaltete Tonmantel wurde zerschlagen, das fertige Schmuckstück entnommen. Die Goldschmiede der Muisca waren Meister dieser Technik. Sie  waren sogar in der Lage, sogenanntes „falsches Filigran“ herzustellen.

Was jedoch erzählen uns die „tunjos“? Wie bereits oben erwähnt, gibt es neben den unzähligen flachen, zweidimensionalen „tunjos“ auch einige wenige dreidimensionale, die szenische Darstellungen sind. Der berühmteste „tunjo“ befindet sich im Goldmuseum in Bogotá: Es ist das Floß des El Dorado, des goldenen Mannes.

Das der Darstellung zugrunde liegende Ritual wurde immer bei der Neueinsetzung des „Zipa“, des Königs des südlichen Muisca-Reiches, auf dem Guatavita-See durchgeführt. Dazu bestrich sich der künftige König mit Wachs, bepuderte sich mit Goldstaub und bestieg zusammen mit einigen Gehilfen, reichlich ausgestattet mit Opfergaben aus Gold und Smaragden, ein Floß. Sie fuhren auf den See hinaus, sprachen Gebete, warfen die Opfergaben ins Wasser und sprangen schließlich selbst hinein. Nachdem der Goldstaub vom Körper des künftigen Königs abgewaschen war, war das Ritual beendet.

Ein zweiter dreidimensionaler „tunjo“ befindet sich im Ethnologischen Museum Berlin. Dieser „tunjo“ zeigt uns ein Fruchtbarkeitsritual, bei dem der Schamane – und gleichzeitig König – auf einem Hocker sitzend auf einem Bein ein Schnupftablett liegen hat und mit dem anderen Bein einen Blumentopf stützt, aus dem eine große Maispflanze wächst.

Diese dreidimensionalen „tunjos“ sind der Schlüssel zum Verständnis der zweidimensionalen oder flachen. Dargestellt sind nicht irgendwelche Schamanen mit willkürlich gewähltem Zubehör, sondern Handlungen, Rituale und die dafür vom Schamanen benötigten Dinge. Ein im Goldmuseum in Bogotá befindlicher „tunjo“ zeigt einen Zigarre rauchenden Schamanen. Ritualzigarren sind noch heute bei den Tukano-Völkern des Amazonas-Gebietes in Gebrauch. Sie leiten die Seelenreise ein.

Die „tunjos“ des Linden-Museums zeigen demnach, wie alle anderen auch, Schamanen (oder Schamaninnen) bei der Durchführung von Ritualen. Ihrem Gesichtsausdruck ist anzusehen, dass sie sich in Trance befinden. Auch die von den Muisca hergestellten menschenähnlichen Keramikfigürchen zeigen diesen Gesichtsausdruck. Ebenfalls weitestgehend einheitlich ist die Haltung der Arme und Hände. Die Arme sind fast immer abgewinkelt, die Finger gespreizt. Diese Haltung stimmt mit der Beschreibung von betenden Personen überein, die die Arme abgewinkelt hielten, die Handflächen nach oben gerichtet. Alle Personen sind reich geschmückt. Sie tragen teilweise helmartige Kopfbedeckungen, manchmal auch eine Art Krone. Viele haben Ohrringe und Halsketten. Zwei Figürchen halten einen Stab, der eine junge Maispflanze sein könnte. Häufig anzutreffen sind über der Brust gekreuzte Schmuckbänder, die aus aneinandergereihten kleinen Goldplättchen gearbeitet sind. Es sieht aus, als ob einer der Schamanen an seinem Gürtel einen kleinen Kopf trägt. Während es im alten Peru bei einigen Völkern Sitte war, die abgeschlagenen Köpfe getöteter Feinde am Gürtel zu tragen, ist solches aus dem Muiscagebiet nicht bekannt. Auch das Herstellen von Schrumpfköpfen ist bislang nicht überliefert. Da jedoch schriftliche Belege, die religiöse Dinge zum Inhalt hatten, von der Inquisition häufig eingezogen und vernichtet wurden, kann man nicht sicher sein, dass es solche Praktiken im alten Kolumbien nicht gegeben hat.

