Die Märchenfee

    
    Beitragsautor:

    Wolfgang Chr. Goede, DKF-Mitglied
    Wissenschaftsjournalist München / Medellín 

    Für den Blog im September 2023
  
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Benedikta zur Nieden ist die vermutlich bedeutendste Stifterin und Philanthropin Lateinamerikas. Das Leben der in Herscheid, Nordrhein-Westfalen, Geborenen war wie ein Märchen, eine Achterbahnfahrt mit Höhen, Stürzen, Steilkurven – fast eine Telenovela. In und um Medellín hinterließ sie eine breite Spur von reformatorisch-pädagogischen, sozialen und kulturellen Einrichtungen. Sie begründete unter anderem die Deutsche Schule in Medellín. Zu ihrem 25. Todestag erwies die mit dem „Exzellenz“-Prädikat ausgezeichnete Auslandsschule ihrer Stifterin Hommage. Posthum rollte sie der ebenso avantgardistischen wie gemeinsinnigen Deutsch-Kolumbianerin einen roten Teppich aus.

Eine Begegnung auf einem Ball in Berlin im Jahre 1932 traf die damals 22-Jährige wie ein Blitz. Dort lernte die Fotografie- und Kunststudentin den Sohn einer der wohlhabendsten Industriellenfamilien Kolumbiens, Diego Echavarría Misas, kennen. Er war 15 Jahre älter, hatte in Bad Godesberg das Gymnasium besucht und war in Europa ein großer Verehrer klassischer Musik und Kultur geworden. Der Schicksalsabend in Berlin entzündete beide in leidenschaftlicher Liebe füreinander und sollte ihre Leben tiefgreifend verändern. Als sich Benedikta 1934 mit Diego nach Kolumbien einschiffte, erntete sie Kopfschütteln. Warum wollte jemand in einem so weit entfernten, für viele geheimnisumwitterten Lande leben, in dem manche sogar noch Wilde wähnten?

DAS SCHLOSS

Don Diego trug seine Benedikta auf Händen. Sie lebten in Medellíns Nachbarort Itagüí in paradiesischer Natur auf einer weitläufigen Finca. Jene wurde auf den Namen „Ditaires“ getauft. „Dita“ war der Kosename von Benedikta und „Aires“ stand für die lieblichen Winde, die das Anwesen umwehten. Ditas Märchenprinz gab für seine große Liebe alles. Er erwarb 1942 für das Paar in Poblado, damals Vorort von Medellín, ein Schloss, das der Mediziner José Tobón Uribe in den 1930ern nach einem Vorbild an der Loire hatte erbauen lassen.

In dieser neuen Residenz, über ein Dutzend Säle groß, geschmückt mit kostbaren Möbeln und Lüstern, Porzellan und Kunstwerken der europäischen Hochkultur sowie einer kostbaren Bibliothek mit Originalwerken der Geistesgeschichte, lebte Dita wie eine Prinzessin. Und das Glück schien perfekt, als den Echavarría-Zur Niedens 1947 der lang ersehnte Nachwuchs geboren wurde, Isolda.

Bei aller Liebe, Luxus und Familienglück schien sich Doña Dita, wie sie alle nannten, in ihrer neuen Heimat nicht so richtig wohl zu fühlen. Weggefährtinnen berichten, dass ihr seit dem Tag ihrer Ankunft die extremen sozialen Unterschiede Kolumbiens zu schaffen machten. Luxuriöseste Mansionen neben dürftigsten Hütten und barfüßigen Menschen, die Hunger litten. Das motivierte die junge Deutsche zu umfangreicher Stiftungsarbeit und philanthropischen Engagements, welche sie mit dem Vermögen ihres Mannes finanzierte.

WALDORF-PÄDAGOGIK

Von Spitälern bis Altersheimen, über Kindergärten und Kunstschulen, bis zu allgemeinbildenden Lehreinrichtungen sowie Musikakademien reichte ihr unermüdliches Schaffen. Dabei ließ sie sich von einem tief verwurzelten humanitären Geist und Gerechtigkeitssinn leiten. Was Staat und Gesellschaft nicht leisteten, den sozialen Ausgleich zwischen Privilegierten und Bedürftigen, das machte Benedikta wett mit einem wahren Feuerwerk von Neugründungen pädagogischer und sozialer Art rund um die Hauptstadt des Departements Antioquia (siehe Liste unten).

Sie war Stifterin und Reformerin, in den 1940er Jahren Anstifterin zu einem Stück Sozialstaat, wie er sich in der jungen Bundesrepublik erst ein Jahrzehnt später herausbildete, inmitten des noch tief in feudalistischen und patriarchalischen Strukturen steckenden Kolumbiens. Dabei ließ sie sich von der Waldorf– und Steiner-Pädagogik leiten, die sie auf ihrem eigenen Bildungsweg kennen und schätzen gelernt hatte.

Spielerisches und lustvolles Lernen statt Nürnberger Trichter, militärischer Disziplin und Kadettenanstalt, damals auf beiden Seiten des Atlantiks der erzieherische Standard – Selbstbestimmung statt Gehorsam, Bildung in Freiheit, für Freiheit: Das waren ihre Maximen. Von diesem Bildungsideal war sie fast „besessen“, wie ein Mitglied der Echavarría-Familie über sie zu erzählen wusste.

MENSCHENFREUNDIN

Das alles waren in Benediktas Zeit einsame Pionierprojekte. Noch ungewöhnlicher, dass dahinter eine Frau stand, im bis heute betont konservativen Ambiente Antioquiens. Dita in ihrem Schloss war nicht nur eine Prinzessin, sondern auch eine gute Fee, in dieser Rolle eine eher zurückhaltende, aber wahre Menschenfreundin (so wie Philanthropie aus der griechischen Philosophie überliefert und definiert ist) – über sämtliche soziale Klassen und Schranken hinweg.

So betrachtet, ließe sich Benedikta zur Nieden auch in eine Reihe mit Alexander von Humboldt stellen, der anderthalb Jahrhunderte zuvor in Kolumbien forscherisch in der Tradition der Aufklärung gewirkt hatte und einen bis heute markanten Fußabdruck hinterlassen hat. In der Auffassung von einer Ganzheitlichkeit von Mensch und Natur, dem Gleichtakt und einer Balance von Körper, Geist und Seele waren die beiden Deutschen einander wahrscheinlich sehr nahe, Geschwister im Geiste.

Nur wissen wir über Benedikta leider viel zu wenig, wie sie aufgewachsen war, was sie in Deutschland geprägt hatte, warum Reformpädagogik ihr so viel bedeutete und ihre Kontakte dazu, die Tisch- und Kamingespräche des Paares, wie es seine Projekte plante. Diese biografischen Lücken brachte auch der für den Festakt gedrehte Film zum Ausdruck, ebenso wie prominente Zeitzeugen bei einem Panel im Schloss das große Nichtwissen bedauerten. Hier wäre noch viel Raum für Recherche über die Ausnahmedeutsche in Kolumbien, seit 1948 auch dortige Staatsbürgerin.

SCHICKSALSSCHLÄGE

Doch Ditas Märchenglück drehte sich. 1967 verlor das Ehepaar seine über alles geliebte Isoldita, der das große Herz ihrer Mutter nachgesagt wird. Sie erkrankte an einer seltenen Infektion und verstarb 20-jährig. Vier Jahre später wurde der Ehemann in der Schlosseinfahrt entführt und nach seiner Weigerung, das Lösegeld zu zahlen, ermordet. Das Wahrzeichen Medellíns, das Coltejer Gebäude, 37 Stockwerke hoch, erinnert bis heute an Diego Echaverría, u.a. Begründer eines Textilimperiums. Der Bau ist konisch, einer Nähnadel nachempfunden, und weist in der Spitze sogar eine Öse auf.

Die erlittenen Schicksalsschläge konnten die Witwe nicht bremsen, im Gegenteil, diese beflügelten eher ihr soziales Engagement, so, als ob sie durch Spenden und Stiften leichter über ihre Trauer und die Tode von Tochter und Ehemann hinweggekommen wäre. Sie spendete das gesamte Vermögen und stiftete ihr Schloss als Museum der Stadt Medellín. In Itagüí vermachte sie der Deutschen Schule ein großes Areal unweit von Ditaires (heute ein öffentlicher Wasser-Park).