Ein in der Sammlung des Linden-Museums aufbewahrter „tunjo“ hat auf den ersten Blick die Gestalt einer Schlange. Bei genauerem Hinsehen erkennt man jedoch im Gesicht der Schlange menschliche Züge. Es scheint sich hier um eine der sehr häufig vorhandenen Mensch-Tier-Darstellungen zu handeln. Diese „tunjos“ zeigen Mischwesen, die ebenfalls mit dem Schamanismus in Verbindung stehen. Die Seelenreise des Schamanen birgt stets die Gefahr des Seelenverlustes oder des Seelenraubes. Um dieser Gefahr etwas entgegenzusetzen, nimmt der Schamane einen Schutz- oder Hilfsgeist auf die Reise mit. Dies sind meist Tiere, häufig die größten und stärksten einer Gattung. So sehen wir häufig Anakondas, Kondore, Harpyen, Kaimane und vor allem den Jaguar. Der Schamane nimmt dieses Tier nicht nur mit, sondern verwandelt sich während seiner Reise sichtbar vor allen Zuschauern nach und nach in dieses Tier. Diese Verwandlung ist häufig in Darstellungen der sog. Mensch-Tier-Transformation zu sehen. Derartige Objekte finden wir sehr häufig in der religiösen Kunst Altamerikas.

Vielen, vielleicht allen verstorbenen Muisca wurde also das Abbild eines die Seelenreise vollziehenden Schamanen mit in das Grab gegeben. Sollte er die Verstorbenen auf ihrer letzten Reise begleiten? Die meisten Völker Altamerikas glaubten an ein Leben nach dem Tode. Sie hatten klare Vorstellungen von der Beschaffenheit des Jenseits, in dem zumindest die Seele weiterlebte. Manche Völker kennzeichneten ihre Verstorbenen mit Bemalungen des Gesichts, damit sie von den Göttern dem richtigen Stamm zugeordnet werden konnten. Die Könige des alten Perus nahmen ihre Ausstattung an Gold- und Silberschmuck mit in ihr Grab, um im Jenseits ihrer Funktion als hochrangiger Ahne nachkommen zu können. Einfache Menschen erhielten Grabbeigaben, die auf ihre Tätigkeit hinwiesen. Weber erhielten Arbeitskörbchen und Textilproben, Töpfer bekamen Keramiken und Priester Tongefäße mit Bemalungen, die sie bei Seelenreisen und anderen Ritualen zeigten. Die im Linden-Museum aufbewahrte Keramik „Coca-Zeremonie“ gehört zu diesem Komplex.

Waren die „tunjos“ also Grabbeigaben für Schamanen? Geht man davon aus, dass es in jeder Siedlung Schamanen gegeben hat, wäre dies durchaus denkbar. Sicher sind die so zahlreich gefundenen „tunjos“ die wertvolle Hinterlassenschaft einer Kultur, die, wie so viele andere, die Ankunft der Europäer in der Neuen Welt nicht überlebte.

Solidarität mit Kolumbien

    
     Beitragsautor:

     Dr. Frank Semper
     DKF Rheinland-Ruhr
     Für den Blog im Mai 2021

español

Seit über einer Woche erschüttern Presseberichte und Videos auf den einschlägigen sozialen Kanälen die weltweite Öffentlichkeit. Sie dokumentieren das gewaltsame Vorgehen der kolumbianischen Nationalpolizei sowie der Spezialeinheit ESMAD (Escuadrón Móvil Antidisturbios) gegen demonstrierende Menschen in vielen kolumbianischen Großstädten.

Die bisherige Bilanz der Unruhen spricht von sechsundzwanzig Toten und fünfhundertachtundvierzig vermissten Personen, nach Angaben der Defensoría del Pueblo für den Zeitraum vom 28.April bis 7.Mai.

Foto cortesia Fany Kuiru, OPIAC, Colombia

Präsident Iván Duque Márquez hat am 6. Mai, eine Woche nach Beginn des Generalstreiks, der sich zunächst gegen eine später zurückgezogene Steuerreform richtete, eine Erklärung zur Lage der Nation abgegeben, wobei er sich der Rückendeckung der Präsidenten der obersten Gerichte versicherte, um zu gewährleisten, dass die Institutionen des Staates und ihre Funktionsweise nicht in Gefahr gerieten. Die höchsten Justizbeamten des Landes waren im Pressesaal der Casa Nariño mit Mund-Nasenschutz und im vorgeschriebenem Corona bedingten Abstand hinter ihm versammelt. Nach den Worten des Präsidenten der Republik trat der Präsident des Verfassungsgerichtshofes Antonio José Lizarazo vor das Mikrophon und versicherte dem Präsidenten der Republik die Unterstützung der Justizorgane zur Erhaltung der institutionellen Ordnung. Ein einmaliger Vorgang, der aufzeigt, wie stark der Präsident und seine Regierung durch die andauernden landesweiten Proteste unter Druck geraten sind und welches Ausmaß an Destabilisierung bereits eingetreten ist.

Zwei Verfassungsrichter waren der Aufforderung nach kollektiver Rückendeckung für den Präsidenten ferngeblieben, weil sie in einer einseitigen Parteinahme zu Gunsten des Präsidenten einen Verstoß gegen die Gewaltenteilung und die Unabhängigkeit der Justiz sehen. Es sei nicht die Aufgabe der Justiz, die Geeignetheit und Rechtmäßigkeit der während der Corona-Pandemie beschlossenen Regierungsmaßnahmen in einer gemeinsamen Erklärung anzuerkennen. Noch hat der Verfassungsgerichtshof einseitig und pauschal Straftaten, Gewalttaten, Terrorismus und Vandalismus zu verurteilen und zurückzuweisen, wenn nicht
zugleich übermäßiger Einsatz von Gewalt und staatlicher Machtmissbrauch, die ebenfalls die Rechtsordnung, die Menschenrechte und den Rechtsstaat beschädigen, angeprangert werden.

In früheren Zeiten hätte der Präsident jetzt wohl bereits den Ausnahmezustand ausgerufen. Doch dem übermäßigen Gebrauch dieses in die Verfassung eingebauten Instrumentes hat der Verfassungsgerichtshof inzwischen Grenzen gesetzt.

Worum geht es den Demonstrierenden?
Die breite Protestbewegung richtet sich gegen eine Fülle von Missständen, die die kolumbianische Regierung zu verantworten hat und unter denen das Volk leidet, ohne dass bislang entsprechende Reformen zur Bekämpfung und Überwindung dieser Missstände in die Wege geleitet worden sind. Es geht um grundsätzliche soziale und gesellschaftliche Reformen und nicht allein um die nun zügig kassierte und ungenügend kommunizierte Steuerreform, die lediglich den Volkszorn weiter entfacht hatte. Tiefsitzender Groll und große Unzufriedenheit herrschen über die wachsenden Grundübel im Land, Armut und Ungleichheit.

Der weitgehend vertuschte Korruptionsskandal Odebrecht, benannt nach dem brasilianischen Baukonzern, der ganz Südamerika erschüttert hat. Der Konzern hatte reihenweise einflussreiche politische Funktionäre geschmiert, um seine Infrastrukturvorhaben problemlos umsetzen zu können. Die fortbestehende Impunidad, die Nichtverfolgung von schweren Straftaten durch die kolumbianische Justiz, die erschreckend hohe Zahl unverfolgter und ungestrafter Morde an Sozial-, Umwelt- und Menschenrechtsaktivisten. Die anhaltenden Angriffe und Gewalttaten (bis hin zum Genozid) auf eine Reihe indigener Völker und Gemeinschaften innerhalb und ausserhalb ihrer Resguardos. Besonders betroffen waren in den letzten Jahren die Resguardos der Nasa im
Departement Cauca, ausgelöst durch einen von schwerkriminellen Akteuren hineingetragenen Drogenkrieg, durch den allein in 2019 55 Indígenas ihr Leben lassen mussten.

Die Amtsführung des Präsidenten in der Covid-19 Pandemie steht in der Kritik. Präsident Iván Duque will es allen recht machen und bekommt doch keinen nationalen Dialog zustande. Trotz seines jungen Alters hat er nie die Bedürfnisse der kolumbianischen Jugend verstanden, die ihre Bildungs- und Berufschancen in einer globalisierten Welt von Tag zu Tag mehr schwinden sehen. Präsident Duque schweigt, wenn er den Dialog mit dem Volk führen müsste. Und seine Aussagen gleichen oft Leerformeln, wenn er sagt, „que somos gente de bien“ (dass wir gute Leute sind). Während seiner bislang drei Amtsjahre ist es ihm kaum einmal gelungen, sich aus dem Schatten seines Mentors, dem vormaligen Präsidenten Álvaro Uribe Vélez, zu befreien. Die einmalige großherzige Geste, den aus dem Nachbarland geflohenen Venezolaner/innen unbürokratisch Aufnahme in Kolumbien zu gewähren, hat keine Fortsetzung gefunden.