So konnte die Lehreinrichtung 1972 von ihrem viel zu kleinen Gelände umziehen und es entstand auf fast acht Hektar – 80.000 Quadratmetern – eine der schönsten deutschen Auslandsschulen, wie eine Finca mit vielen kleinen Klassenräumen verteilt über das Terrain und weit über 1000 Schülerinnen und Schülern. Die Schule ist begehrt, weil die Abiturienten mit dem hier erworbenen Abschluss berechtigt sind, an sämtlichen Hochschulen der Welt zu studieren.

ILLUSTRE TOCHTER

Die großzügige Förderin und Mäzenatin zog sich in eine Wohnung in Medellín zurück, wickelte akkurat den gesamten Familienbesitz ab und kehrte 1990 in ihre alte Heimat zurück. Dort lebte sie von einer deutschen Rente, wohnte in einem im Waldorfgeiste geführten Altersheim, wo sie 88-jährig verstarb. Was ihr blieb, war der Titel „Hija Ilustre de Antioquia“ – Illustre Tochter Antioquiens.

Der Schlussakt eines Märchens. Fast so, als ob Dita aus einem goldenen Käfig in ihre vertraute Welt zurückgefunden hätte.

Der Benedikta-Gedächtnis-Event der Deutschen Schule Medellín am letzten Augustwochenende 2023 ging über zwei Tage. Der Freitagabend war einem großen Konzert gewidmet im Auditorium der Schule, das im Rufe steht, mit seiner Top-Akustik einer der besten Konzertsäle Kolumbiens zu sein. Das 80-köpfige Iberacademy Orchester unter Leitung von Dirigent Roberto Gonzáles-Monjas spielte, zum Anlass passend, Dvoraks „Aus der Neuen Welt“, wobei der erst 17-jährige Violinist Tomás Restrepo mit Geigen-Soli brillierte. Musik wird in der Schule besonders kultiviert und gefördert, nicht zuletzt auch als Tribut an ihre Stifter und Don Diegos Passion für die Klassik.

LEITFIGUR

Am Samstag hatte die Schule auf den ehemaligen Familiensitz, ins Schloss geladen, beginnend mit einer Führung, gefolgt von einem Podium, gekrönt durch ein abschließendes Klavierkonzert der renommierten Pianistin Blanca Uribe (der, aus einfachen Verhältnissen stammend und von klein auf ein vielversprechendes Talent, Diego Echavarría zehn Jahre lang ein Stipendium in den USA und Wien finanziert hatte).

Aus den vielen Erinnerungen, Kommentaren, Reflexionen über Benedicta zur Nieden und ihr Vermächtnis abschließend nur drei Zitate von diesem Podium:

Juan Carlos Vélez, ehemaliger Schüler, Jurist, Ex-Senator: „Mit ihrem Vermögen hätte sich Dita in Deutschland ein Schloss kaufen können, aber sie gab alles an die Menschen zurück, und deshalb bleibt sie unvergessen.“

Maria Isabel Estrada de Molina, Echavarría-Großnichte: “Beide, Dita und Diego, waren erfüllt von der Mission, zu dienen.“

Anke Käding, Moderatorin, Veranstalterin, Schulleiterin: „Benedicta zur Nieden ist für uns alle ein Beispiel, sich nicht an sein Geld und Materielles zu klammern, sondern es für Sinnvolles und Bildung einzusetzen, und damit ist sie eine große Leitfigur für alle Schülerinnen und Schüler der Deutschen Schule Medellín.“

 

Projekte und Gründungen (unvollständig) von Benedicta zur Nieden und Diego Echavarría

1941: Kindergarten „Rotario“, Itagüí

1944: Öffentliche Bibliothek, Itagüí

1947: Mütterklinik „Antonio de Prado“

1952: Kunstschule, Itagüí

1956: Altersheim

1968: Deutsche Schule „Colegio Alemán“, Poblado (seit 1972 in Itagüí)

1972: Symphonie-Orchester Antioquia und „Musik-Akademie für junge Talente

1982: Musik-Institut Diego Echavarría

1982: Triangulo-Colegio (Schule), Rionegro

1985: Isolda Echavarría Colegio (Schule), Estrella

1988: Humanistisches Zentrum Micael/Waldorf-Pädagogik

1989: Pädagogik-Zeitschrift (wissenschaftlich, publiziert bis 2010)

 

Quellen

 

Doku anlässlich des 25. Todestages, produziert von Ana Escobar Velásquez, Schülerin der Deutschen Schule >>

https://youtu.be/L0Frah0hwu4

Aufzeichnung des Podium-Gesprächs >>

https://youtu.be/yoYKHxXtN3w?si=BWxF22gmzxB_4tTp

 

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Heroina en un cuento de hadas

Por Wolfgang Chr. Goede

 

Benedikta zur Nieden es probablemente la filántropa más importante de América Latina. Nacida en Herscheid, Renania del Norte-Westfalia, su vida fue como un cuento de hadas, una montaña rusa con subidas, bajadas y curvas pronunciadas – casi una telenovela. En Medellín y sus alrededores dejó un amplio rastro de instituciones reformatorio-pedagógicas, sociales y culturales. Entre otras, fundó el Colegio Alemán de Medellín. En el 25 aniversario de su muerte, el colegio en el extranjero, que recibió la distinción „Excelencia“, rindió homenaje a su fundadora. A título póstumo, desplegó una alfombra roja para la germano-colombiana, tan vanguardista como pública con espíritu civico.

Un encuentro en un baile en Berlín en 1932 cayó como un rayo sobre la joven de 22 años. Allí, la estudiante de fotografía y arte conoció a Diego Echavarría Misas, hijo de una de las familias industriales más ricas de Colombia. Echavarría era 15 años mayor que élla, había estudiado en un colegio de Bad Godesberg y se había convertido en un gran admirador de la música clásica y la cultura europea. La fatídica velada de Berlín encendió en ambos un amor apasionado que cambiaría profundamente sus vidas. Cuando Benedikta se embarcó hacia Colombia con Diego en 1934, se ganó sacudidas de cabeza. ¿Por qué alguien querría vivir en un país tan lejano, envuelto en el misterio para muchos, donde algunos incluso pensaban que aún vivían salvajes?

PEDAGOGÍA WALDORF

Desde hospitales hasta residencias de ancianos, desde jardines de infancia y escuelas de arte hasta instituciones de educación general y academias de música, su labor fue incansable. La guiaba un espíritu humanitario y un sentido de la justicia profundamente arraigados. Lo que el Estado y la sociedad no lograron, el equilibrio social entre privilegiados y necesitados, Benedicta lo compensó con un verdadero fuego artificial de nuevas fundaciones educativas y sociales alrededor de la capital del departamento de Antioquia (ver lista más abajo).

Filántropa y reformadora, instauró en los años 40 un Estado social como el que no surgió en la joven República Federal de Alemania hasta una década después, en medio de una Colombia aún profundamente arraigada en estructuras feudalistas y patriarcales. Se guiaba por la pedagogía Waldorf y Steiner, que había conocido y apreciado en su propia trayectoria educativa.

Aprendizaje lúdico y alegre en lugar del embudo de Nuremberg, disciplina militar y escuela de cadetes, que eran la norma educativa a ambos lados del Atlántico en aquella época -autodeterminación en lugar de obediencia, educación en libertad, para la libertad: estas eran sus máximas. Estaba casi „obsesionada“ con este ideal educativo, como supo contar de ella un miembro de la familia Echavarría.

FILÁNTROPA

Todos estos eran proyectos pioneros y solitarios en la época de Benedikta. Era aún más insólito que una mujer estuviera detrás de ellos, en el ambiente aún enfáticamente conservador de Antioquia. Dita en su castillo no sólo era una princesa, sino también un hada madrina, en este papel un poco reservado pero verdadero filántropa (como la filantropía se transmite y se define desde la filosofía griega) – a través de todas las clases sociales y barreras.

Desde este punto de vista, Benedikta zur Nieden también podría situarse en la misma línea que Alexander von Humboldt, que había trabajado en Colombia un siglo y medio antes como explorador e iluminador y que ha dejado una huella inconfundible hasta nuestros días. Los dos alemanes eran probablemente muy cercanos, hermanos de espíritu, en su concepto de la totalidad del hombre y la naturaleza, la sincronía y el equilibrio del cuerpo, la mente y el alma.

Por desgracia, sabemos muy poco de Benedikta, de cómo creció, de lo que la había formado en Alemania, de por qué la educación reformista significaba tanto para ella, de las charlas de sobremesa y junto a la chimenea de la pareja, de cómo planificaban sus proyectos. Estas lagunas biográficas también quedaron plasmadas en la película rodada para la ceremonia, del mismo modo que destacados testigos contemporáneos lamentaron la gran falta de conocimientos en un panel celebrado en el castillo. Aún queda mucho por investigar sobre esa excepcional alemána en Colombia, que además era ciudadana del país desde 1948.

GOLPES DEL DESTINO

Pero la suerte de Dita se torció. En 1967, la pareja perdió a su querida Isoldita, de quien se decía que tenía el gran corazón de su madre. Contrajo una rara infección y murió a los 20 años. Cuatro años después, el marido fue secuestrado en la entrada del castillo y asesinado tras negarse a pagar el rescate. El edificio más emblemático de Medellín, el Coltejer, de 37 pisos, sigue conmemorando a Diego Echaverría, fundador de un imperio textil, entre otras cosas. El edificio es cónico, con forma de aguja de coser, e incluso tiene un ojal en la parte superior.

Los golpes del destino que sufrió no pudieron frenar a la viuda; al contrario, más bien espolearon su compromiso social, como si hubiera superado más fácilmente su dolor y las muertes de su hija y su marido mediante donaciones y dotaciones. Donó toda su fortuna y cedió su castillo como museo a la ciudad de Medellín. En Itagüí, legó al Colegio Alemán un amplio terreno no lejos de Ditaires (hoy parque público acuático).

Así, en 1972, la institución docente pudo mudarse de su sitio demasiado pequeño y se creó uno de los colegios alemanes más hermosos del extranjero en casi ocho hectáreas -80.000 metros cuadrados-, como una finca con muchas aulas pequeñas repartidas por el terreno y más de 1.000 alumnos. La escuela es codiciada porque los graduados del Abitur tienen derecho a estudiar en universidades en cualquier parte del mundo.

HIJA ILUSTRE

La generosa mecenas y patrocinadora se retiró a un piso en Medellín, liquidó meticulosamente todas las propiedades familiares y regresó a su antigua patria en 1990. Allí vivió de una pensión alemana, residió en una residencia de ancianos regentada con el espíritu Waldorf, donde murió a los 88 años. Lo que quedó de ella fue el título de „Hija Ilustre de Antioquia“.

El acto final de un cuento de hadas. Casi como si Dita hubiera encontrado el camino de vuelta desde una jaula de oro a su mundo familiar.

El evento en memoria de Benedikta del Colegio Alemán de Medellín el último fin de semana de agosto de 2023 se prolongó durante dos días. La noche del viernes se dedicó a un gran concierto en el auditorio del colegio, que tiene fama de ser una de las mejores salas de conciertos de Colombia por su acústica de primera. La Orquesta Iberacademy, compuesta por 80 miembros y dirigida por Roberto Gonzáles-Monjas, interpretó „Desde el Nuevo Mundo“ de Dvorak, muy apropiada para la ocasión, en la que el violinista Tomás Restrepo, de sólo 17 años, brilló con sus solos de violín. La música se cultiva y fomenta especialmente en la escuela, entre otras cosas como homenaje a sus benefactores y a la pasión de Don Diego por la música clásica.

FIGURA LÍDER

El sábado, la escuela había invitado a la antigua sede familiar, al castillo, comenzando con una visita guiada, seguida de un podio, coronado por un concierto de piano final a cargo de la renombrada pianista Blanca Uribe (a quien, de origen humilde y talento prometedor desde temprana edad, Diego Echavarría había financiado durante diez años una beca en EE.UU. y Viena).

De los muchos recuerdos, comentarios, reflexiones sobre Benedicta zur Nieden y su legado, sólo tres citas de este podio para concluir:

Juan Carlos Vélez, antiguo alumno, abogado, ex senador: „Con su fortuna, Dita podría haberse comprado un castillo en Alemania, pero lo devolvió todo al pueblo, y por eso sigue siendo inolvidable.“

María Isabel Estrada de Molina, sobrina nieta de Echavarría: „Tanto Dita como Diego estaban llenos de la misión de servir.“

Anke Käding, moderadora, organizadora, directora: „Benedicta zur Nieden es un ejemplo para todos nosotros de no aferrarse al propio dinero, sino de utilizarlo para algo significativo y educación, y por eso es una gran figura orientadora para todos los alumnos del Colegio Alemán de Medellín.“

 

Proyectos y Fundaciones (incompleto) de Benedicta zur Nieden y Diego Echavarría

1941: Jardín Infantil „Rotario“, Itagüí

1944: Biblioteca pública, Itagüí

1947: Clínica de Maternidad „Antonio de Prado

1952: Escuela de arte, Itagüí

1956: Hogar de ancianos

1968: Colegio Alemán, Poblado (desde 1972 en Itagüí)

1972: Orquesta Sinfónica de Antioquia y „Academia de Música para Jóvenes Talentos

1982: Instituto de Música Diego Echavarría

1982: Colegio Triángulo, Rionegro

1985: Colegio Isolda Echavarría, Estrella

1988: Centro Humanista Micael/Pedagogía Waldorf

1989: Revista pedagógica (científica, publicada hasta 2010)

 

Fuentes

Documental con motivo del 25 aniversario de su muerte, realizado por Ana Escobar Velásquez, alumna del Colegio Alemán >>

 

Grabación de la mesa redonda >>

 

 

AUBIKO e.V. – Eine Brücke der Freundschaft zwischen Kolumbien und Deutschland

    
    Beitragsautorin:

    Julia Birnbaum-Crowson
    Vorstand AUBIKO e.V.
    www.aubiko.de

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Liebe Mitglieder des Deutsch-Kolumbianischen Freundeskreises (DKF e.V.),

wir möchten uns heute gern vorstellen und über unsere spannende Arbeit mit kolumbianischen Austauschschüler*innen berichten. Vor Kurzem sind wir dem Freundeskreis beigetreten und freuen uns sehr darüber, da wir seit mittlerweile über 8 Jahren Schüler*innen der Deutschen Schulen in Medellin, Cali und Bogotá in Deutschland willkommen heißen. Unsere Mission ist es, eine Brücke der Freundschaft zwischen Kolumbien und Deutschland zu bauen, indem wir jungen Kolumbianer*innen die Möglichkeit geben, Alltagsleben in Deutschland kennenzulernen, eine Schule zu besuchen und in einer Gastfamilie zu leben. 

Wir – das ist der gemeinnützige Verein AUBIKO e.V. (Verein für Austausch, Bildung und Kommunikation) in Hamburg, wo unser Büro mit 9 Mitarbeiter*innen seinen Sitz hat. Außerdem engagieren sich deutschlandweit in allen Bundesländern unsere Repräsentant*innen, die unsere Gastfamilien und Austauschschüler*innen während des Austauschs betreuen und begleiten.

Vorbereitungskurs für Austauschschülerinnen – Berlin

 

Seit der Gründung unseres Vereins haben wir uns mit Begeisterung und Engagement der Förderung interkulturellen Austauschs verschrieben. Die Begegnungen zwischen deutschen und kolumbianischen Schüler*innen haben sich als bereichernd und lehrreich für alle Beteiligten erwiesen, und wir sind stolz auf die Verbindungen, die in den letzten Jahren entstanden sind. Unsere Austauschschüler*innen unterstützen den Spanischunterricht an ihren Schulen in Deutschland mit Vorträgen über Kolumbien, sie engagieren sich in Sportvereinen und Musikschulen und vor allem vermitteln sie ihren Gastfamilien, Mitschüler*innen und ihrem gesamten Umfeld in Deutschland ein aktuelles, differenziertes Bild von Kolumbien. Nicht wenige unserer Gastfamilien sind nach ihrem Austauscherlebnis selbst nach Kolumbien gereist und haben ihr ehemaliges Gastkind und seine Familie besucht, viele Kontakte bestehen bis heute und einige unserer ehemaligen Programmteilnehmenden aus Kolumbien studieren heute in Deutschland.