Die aktuell stattfindenden Demonstrationen und Proteste kommen nicht überraschend und ebensowenig die Repression von Seiten der Staatsgewalt. Die soziale Frage bewegt das Land seit mehreren Jahren. Bereits im November 2019 wurde ein Generalstreik ausgerufen und die Menschen waren auf die Straße gegangen, um Verbesserungen ihrer in vielen Fällen prekären Lebenssituation einzufordern. Und während der Demonstrationen waren sie immer wieder mit exzessiver Polizeigewalt konfrontiert.

In den Nachtstunden des 8. September 2020 misshandelten und töteten mehrere Streifenpolizisten im Barrio Villa Luz in Bogotá den Rechtsanwalt Javier Ordoñez mittels Elektroschockpistolen (sog. Taser). Bei den sich der polizeilichen Gewalttat anschließenden Protestkundgebungen wurden am Folgetag durch den Einsatz von Schusswaffen mit zum Teil scharfer Munition mindestens 12 Teilnehmer getötet und an die 170 schwer verletzt.

Bereits die Vorkommnisse der beiden letzten Jahre waren schockierend, so dass der oberste Gerichtshof (Corte Suprema de Justicia) in einem Grundsatzurteil dieStaatsgewalt verpflichtete, das Recht auf Demonstrationsfreiheit zu respektieren und den Einsatz von Feuerwaffen, Kaliber 12 auf Demonstrationen zu untersagen! Allerdings geht diese Entscheidung kritischen Juristen längst nicht weit genug, die unter dem Eindruck der aktuellen Situation fordern, die Zuziehung militärischer Berater durch die Einsatzleitung der Polizei bei Demonstrationen zu verbieten und die Sondereinheit ESMAD aufzulösen.

Das augenblickliche Gewaltszenario wirft kein gutes Licht auf den Zustand der Demokratie und des Rechtsstaates in Kolumbien. Nicht nur die Freund/innen des Landes, auch die internationalen Finanzmärkte verfolgen die dramatische Entwicklung mit Argusaugen. Vor dem Friedensschluss mit den Farc galt lange Zeit der Satz, „die Wirtschaft läuft gut, auch wenn es dem Land schlecht geht.“ Zu Zeiten von Covid-19 haben sich die Prämissen geändert. Umso mehr muss das Kolumbien des Post-Conflicto alles daran setzen, um endlich Vielfalt und Frieden in die Tat umzusetzen.

(Fotos cortesía Fany Kuiru, OPIAC, Colombia)

 


Solidaridad con Colombia

     Beitragsautor:    
      Dr. Frank Semper, DKF

     Traducción:
     Andrés Felipe Quintero Atehortúa
     Máster en Traductología
     Universidad de Heidelberg

Desde hace más de una semana, los informes de prensa y los vídeos en los principales canales sociales han conmocionado a la opinión pública mundial. Documentan las acciones violentas de la policía nacional colombiana y de la unidad especial ESMAD  (Escuadrón Móvil Antidisturbios) contra los manifestantes en muchas de las principales ciudades colombianas.

El balance de los disturbios informa hasta ahora de veintiséis muertos y quinientos cuarenta y ocho desaparecidos, según los datos de la Defensoría del Pueblo para el periodo comprendido entre el 28 de abril y el 7 de mayo.

El presidente Iván Duque Márquez emitió una declaración sobre el estado de la nación el 6 de mayo, una semana después del inicio de la huelga general, inicialmente dirigida contra una reforma fiscal que luego fue retirada, asegurándose el respaldo de los presidentes de las cortes supremas para que no se pusieran en peligro las instituciones del Estado y su funcionamiento. Detrás de él, en la sala de prensa de la Casa Nariño, estaban reunidos los principales funcionarios judiciales del país, con protectores bucales y a la distancia prescrita por Corona. Tras las palabras del Presidente de la República, el Presidente de la Corte Constitucional, Antonio José Lizarazo, se puso frente al micrófono y aseguró al Presidente de la República el apoyo de las instituciones judiciales para mantener el orden institucional. Un acontecimiento único que muestra hasta qué punto el presidente y su gobierno están bajo la presión de las protestas nacionales en curso y el grado de desestabilización que ya se ha producido.