 

 

Unser Fokus liegt ebenso auf dem Aufbau langfristiger Partnerschaften zwischen Schulen und Bildungseinrichtungen in beiden Ländern. Diese Partnerschaften ermöglichen einen kontinuierlichen und nachhaltigen Austausch von Wissen, Kultur und Ideen, der das Verständnis füreinander und die Zusammenarbeit fördert. Deshalb organisieren wir jedes Jahr ein Sommercamp für jüngere Schüler*innen der Deutschen Schule in Cali, in dem sie ebenfalls Kontakte zu einer deutschen Schule knüpfen und viel über Deutschland, die Kultur und die Menschen lernen.  Und natürlich verbessern sie ihre deutsche Sprache! Eins muss dabei unbedingt erwähnt werden: Wo wir mit unserem kolumbianischen Kinderkurs auch sind – ob im Museum, Restaurant, Musical, in der Jugendherberge, im Zug, oder auf der Fähre – unsere kolumbianischen Gäste begeistern und verzaubern alle, die ihnen begegnen!

An dieser Stelle möchten wir darauf hinweisen, dass Mitglieder des DKF e.V. , die Interesse an unserem Schüleraustauschprojekt haben, herzlich dazu eingeladen sind, als Gastfamilien mitzuwirken. Wir sind gerade wieder dringend auf der Suche nach liebevollen und gastfreundlichen Familien, die bereit sind, Gastkinder aus Kolumbien für ein Schulhalbjahr bei sich aufzunehmen und ihnen ein Zuhause auf Zeit zu bieten. Wir als Verein bereiten alle TN auf den Austausch vor, begleiten und betreuen diesen und stehen bei allen Fragen und Problemen zur Seite. Wir kümmern uns um den Schulplatz, haften bzw. bürgen für die Schüler*innen während ihres Aufenthalts in Deutschland, sind rund um die Uhr erreichbar und kümmern uns auch um eine neue Gastfamilie, falls das nötig sein sollte. Und natürlich sind die TN über uns kranken-, haftpflicht- und unfallversichert.

Wir sind begeistert von den Möglichkeiten, die sich durch unsere Mitgliedschaft im DKF e.V. ergeben, und wir freuen uns auf eine noch intensivere und nachhaltigere Verbindung zwischen unseren Ländern. Gemeinsam möchten wir den Schüler*innen die Tür zu einer interkulturellen Reise öffnen, die ihnen lebenslange Erinnerungen schenken wird. Und gerade arbeiten wir daran, deutsche Schüler*innen nach Kolumbien schicken zu können – hoffentlich können wir davon ebenfalls bald berichten!

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und Ihr Interesse an unserer Arbeit. Wir sind davon überzeugt, dass der Austausch von Kultur und Bildung eine wertvolle Grundlage für eine friedliche und bereichernde Zukunft schafft.

Herzliche Grüße

Ihr Team von AUBIKO e.V.

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Spanisch

Estimados miembros del Círculo de Amistad Colombo-Alemán (DKF e.V.),

Hoy queremos presentarnos y compartir nuestra emocionante labor con los estudiantes colombianos de intercambio. Recientemente nos hemos unido al DKF e.V. y estamos muy contentos por ello, ya que desde hace más de 8 años damos la bienvenida a estudiantes de los Colegios Alemanes de Medellín, Cali y Bogotá en Alemania. Nuestra misión es construir un puente de amistad entre Colombia y Alemania, brindando a los jóvenes colombianos la oportunidad de experimentar la vida cotidiana en Alemania, asistir a una escuela y vivir con una familia anfitriona.

Somos la organización sin fines de lucro AUBIKO e.V. (Asociación para el Intercambio, Educación y Comunicación) con sede en Hamburgo, donde nuestra oficina con 9 colaboradores tiene su base. Además, contamos con representantes en todos los estados federales, que supervisan y acompañan a nuestras familias anfitrionas y estudiantes durante el programa de intercambio.

 

Vorbereitungskurs für Austauschschülerinnen – Hamburg

 

Desde nuestra fundación, nos hemos dedicado con entusiasmo y compromiso a promover el intercambio intercultural. Los encuentros entre estudiantes alemanes y colombianos han demostrado ser enriquecedores y educativos para todos los involucradas, y estamos orgullosos de las conexiones que se han establecido en los últimos años. Nuestros estudiantes de intercambio apoyan las clases de español en sus colegios en Alemania con charlas sobre Colombia, participan en clubes deportivos y escuelas de música y, sobre todo, transmiten una imagen actual y diferenciada de Colombia a sus familias anfitrionas, compañeros de clase y su entorno en Alemania. No son pocas las familias anfitriones que, después de su experiencia de intercambio, han viajado a Colombia para visitar a su antiguo hijo de intercambio y su familia, muchos de estos contactos perduran hasta hoy y algunos de nuestros antiguos participantes de intercambio estudian hoy en Alemania.

 

Vorbereitungskurs für Austauschschülerinnen – Hamburg

 

Nuestro enfoque también se centra en la creación de asociaciones a largo plazo entre colegios e instituciones educativas en ambos países. Estas asociaciones permiten un intercambio continuo y sostenible de conocimientos, cultura e ideas, que fomenta la comprensión mutua y la cooperación. Por esta razón, organizamos también cada año un campamento de verano para alumnos más jóvenes del Colegio Alemán de Cali, en el que también entran en contacto con una escuela alemana y aprenden mucho sobre Alemania, su cultura y su gente. ¡Y, por supuesto, mejoran su alemán! En todos los lugares donde estamos con nuestro curso para niños colombianos, ya sea en el museo, el restaurante, el musical, en el albergue juvenil, en el tren o en el ferry, ¡nuestros invitados colombianos entusiasman y cautivan a todos los que se encuentran con ellos!

En este punto, nos gustaría señalar que los miembros del DKF e.V. que estén interesados en nuestro proyecto de intercambio estudiantil están cordialmente invitados a participar como familias anfitrionas. Actualmente estamos buscando urgentemente familias cariñosas  y hospitalarias que estén dispuestas a acoger a niños de Colombia durante un semestre escolar y ofrecerles un hogar temporal.  Nosotros como asociación preparamos a todos los participantes para el intercambio, los acompañamos y supervisamos durante el programa, y estamos disponibles las 24 horas del día para responder a todas las preguntas y resolver problemas. Nos encargamos de la plaza escolar, respondemos por los estudiantes durante su estancia en Alemania y también nos encargamos de encontrar una nueva familia anfitriona si fuera necesario.  Y, por supuesto, los participantes están cubiertos por nuestro seguro de enfermedad, responsabilidad civil y accidentes.

 

Vorbereitungskurs für Austauschschülerinnen – Frankfurt


Estamos emocionados por las oportunidades que nuestra membresía en el DKF e.V. nos ofrece, y esperamos establecer una conexión aún más intensa y sostenible entre nuestros países. Juntos, queremos abrir la puerta para que los estudiantes se embarquen en un viaje intercultural que les proporcionará recuerdos para toda la vida. Actualmente, estamos trabajando en enviar estudiantes alemanes a Colombia, ¡esperamos poder informarles muy pronto sobre esto también!

Les agradecemos su atención y su interés en nuestro trabajo. Estamos convencidos de que el intercambio de cultura y educación es una base valiosa para un futuro pacífico y enriquecedor.

Un cordial saludo,

El equipo de AUBIKO e.V.

 

 

 

Ein Jahr Petro: Auftakt zu den Eln Friedensverhandlungen

    
    Beitragsautor:

    Wolfgang Chr. Goede, DKF-Mitglied
    Wissenschaftsjournalist München / Medellín 

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Ein Jahr Petro: Auftakt zu den Eln-Friedensverhandlungen

„Revolution des Lebens und der Freiheit“ — „No muerte – vivir!“

Kolumbiens Präsident Gustavo Petro hat eine neue Revolution ausgerufen. Gewehre, Blutvergießen, Sterben für eine neue Gesellschaft sind passé. Jenes visionierten die Revolutionäre der 1960er Jahre, darunter die Eln und einer ihrer Begründer und Anführer, Camilo Torres, katholischer Priester und Befreiungstheologe. Nach einem Jahr im Amt und beim Eröffnen der 180-tägigen Friedensverhandlungsfrist mit dem „Ejército de Liberación Nacional“ verkündete Petro, selbst einst M19-Guerillero: Eine „Revolution des Lebens und der Freiheit“ – diese auch zur Abwehr des neuen Feindes, der globalen Erwärmung.

Der Großevent in Bogotá wurde von allen Teilnehmenden einmütig als historisch gewürdigt. Erstmals im 59 Jahre andauernden Krieg der Eln gegen den kolumbianischen Staat trafen sich Regierungs- und Guerillavertreter zu Befriedungsgesprächen mit Waffenstillstand. Dies wurde auch als erster Erfolg der Petro-Kampagne „Paz Total“ bewertet. Damit hatte er die Präsidentschaftswahlen 2022 gewonnen. Seither ist die Schaffung des „totalen Friedens“ Kernelement seiner Regierungspolitik, Tagesgespräch in Medien und auf den Straßen Kolumbiens.

Bei der 4-stündigen Übertragung der Veranstaltung des Nationalen Partizipations-Komitees durch Radio Nacional de Colombia RCN sprachen etliche Frauen über ihre Leben als Hauptopfer des anhaltenden bewaffneten Konflikts, besonders in den entlegenen ländlichen Regionen des Landes wie der Pazifikküste. Hierbei traten besonders Teilnehmerinnen mit indigener und colombo-afrikanischer Herkunft hervor, darunter auch „Palenqueros“, die sich mit den Sklaven der Kolonialzeit identifizieren. Gender-Spanisch wie „nosotros, nosotras y nosotres“ war immer wieder zu hören.

Unter den Sprechern waren auch Anhänger der „primera linea“, der Vordersten Front, jener Aktivisten, die beim Nationalstreik in Cali 2021 in Gewalt verwickelt und zu Haftstrafen verurteilt worden waren. Einige Sprecher nannten sie „Kriegsgefangene“ und forderten ihre sofortige Freilassung. Insgesamt waren sich alle Redner*innen einig, dass nur durch Beteiligung aller Bevölkerungsgruppen der Frieden erreichbar sei. Partizipation war der rote Faden der Veranstaltung, ihr Tenor, der wiederkehrende Terminus.

Deutliche Signale setzte der ehemalige Guerillakommandeur und Eln-Sprecher Israel Ramírez Pineda alias „Pablo Beltrán“. Die Zukunft Kolumbiens sieht er in einer politisch-diplomatischen Anlehnung an Kuba und Venezuela, das Rückzahlen der internationalen Kredite sowie Zinszahlungen zieht er in Zweifel, auch während des Waffenstillstands werde die Eln ihre „Finanzoperationen“ fortsetzen; welche, ließ er offen – nicht aber die sichtbare Eln-Beteiligung in der Regierungsarbeit im Falle eines Friedensschusses.

Kolumbiens Präsident Petro beschloss den Auftakt mit einer 40-minütigen Rede. Statt Gewalt und Hass, „die Erblast Kolumbiens“, wünschte er der Nation friedvollen Aufbruch, Hoffnung, Transformation. Der mächtigste aktuelle Feind der Weltgemeinschaft ist für ihn die Klimaerwärmung. Mit der bedingungslosen Dekarbonisierung der Energie hätten sich er und Kolumbien an die Spitze der internationalen Klimapolitik gesetzt. Die Guajira sei die Topregion dafür. Hier sollen statt Kohleabbau Zentren für die Produktion grünen Wasserstoffs entstehen (mit Solarenergie betriebene elektrische Spaltung von Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff – wofür Petro auch unlängst bei einem Deutschlandbesuch und Treffen mit dem Bundespräsidenten und Regierung warb).

Petro zeigte sich als sozialistisch-reformorientierter Regierungschef. Trotz seiner rhetorischen Spitzen gegen den Kapitalismus und seine Wirtschafts- und Finanzeliten bekannte er sich auch zum Markt. Insgesamt verortet er die Zukunft der Welt „im Post-Kapitalismus“. Er kritisierte die Mauern und „Konzentrationslager“, mit denen Global-Nord die Flüchtlingsströme aus Global-Süd abzuwehren versucht; was im Mittelmeer an den Küsten der Geburtsstätte der Demokratie kein gutes Licht auf Selbige werfe. Mit Besorgnis verfolgt er den politischen Rechtsruck in Europa und die Zunahme „faschistischer“ Wähler.

Beim Kardinalproblem Kolumbiens, der Narco-Ökonomie, hofft Petro, dass neue synthetische Drogen den Koka-Markt austrocknen. Dazu hat er sich immer wieder geäußert, vor der UNO, auch in den USA und in Europa, den Hauptkonsumländern, nämlich dass der Krieg gegen Drogen gescheitert sei, der illegale Drogenhandel nur international gelöst werden könne, eventuell durch Legalisierung, so wie seinerzeit das Alkoholverbot in den USA die Mafia groß machte und gekippt werden musste.

Die Veranstaltung sollte Petros Einsatz für Paz Total krönen und auch eine Empfehlung für seine Regierung sein in den bevorstehenden Regionalwahlen. Medial geriet der Event allerdings in den Schatten der Gerichtsverhandlung gegen seinen Sohn Nicolás, der dubiose Gelder, u.a. aus Mafiakreisen in die Wahlkampagne seines Vaters fließen ließ. Petro versicherte zwar, dass er damit nichts zu tun hätte, doch das Schuldeingeständnis seines Sohnes macht seine ohnehin mürbe Regierungskoalition angreifbar. Der „Pacto Histórico“ zwischen Liberalen, Konservativen, Grünen hat mit etlichen Ministerrücktritten und Vorwürfen fehlender Ethik und Interessenskonflikten zu kämpfen. Auch der Kongress, der einen Friedensvertrag mit der Eln ratifizieren müsste, ging auf Abstand zum Präsidenten.

 

Neues Wandbild an Medellíns Metro-Station San Antonio: Kolumbien ist kulturell hochdivers und plurinational, aus vielen Ethnien bestehend.

 

KOMMENTAR

„Las leyes están para violarlas?“ – Die Gesetze sind zum Brechen da?

Kolumbien ist eines der geografisch und topografisch, kulturell und ethnisch zweifellos diversesten Länder der Welt. Wenn jemand dieses hochkomplexe Gebilde reiten will, ihm endlich den lang ersehnten Frieden schenken und sich dazu noch an die Spitze der überfälligen ökonomisch-sozialen Transformationsprozesse der Welt setzen will, der muss übergeschnappt sein – oder von großer Passion besessen sein. Letztere attestiere ich Gustavo Petro, und zwar über alle Grenzen von Rechts und Links sowie den allfälligen Schützengräben dazwischen hinweg.

Ich gestehe, ich selbst bin ein wenig Petrist, in den 1960ern so bewegt von den sozialen Ungerechtigkeiten Lateinamerikas, dass ich über Camilo Torres in der Kronshagener Christuskirche einen Friedensjugendgottesdienst veranstaltete. Als Kriegsdienstverweiger führten meine weiteren Wege mich freilich gewaltfrei über zivilgeschichtliches Engagement. Das brachte mich dereinst auch nach Kolumbien. Dort wurde ich in Istminas, Chocó, wegen des Teleskopobjektivs meiner Kamera absurderweise als M19 Sympathisant und kommunistischer DDR-Spion verhaftet. Gerade als mein Verhöroffizier angekündigt hatte, zu schärferen Maßnahmen zu greifen, erschien wie ein Wunder mein Schwager mit einem Rechtsanwalt aus der Familie. Statt Folter gab’s Aguardiente. Seit Gabo weiß die Welt: Colombia es magia.