Dos jueces constitucionales se habían mantenido al margen de la petición de apoyo colectivo al presidente porque consideran que un posicionamiento unilateral a favor del presidente es una violación de la separación de poderes y de la independencia del poder judicial. No correspondía al poder judicial reconocer la idoneidad y legalidad de las medidas gubernamentales adoptadas durante la pandemia de Corona en una declaración colectiva. Tampoco tiene la Corte Constitucional que condenar y rechazar unilateralmente y de forma global los delitos, actos de violencia, terrorismo y vandalismo cuando no se denuncian al mismo tiempo el uso excesivo de la fuerza y el abuso de poder del Estado, que también perjudican el orden jurídico, los derechos humanos y el Estado de Derecho. En otros tiempos, el presidente probablemente ya habría declarado el estado de emergencia. Pero la Corte Constitucional ha establecido ahora límites al uso excesivo de este instrumento incorporado a la constitución.

¿Por qué protestan los manifestantes?
El amplio movimiento de protesta se dirige contra una plétora de agravios de los que es responsable el gobierno colombiano y que sufre el pueblo, sin que hasta la fecha se hayan iniciado las reformas adecuadas para combatir y superar estos agravios. Se trata de reformas sociales y societarias fundamentales, y no sólo de la reforma fiscal, que ahora ha sido rápidamente anulada e insuficientemente comunicada, y que no ha hecho más que inflamar la ira popular. Prevalecen un profundo resentimiento y un gran descontento por los crecientes males fundamentales del país, la pobreza y la desigualdad.

El escándalo de corrupción de Odebrecht, que lleva el nombre del grupo constructor brasileño, ha sacudido a toda Sudamérica. La corporación había sobornado a una serie de influyentes funcionarios políticos para poder ejecutar fácilmente sus proyectos de infraestructura. La continua impunidad, la no persecución de delitos graves por parte de la justicia colombiana, el escandaloso número de asesinatos no investigados e impunes de activistas sociales, medioambientales y de derechos humanos. Los continuos ataques y actos de violencia (hasta el genocidio) contra varios pueblos y comunidades indígenas dentro y fuera de sus resguardos. En especial se han visto afectados en los últimos años los resguardos de los Nasa-páez en el Departamento del Cauca, lo cual se desencadenó por una guerra contra el narcotráfico perpetrada por graves actores criminales, que provocó que 55 indígenas perdieran la vida nada más en 2019.

El manejo que dio el presidente contra la pandemia de Covid-19 ha sido objeto de críticas. El presidente Iván Duque quiere complacer a todo el mundo, pero no consigue poner en marcha un diálogo nacional. A pesar de su juventud, nunca ha entendido las necesidades de la juventud colombiana, que ve cómo sus oportunidades educativas y profesionales disminuyen día a día en un mundo cada vez más globalizado. El presidente Duque guarda silencio cuando debería dedicarse a dialogar con el pueblo. Y sus declaraciones a menudo parecen frases vacías cuando dice „que somos gente de bien“.

En los tres años que lleva a cargo del país, apenas ha conseguido liberarse de la sombra de su mentor, el ex presidente Álvaro Uribe Vélez. El único gesto magnánimo de conceder una admisión no burocrática a los venezolanos que han huido del país vecino no ha tenido continuidad.

Las manifestaciones y protestas actuales no son una sorpresa, como tampoco lo es la represión por parte del Estado. La cuestión social ha sacudido al país durante varios años. Ya en noviembre de 2019 se convocó una huelga general y la gente salió a la calle para exigir mejoras en su, en muchos casos, precaria situación de vida. Y durante las manifestaciones se enfrentaron repetidamente a una violencia policial excesiva.

En horas de la noche del 8 de septiembre de 2020, varios patrulleros del Barrio Villa Luz de Bogotá abusaron y mataron al abogado Javier Ordoñez con pistolas aturdidoras (las llamadas tasers). Durante las concentraciones de protesta que siguieron a la violencia policial, al menos 12 participantes murieron y unos 170 resultaron gravemente heridos al día siguiente por el uso de armas de fuego, algunas de ellas con munición real.

Los acontecimientos de los dos últimos años ya fueron impactantes, de modo que la Corte Suprema de Justicia obligó a las autoridades estatales en una decisión histórica a respetar el derecho a la libertad de manifestación y a prohibir el uso de armas de fuego, ¡calibre 12 en las manifestaciones! Sin embargo, esta decisión no es lo suficientemente convincente para los abogados críticos que, teniendo en cuenta la situación actual, exigen que se prohíba el recurso de asesores militares por parte del mando policial durante las manifestaciones y que se disuelva la unidad especial ESMAD.