Wegen dieses Hintergrundes verfolge ich diese Regierung und ihren Chef mit besonderer Neugier. Deshalb hier ein paar Beobachtungen zum historischen Eln-Friedens-Auftakt von Bogotá.

Drogen und Kokain bleiben die Achillesferse Kolumbiens. Pablo Escobar, dessen Grab in Medellín weiterhin von Touristen wie auch weinenden Anhängern umlagert wird, setzte ein bleibendes Denkmal. Der stets mit frischen Blumen geschmückte Grabstein liegt im Schatten des nahen Poblado, ein Manhattan-ähnlicher Ortsteil, der mit den erwirtschafteten Kokain-Geldern entstand. Die Narco-Ökonomie ist seither ein Faktum, allgegenwärtig, und Viele sind direkt und indirekt damit verbandelt, ob sie wollen oder nicht. Die Profite fließen ja ins Land und seine Wirtschaft zurück.

Auch Petro hat hierfür noch keine Lösung. Eine zeitnahe internationale Legalisierung wäre utopisch und die Hoffnung auf eine chemische Ersatzdroge eher ein Pfeifen im Walde. Die schnellen Dollars und Euros mit dem weißen Pulver bleiben für zu Viele eine viel zu große Versuchung.

„Totaler Frieden“ ist ein smarter Slogan, fast religiös, und wer, Freund oder Feind, würde dem nicht zustimmen? Doch die Umsetzung bleibt ebenfalls offen. Werden damit auch Bandenbosse begnadigt, mit denen aktuell verhandelt wird? Wer überhaupt hat noch den Überblick über die Vielzahl der bewaffneten Akteure im Lande und hat sie gezählt?

Der weiterhin nicht abgeschlossene und stolperhafte Friedensprozess mit der FARC, für den Ex-Präsident Santos den Friedensnobelpreis entgegennahm, hinterlässt einen bitteren Geschmack. Keiner weiß, ob der ehemalige Anführer und Dissident „Ivan Marquez“ in Venezuela noch lebt oder neue Keime des Aufstands sät?

Im Eln-Kickoff war zwar laufend von Partizipation und Inklusion die Rede, aber kein Wort fiel über die Methodik. Das klingt ein wenig nach Sonntagsschule. Am Ende geht’s um politische Macht und Neuaufteilung derselben. Real-Politik, wie Kissinger sagte.

Laut allen Medien ist die Sicherheit im Lande, auch gefühlt, während Petros Präsidentschaft gesunken. Speziell in der Peripherie, insbesondere gegen Frauen, weiterhin auch soziale Führer, was immer seinem rechtskonservativen Vorgänger Duque vorgeworfen worden war. Wie der Total-Friede funktionieren soll bleibt nebulös, ist eher eine moralische Ansage. Das umstrittene Gegenmodell, „Null Toleranz“, das El Salvadors Staatschef Nayib Bukele nach asiatischem Vorbild praktiziert, ist vielen Kolumbianern eingängiger.

Mit seiner Energiewende propagiert Kolumbiens Staatschef eine „Weltmacht des Lebens“. Aber wie weit ist Deutschland in über einem Jahrzehnt mit seiner Energiewende gekommen? Am Ende stellte sich eine fatale Abhängigkeit vom Russengas heraus. Auch deshalb antichambriert Berlin in Bogotá für grünen Wasserstoff.

Wie realistisch ist der? Wo selbst im technologisch fortgeschrittenen Medellín bisher kaum eine Solarpaneele zu entdecken ist. Und ein Motorrad oder Auto weiterhin das Nonplusultra der meisten Familien ist, die Straßen zu fast jeder Tageszeit hoffnungslos verstopfend. Metrobau ist keine Raketenwissenschaft. Aber ein Schienennetz hat Petro in seiner Zeit Bürgermeister in Bogotá nicht zustande gebracht. Was für ein titanischer Akt wäre dann erst eine flächendeckende Dekarbonisierung?

Korruption: Kolumbiens Medien sind voll davon, Staatsgelder versickern auf dem Weg in die Zielprojekte. Ein weißer Elefant, der überall zu stehen scheint. Gigantismus: Ob das 2500 Megawatt Wasserkraftwerk Ituango jemals voll ans Netz geht oder bereits als Ruine abgeschrieben ist, wird aus der Polemik der letzten Jahre nicht klar.

Zoom auf die Mikroebene: Wenn die Leiterin einer Dorfschule Jahre nach Erreichen des Pensionsalters, bar jeglicher Digitalkenntnisse trotzdem weiterarbeitet, ohne dass Einspruch erfolgt, weder von Behörden noch von Eltern – wie wird Petros berechtigter Appell für eine weiterführende Bildung für Alle und eine „Wissensökonomie“ Schul- und Landesalltag?

Die Bodenreform – ein altes Thema seit Entstehung der Guerilla. Für den Ankauf landwirtschaftlicher Flächen für die Vertriebenen hat die Regierung erhebliche Gelder bereitgestellt. In der Realität aber wollen immer weniger Kolumbianer Campesino sein. Auch weil Agrarprodukte in der Produktion nur Kleingeld einbringen. Riesige Flächen bleiben unbeackert, sind Kuhweiden, allenthalben Fleischfabriken. Industrialisierung und Schaffen hochwertiger Arbeitsplätze wäre ein Gebot der Zeit, auch um die kostspieligen Importe von Technologieartikeln herunterzufahren. Petro schaut sehnsüchtig auf China – doch eine eigene umfassende Reindustrialisierungsstrategie hat er bisher nicht.

In Kolumbien geht es um nichts Geringeres als einen neuen Gesellschaftsvertrag, Rousseaus berühmten „Contrat Social“. Wie lässt sich das Vertrauen seiner Bürgerinnen und Bürger in ihre Regierenden und Staatsspitze stärken? Die Familie und der Clan liegt ihnen näher als der Staat. Dessen Gesetze? „Die sind dazu da, gebrochen zu werden“, ist oft zu hören.

Das hat Gründe, zeugt von Misstrauen, vermutlich meist berechtigt, deutet auf eine fehlende demokratische Kultur, Respekt für die staatliche Autorität. Und zeigt sich bspw. darin, dass Motorradfahrer ihre Helme in der Armbeuge spazieren fahren, helmlos an Polizeipatrouillen vorbei, ohne für diese Gesetzesverletzung gestoppt zu werden.

Señor Presidente, mag angesichts Ihrer ambitionierten, respektablen, überfälligen, hoffentlich Früchte tragende Reformarchitektur trivial klingen: Aber begönne Paz Total nicht hiermit?

Eine Familie zieht um nach Kolumbien – Teil 5: Rhythmus und alles andere als das!


Beitragsautoren:

Die Autoren sind uns bekannt, haben aber darum gebeten, nicht genannt zu werden.
Für den Blog, 23. Juni 2023

Alle Beitragsautoren des DKF-Blogs  vertreten ihre persönlichen Ansichten.


Beitrag in spanischer Sprache – bitte nach unten scrollen!

Rhythmus und alles andere als das!

Die Zeit hier in Kolumbien vergeht wie im Flug! Es ist Wahnsinn wie sie rennt und was alles passiert. Aber dennoch, neben diesen vielen Dinge, die uns das Leben hier fast täglich bringt, haben wir auch etwas Rhythmus entwickelt.

Einen großen Teil davon trägt das Kinderprogramm für die 0–5-Jährigen, zu dem wir einmal wöchentlich gehen. Auch wenn nicht immer freudig läuft unser kleiner 35 min mit mir stramm den Berg in den nächsten Ortsteil hinauf, um dort mit den anderen Kindern Spiele zu machen. Allerdings muss ich zugeben, dass er sich am meisten auf die Zeit danach freut, denn es gibt einige Kinder und Mütter, die mit dem öffentlichen Transport nach Hause fahren und der kommt erst 30-45 min später. Diese Zeit nutzt er, um mit den anderen einfach rumzutoben. Und obwohl wir ja wieder runter laufen, planen wir diese Zeit immer mit ein und es ist herrlich zu sehen, wie unser Kleiner diese Zeit genießt. Es hat auch mittlerweile schon dazu geführt, dass wir zu einem Kindergeburtstag eingeladen waren und auch schon zweimal Kinderbesuch bei uns hatten. Hier kommt also Rhythmus rein. Genauso, wie durch das Fußball Training, bei dem unser Kleiner teilgenommen hat. Nur leider möchte er nun nicht mehr hin- aber die meisten Kinder dort sind auch einfach älter. Wir haben es mehrfach versucht und wenn er nun nicht will, ist das auch ok. Dann halt irgendwann in der Zukunft. Aber es hat dazu geführt, dass wir jetzt ein kleines Fußball Trikot von Fredonia haben, was auch irgendwie schön ist.

Zudem müssen wir nun auch jeden Morgen unsere neuen Mitbewohner in ihren Auslauf lassen. Mittlerweile ist eines unserer Ziele umgesetzt und wir haben 5 nette Hennen, die fleißig im Garten scharren und uns sehr konstant mit Eiern versorgen. Vormittags lassen wir sie meist im umzäunten Auslauf, so dass wir die Eier auch finden und nachmittags steht ihnen der ganze Garten zur Verfügung. Nur von der Terrasse scheuchen wir sie. Aber sie sind auch ganz brav, gehen brav wieder runter und lassen sich auch genauso brav von unserem Sohn durch die Gegend tragen. Wenn es anfängt dunkel zu werden, gehen sie brav in den Stall zurück. Wir sperren sie allerdings nachts ein, in einem Häuschen auf Stelzen, damit auch keine Schlangen oder so ihnen was anhaben können. Hiervon haben wir nämlich 2 Exemplare gesichtet, die für mich doch einen eher gefährlicheren Eindruck gemacht haben. Eine hatte sich unser einer Plastikplane versteckt und als sie davonschlängelte und wir den Kopf sehen konnten, würde ich behaupten, dass das eine Viper Art war. Und die sind ja mal nicht ganz ohne! Die andere war neulich tot im Garten. Der Schwanz hat gefehlt, aber der Rest sah auch nicht besonders vertrauenerweckend aus. Gut ist nur, dass sie hier nicht angriffslustig sind und in der Regel schon das Weite suchen, wenn der Boden vibriert, oder das Gras sich bewegt. Aber dennoch bin ich seitdem vorsichtiger und achte drauf, dass unser Kleiner nur mit Schuhen in den Garten geht.

 

 

Im Garten habe ich fleißig angesät, aber leider und etwas frustriert festgestellt, dass davon fast nichts aufgegangen ist. Das mit der Selbstversorgung ist dann doch nicht so einfach. Ich glaube der doch noch viele Regen hat die Samen einfach verschimmeln lassen. Aber wie die letzten Tage andeuten, scheint der Sommer zu kommen, also werde ich es nochmal versuchen. Zudem haben die Hochbeete nun auch eine Hecke hinten angepflanzt, so dass auch die Hunde nicht mehr reinkommen, denn 2mal hat ein Hund das Beet durchwühlt und ich musste mit der Aussaat wieder von vorne anfangen. Grrr. Wie gesagt, immer wieder was.

Aber was wirklich mal was war, waren die Blitze! Ich musste hier lernen, dass es das Phänomen eines trockenen Blitzes gibt. Bei bewölktem Wetter, aber ohne Regen, Wetterleuchten oder sonstigen Vorzeichen ist plötzlich ein Blitz vom Himmel gerauscht! Ich hab mit unserem Sohn und dem Rührgerät Kuchen gebacken und dann ist der genau vor dem Küchenfenster runter geschossen. Ich war wirklich buchstäblich wie elektrisiert und habe dann erstmal den Stecker gezogen. Puh! Das Ding ist glaub in unseren Elektromasten gerast. Zu dieser Zeit war auch der Maler da und der hat gesagt der Router hat gerade Funken geschlagen. Ich glaube ich habe noch fast eine halbe Stunde gebraucht, bis ich wieder ruhiger wurde, so elektrisiert war ich.

Nicht lange danach bin ich abends um halb 11 schier aus dem Bett gesprungen. Das ganze Haus hat vibriert, die Türen gewackelt, die Abdeckung des Lichtschalters ist 2m weit geflogen. Mein Mann noch am Computer sitzend hat über die Maus einen Stromschlag bekommen. Und diesmal ist der Blitz in den Stromverteilungsmasten hinter dem Haus eingeschlagen. Es war alles „ tot“, alle waren in Schreckstarre und es ging nichts mehr. Die Energieversorger haben allerdings relativ schnell den Schaden beheben können und erzählten uns, dass dieser Blitz wirklich gewaltig war, denn er hat insgesamt 3 Transformatoren explodieren lassen. Wir hatten am nächsten Tag abends wieder Strom und haben gespannt darauf gewartet, welche Geräte wohl wieder anspringen. Alle!!! Puh, welch Erleichterung. Aber als eine der ersten Aktionen hier, haben wir eine Erdung für Überspannung anbringen lassen und das hat uns wohl in diesem Fall unsere Geräte gerettet. Bei anderen Familien sah es leider anders aus. Seitdem sind wir bei Blitzen auch etwas ängstlicher. Aber auf der anderen Seite denke ich, dass Gewitter auf 1.800m in den Alpen bestimmt auch nicht ohne sind.

Die Arbeiten in der Finca gehen 2 Schritte vor und zurück. Nachdem wir drinnen alles gestrichen hatten, kam eines dieser Unwetter und das Dach hatte 3 undichte Stellen. Und somit die Wände nun große Stockflecken, die wir, wenn alles trocken ist, nun wieder streichen müssen. Aber neben dem Dach in der Umlaufenden Veranda sind diese Arbeiten abgeschlossen. Nun geht es an den Garten, in dem ein großes Loch am Hang wartet mit einem Aufstellpool bestückt zu werden. Ein Teil der Umrandung ist bereits gepflanzt, der andere kommt bald. Die Blumen dafür sind schon da. Und das war auch wieder so eine Aktion. Die Blumen haben wir in einer Gärtnerei nach toller Beratung ausgesucht. Die Gärtnerei wollte uns die Blumen auch liefern. Allerdings waren wir erst nicht zuhause und dann bekamen wir plötzlich die Nachricht, dass die einzige Straße zu uns gesperrt werden soll, weil der seit Februar avisierte Spurweg nun tatsächlich gebaut werden soll. Wir haben diese Nachricht nachts um 10 bekommen und hatten noch 1 Tag Dinge zu organisieren. Allerdings waren wir noch im Urlaub und es war daher nicht so einfach. Da an diesem einzigen Tag die Gärtnerei natürlich keine Zeit hatte, hat uns nun ein Jeepfahrer die Pflanzen noch hochgebracht, bevor man nicht mehr durchkommt. Jetzt kommen wir nur noch mit dem Jeep bis zur Baustelle. Dort müssen wir dann zu Fuß durch und auf der anderen Seite wartet wieder ein Jeep, um uns zur Finca zu bringen. Etwas mühsam, vor allem, wenn man Einkäufe hat. Leider auch für unsere Besucher im Gästehaus, was nun schon zu Stornierungen geführt hat. Das ist natürlich traurig. Auch fragen wir uns, ob wir nun 2-3 Monate den Müll in unseren Häusern lagern sollen? Wir freuen uns sehr, dass der Weg gemacht wird, denn danach wird es einfacher her zu fahren, aber leider gab es fast keine Infos vorher uns nun ist alles unorganisiert. Es sollte Alternativrouten geben, die gibt es nun aber nicht, weil die Nachbarn ihre Fincas dafür nicht öffnen. Mal schauen, wie wir uns die nächsten Monate organisieren. Offiziell sind es 2-3 Monate, aber wir sind hier in Lateinamerika und da kann ich das ja fast nicht glauben. Hoffen wir mal, dass wir uns mit den Nachbarn irgendwie organisiert bekommen und auch noch die Alternativrouten frei gegeben werden. Unser Auto steht nun erstmal im Dorf, dann sind wir zumindest dort und für weiter weg mobil.