El actual escenario de violencia no arroja una luz positiva sobre el estado de la democracia y el Estado de Derecho en Colombia. No sólo los amigos del país, sino también los mercados financieros internacionales están atentos a los dramáticos acontecimientos. Antes del acuerdo de paz con las Farc, la frase „la economía va bien, aunque el país vaya mal“ fue cierta durante mucho tiempo. En los tiempos de Covid-19, las premisas han cambiado. Razón de más para que la Colombia del posconflicto haga todo lo posible para que la diversidad y la paz sean por fin una realidad.

 

Olga Lucía Mosquera, Leiterin des DKF-Projekts „Zabaletas/Buenventura“ bittet um Hilfe!

Beitragsautorin:
Claudia Patricia Ghitis
DKF 
für den Blog des DKF im April 2021 

Beitrag in español


Der Schatten der Gewalt kehrt nach Zabaletas zurück (Buenaventura Valle del Cauca)

13 Jahre sind vergangen, seit der DKF e.V in dieser Region der kolumbianischen Pazifikküste, die als 8. Bezirk von Buenaventura bekannt ist, ein Projekt gestartet hat, das einer Gruppe von 30 Frauen (Familienoberhäuptern, alle Bäuerinnen) Hoffnung machte,  mit einem vielversprechenden Vorhaben Knollen anzubauen, die in der Region als  „Papachina“ bekannt sind:

„Agroindustrielles Pilotprojekt zum nachhaltigen Anbau von Papachina (Xanthosoma sagitifolium) mit den Müttern bzw. den Familienoberhäuptern afrokolumbianischer Gemeinden in Zabaletas/Buenaventura“.
(Mehr dazu)

Als Ergebnis des Anbaus wurde Papachina-Mehl gewonnen. Ein Teil davon wurde in Bäckereiexperimenten, Brei und Suppen verwendet, die von der Western Gastronomic School hergestellt wurden, um gute Erträge zu erzielen. Ein anderer Teil wurde für Tierfütterversuche mit Schweinen und Hühnern verwendet, um im Vergleich zur Konkurrenz durch andere Mehle bessere Ergebnisse zu erreichen.

Frauen der Gruppe Asomus (Leiterin Olga Lucia, stehend, erste von rechts)

Die Leiterin der Gruppe Asomus (Verein der Zabaletas-Frauen) Olga Lucia Mosquera setzt seit 2012 ihre Arbeit zur Integration der Frauengruppe durch die als Ergebnis des Projekts gegründete Vereinigung fort. Tragischerweise wurde am 12. April 2021 der jüngste Sohn von Olga Lucía, Joel Mosquera Castillo, in Zabaletas ermordet. Wegen der ernsten Bedrohung musste Frau Mosquera Zabaletas zusammen mit ihrer Familie verlassen. Derzeit befindet sie sich bei Verwandten in der Region Cauca in einer sehr schwierigen Situation.

Wir appellieren an die Großzügigkeit der Mitglieder des DKF, Olga Lucia und ihre Familie dabei zu unterstützen, die Kosten dieser Vertreibung tragen zu können.

Wenn Sie helfen möchten, finden Sie das Konto des DKF e.V. auf der Seite Spenden . Bitte vermerken Sie  in Ihrer Überweisung das Stichwort „Zabaletas-Olga Lucia“.

https://caracol.com.co/emisora/2021/04/12/cali/1618235260_787227.html


 

La violencia se toma de nuevo a Zabaletas (Buenaventura Valle del Cauca).

Han pasado 13 años desde que la organización DKF e.V inició un proyecto en esta región de la costa pacífica colombiana conocida como el corregimiento Nr. 8 de Buenaventura, llevando la esperanza a un grupo de 30 mujeres cabeza de hogar, todas agricultoras de un cultivo promisorio en la región de nombre „Papachina“

Como resultados se obtuvieron harina de Papachina (Xanthosoma sagitifolium), parte se utilizó en experimentación de panadería, coladas y sopas hechas por la Escuela Gastronómica de Occidente, obteniendo buenos rendimientos. Otra parte se utilizó para experimentos de alimentación animal con cerdos y pollos, obteniendo buenos resultados frente a la competencia de otras harinas costosas. (más informciones)

Joel Mosquera Castillo asesinado el 12 de Abril en Zabaletas

La líder de Asomus (Asociación de Mujeres de Zabaletas) Olga Lucia Mosquera ha continuado desde el 2012 su labor integradora del grupo de mujeres a través de la asociación, creada como resultado del proyecto. Lastimosamente el día 12 de abril  fue asesinado el hijo menor de Olga Lucía, Joel Mosquera Castillo a plena luz del día en la tienda del pueblo.  La líder se siente amenazada y ha debido abandonar Zabaletas junto con su familia, actualmente se encuentra con familiares en el Cauca en una situación muy difícil. 

Apelamos a la generosidad de los miembros del DKF para que den su apoyo para que Olga Lucia y su familia puedan cubrir los gastos de este desplazamiento al que se han visto sometidos.

Para ayudar a Olga Lucia y a su familia se encuentra la cuenta DKF de donaciones en la página Spenden.  Por favor anotar la referencia „Zabaletas-Olga Lucia“

https://caracol.com.co/emisora/2021/04/12/cali/1618235260_787227.html

 

 

 

Zwischenbericht zur Soforthilfe für die kolumbianischen Inseln

Beitragsautor:
Bernd Tödte
DKF Bundesvorstand
für den Blog des DKF April 2021 

Mit den Spenden aus der Aktion zur DKF-Soforthilfe für die kolumbianischen Inseln konnten wir vielen durch den Hurricane Iota Geschädigten wirksam helfen. Hier stellen wir Ihnen als Beispiele eine kleine Auswahl von 6 Fischern aus Providencia und Santa Cartalina vor.

Nicht alles von ihren umfangreichen Wunschzetteln konnten wir erfüllen. Aber mit der Hilfe aus der Spendenaktion konnten sie ihre beschädigten Boote reparieren und ihre z.T. verloren gegangene Fischerei-Ausstattung (Angelhaken, Netze, …) erneuern.

Mit den nachfolgenden Bilder und Filmen stellen sich die Betroffenen selbst vor. Ihre Sprache ist z.T. sehr schwer verständlich (auch wegen der Windgeräusche), denn sie sprechen englisch, spanisch und kreolisch – und manchmal eine Mischung aus allem.

GALBORN WILLIAMS

 

BROKLIF KELLY

 

BRUCE HENRY

 

ELVIS NAVARRO

 

VINBURN FERNÁNDEZ

 

EIN FISCHER ERHÄLT GLASFASERMATTEN

 

SPENDEN AUS DER SOFORTHILFE ERMÖGLICHEN DIE REPARATUR EINES BOOTES

 

 

Pfadfinder in München-Perlach unterstützen das Kinderheim Hogar Monserrate in Sisga / Kolumbien

Beitragsautorin:
Alicia Tödte
DKF München
für den Blog des DKF März 2021 

Beitrag in spanischer Sprache 

Trotz der laufenden Pandemie fanden die DPSG-Pfadfinder von St. Michael in München-Perlach wunderbare Wege, anstelle von Verkaufserlösen mit ihren Ständen auf dem dieses Mal ausgefallenen Christkindl-Markt 2020, auf andere einfallsreiche und beeindruckende Weise das Kinderheim Hogar Monserrate in Sisga /Kolumbien mit einem ganz großen Geldbetrag zu unterstützen. Der Deutsch-Kolumbianische Freundeskreis bedankt sich für diese großartige Hilfe zugunsten der Kinder in Kolumbien!

Pfadis, wir sind sehr stolz auf Euch!

Wie haben die Pfadfinder das geschafft?

Seit Monaten hatten sie in Perlach und Umgebung für einen Service für den Reifenwechsel auf Winterreifen geworben und dafür Aufträge bekommen. Einnahmen aus diesem Service bestimmten sie für den Hogar Monserrate.

Traditionell findet jedes Jahr am 1. Advent vor der Perlacher Kirche ein kleiner, aber feiner Stadtteil-Weihnachtsmarkt statt. Bei diesem beteiligen sich die Pfadfinder regelmäßig mit den umsatzstärksten Ständen, nämlich mit denen für Bratwürste, Glühwein und Bastelsachen. Bratwürste und Glühwein werden im Schichtdienst rund um die Uhr verkauft – es wird gegrillt und ausgeschenkt, was die dampfenden kleinen Stände nur hergeben! Das alles war am 1. Advent 2020 wegen Corona leider nicht möglich.

Für Probleme finden Pfadfinder eine Lösung  –  hier den „Tassenkuchen“: In die üblichen Glühweintassen mit dem Aufdruck „Perlacher Christkindlmarkt“ füllten sie eine Teigmasse zum selber Aufbacken nach einem beigefügten Rezept. Das alles verpackten sie sehr hübsch in weihnachtlicher Zellophanfolie mit einem roten Bändchen daran. Für den Verkauf wurde sodann per Mail geworben. Die Käufer  konnten sich an zwei verschiedenen Tagen für bestimmte Zeiten in eine Liste eintragen – und pünktlich kamen  dann die bestellten Tassen genau zur vereinbarten Zeit per Fahrrad-Kurier an die Tür und wurden gegen eine freiwillige Spende übergeben.

Tassenkuchen

Die Aktionen waren sehr erfolgreich. Sie erbrachten zusammen die beeindruckend hohe Summe von ca. 2.200 Euros! Hinzu kamen noch Einzelspenden von ehemaligen Pfadfindern in Höhe von fast unglaublichen  1.600 Euros, die über die Spendenseite der DKF-Website eingingen.

So konnten insgesamt 3.800 Euros der Pfadfinder an den Hogar Monserrate übergeben werden, wo sie dazu beitragen, den Weiterbetrieb des Kinderheims zu sichern.

Die Dankschreiben der das Heim leitenden Schwestern sind unterwegs. Auch der Deutsch-Kolumbianische Freundeskreis mit seiner Niederlassung München bedankt sich bei den Pfadfindern ganz herzlich. Vergelt`s Gott, liebe Pfadfinder, sagt man in Bayern!

 

 


En tiempos de pandemia los Boy Scouts DPSG de Munich-Perlach  perseveran en dar su apoyo anual  a los niños del  proyecto social „Hogar Monserrate“  en Colombia.

Debido a la pandemia durante el año del 2020 y en lo que llevamos del año 2021, el mundo entero ha sufrido grandes restricciones. Casi todas las actividades sociales, culturales, familiares, etc., se vieron canceladas. En especial se hizo  muy notoria esta difícil situación en las fechas navideñas, ya que estamos  acostumbrados a participar en las diferentes reuniones de fín de año y en los bonitos mercados de Navidad en Alemania. No obstante los niños y jóvenes de los Boy Scouts que pertenecen a la Parroquia de St Michael en Perlach – Munich, se idearon la forma de conseguir  el apoyo económico anual, que desde hace varios años envían al proyecto social de los niños  desamparados del Hogar Monserrate. Este Hogar de niños desde hace años es apoyado y es el  proyecto social  principal de la sucursal del DKF.en Munich.

Buenos amigos

 Así los Boy Scouts, en el  pasado mes de noviembre ofrecieron el servicio de cambio de llantas de invierno  para el  carro, en el barrio de la parroquia de Perlach  y su vencindario. Luego en el mes de diciembre, ya que no se iba a realizar el acostumbrado bazar de navidad de la parroquía, donde los Boys Scouts  generalmente participan con  tres puestos de venta, ofreciendo diferentes productos  de comida, como salchichas, vino caliente (Glühwein) etc  –  en lugar de esto, ellos se idearon utilizar para la venta las acostumbradas tazas de porcelana del Glühwein, con el  logo impreso del „Perlacher Christkindlmarkt“, poniendo adentro una masa de ponqué de chocolate lista para hornear, junto con un sello de los Boy Scouts y las empacaron como un bonito regalo para la navidad,.

Estas tazas las ofrecieron a cambio de alguna libre donación, acción que  fué muy exitosa. Los Boy Scouts lograron así juntar  una suma muy considerable de dinero, alrededor de 2.200 Euros. Además se recibieron también donaciónes individuales de 1.600 Euros de ex Boy Scouts, así se juntaron  3.800 Euros. La recolección del dinero se hizo por intermedio de la cuenta  bancaria del DKF. Aún hasta la fecha estamos  recibiendo donaciones por intermedio de la página der internet del DKF.

Todas las donaciones de esta acción navideña, ya fueron transferidas al Hogar Monserrate. La dirección de este proyecto en Sisga Cundinamarca a cargo de la Hna. Alma Rosa, agradece inmensamente  esta contribución para el mantenimiento  y el buen  funcionamiento del Hogar Monserrate en estos tiempos tan difíciles.

 Mil gracias a todos los Boy Scouts, y que Dios se los pague!