 

 

Eine kleine Pause haben wir uns im letzten Monat auch gegönnt und haben uns einen der Teile Kolumbiens angeschaut, der wohl auch eher zu den vergessenen Regionen gehört. Wir waren in Capurgana und Sapzurro an der Grenze zu Panama. Wunderschön, einer Ökologin geht da das Herz auf. Primärwald bis zum Strand. Wunderschöne Wanderwege im Wald. Jaguare, Tapire, Affen, alles noch im Hinterland da. Fische und kristallklares Wasser. Einmal haben mich die Putzerfischchen ins Visier genommen und ich bin ziemlich erschrocken. Danach dann ein Schwarm springender Sardinen, die mir auch gleich in Gesicht und Ausschnitt gesprungen sind. Auch da erst ein Schreck, dann eigentlich nur Lachen und Glücklichsein, dass es sowas noch gibt und wir es erleben dürfen. Dafür auch kein Tag an dem es mehr Stunden keinen Strom gab als andersrum. 3 Tage ist der Handymast ausgefallen und wir waren wirklich total weg. Vor- und Nachteile, wenn man eben noch was organisieren muss, aber eben auch einfach mal richtig weg. Es war definitv eine Reise wert!

 

 

Und so gehen wir weiter durch unser Abenteuer Kolumbien. Wenn jetzt der Sommer kommt, freuen wir uns auf den baldigen Pool und auch mehr Zeit für Kind, Garten, Spaziergänge, da die großen Arbeiten hinter uns liegen. Und natürlich auch weiterhin auf Besucher, die für uns bis jetzt immer eine Bereicherung waren und eigentlich keine Arbeit. Wer also Lust auf das Abendeuter kolumbianischer Anden hat, ist herzlich willkommen!

 

SPANISCH

 

¡Ritmo y no ritmo!

El tiempo aquí en Colombia pasa volando! Es una locura cómo corre y todas las cosas que pasan. Pero aún así, además de estas muchas cosas que la vida aquí nos trae casi a diario, también hemos desarrollado algo de ritmo.

Gran parte de esto es el programa infantil para niños de 0 a 5 años, al que vamos una vez por semana. Aunque no siempre con alegría, nuestro pequeño camina conmigo 35 minutos seguidos cuesta arriba hasta la siguiente parte de la ciudad para jugar con los otros niños. Sin embargo, tengo que admitir que lo que más le gusta es el final de esta reunion, porque hay algunos niños y madres que vuelven a casa en transporte público y éste sólo llega 30-45 min más tarde. Aprovecha ese tiempo para corretear con los demás. Y aunque bajamos andando, siempre planificamos este tiempo y es maravilloso ver cómo el y sus amigos lo disfrutan. Ya nos han invitado a la fiesta de cumpleaños de un niño y nos han visitado niños en dos ocasiones. Así que aquí viene el ritmo. Lo mismo ocurre con el entrenamiento de fútbol en el que participa nuestro pequeño. Por desgracia, ya no quiere ir, pero es que la mayoría de los niños que están allí son mayores. Lo hemos intentado varias veces y si no quiere pues no se puede hacer nada. Ya sera en algún momento en el futuro. Pero ha dado lugar al hecho de que ahora tenemos una pequeña camiseta de fútbol de Fredonia, la cual es muy bonita.

Además, ahora tenemos que dejar que nuestros nuevos compañeros de piso entren a correr todas las mañanas. Mientras tanto, uno de nuestros objetivos se ha hecho realidad y tenemos 5 simpáticas gallinas que se dedican a escarbar en el jardín y nos proporcionan huevos muy constantemente. Por las mañanas solemos dejarlas en una area cerrada cerca del corral para que podamos encontrar los huevos y por las tardes tienen todo el jardín a su disposición. No esta permitido para ellas venir a nuestra terraza. Pero también se portan muy bien, bajan las escaleras y se dejan llevar por nuestro hijo de vuelta. Cuando empieza a oscurecer, vuelven a la conejera. Sin embargo, los encerramos por la noche en su gallinero para que ninguna serpiente o algo similar pueda hacerles daño.

Hasta ahora hemos visto dos culebras que me han parecido bastante peligrosas. Una de ellas estaba escondida en una lona de plástico y, cuando se escabulló y pudimos verle la cabeza, diría que se trataba de una especie de víbora. Y no son nada del otro mundo. La otra estaba muerta en el jardín el otro día. Le faltaba la cola, pero el resto tampoco parecía muy de fiar. Lo único bueno es que aquí no son agresivas y suelen huir en cuanto vibra el suelo o se mueve la hierba. Pero desde entonces tengo más cuidado y me aseguro de que nuestro hijo sólo salga al jardín con zapatos.

 

 

Sembré diligentemente semillas en el jardín, pero desgraciadamente y con cierta frustración me di cuenta de que casi ninguna brotaba. Después de todo, la autosuficiencia no es tan fácil. Creo que la lluvia, que seguía siendo abundante, simplemente hizo que las semillas se enmohecieran. Pero, como indican los últimos días, parece que llega el verano, así que volveré a intentarlo. Además, las camas elevadas tienen ahora un cerco plantado en la parte de atrás para que los perros tampoco puedan entrar, porque dos veces un perro hurgó en la cama de verduras y tuve que empezar a sembrar de nuevo. Grrr.

Como ya he dicho, siempre pasa algo. !Algo impactante fueron los rayos! Aquí tuve que aprender que existe un fenómeno llamado rayo seco. Con tiempo nublado, pero sin lluvia, relámpagos meteorológicos ni ningún otro presagio, ¡los relámpagos salen de repente zumbando del cielo! Yo estaba horneando pastel con nuestro hijo y la batidora y entonces cayó un rayo justo delante de la ventana de la cocina. Me quedé literalmente electrizada y desenchufé el aparato. ¡Uf! Creo que se estrelló contra nuestro poste eléctrico. El pintor estaba allí en ese momento y dijo que el router acababa de echar chispas. Creo que tardé casi media hora en volver a calmarme, estaba tan electrizada. Otra sorpresa poco después, salté de la cama a las diez y media de la noche. Toda la casa vibró, las puertas temblaron, la tapa del interruptor de la luz voló dos metros. Mi marido, que seguía sentado frente al ordenador, recibió una descarga eléctrica del ratón. Y esta vez el rayo cayó en el poste de distribución eléctrica situado detrás de la casa. Todo estaba „muerto“, todos aterrorizados y nada funcionaba. Sin embargo, la compañía eléctrica pudo reparar los daños con relativa rapidez y nos dijo que ese rayo era realmente potente, ya que hizo explotar un total de 3 transformadores. Volvimos a tener electricidad al día siguiente por la tarde y esperamos ansiosos a ver qué electrodomésticos volvían a funcionar. ¡Todos! Uf, qué alivio. Pero como una de las primeras acciones aquí, tuvimos una conexión a tierra para sobretensiones instalado y que probablemente salvó nuestros aparatos en este caso. Por desgracia, la historia fue diferente para otras familias. Desde entonces, también tememos un poco más a los rayos. Pero, por otro lado, creo que las tormentas eléctricas a 1.800 metros de altura en los Alpes no están exentas de problemas.

El trabajo en la finca va 2 pasos adelante y atrás. Despues de haber pintado todo por dentro, vino una de estas tormentas y el tejado tuvo 3 goteras. Así que parte de las paredes ahora tienen grandes manchas que debemos pintar de nuevo. Pero aparte de eso y del tejado en el porche de circulación, este trabajo está terminado. Ahora es el momento de pasar al jardín, donde un gran agujero en la ladera está a la espera de ser llenado con una piscina emergente. Ya se ha plantado parte del borde, la otra vendrá pronto. Las flores ya están allí. Y esa fue otra acción. Elegimos las flores en un vivero tras un gran asesoramiento. El vivero también quería entregarnos las flores. Sin embargo, al principio no estábamos en casa y de repente recibimos la noticia de que la única carretera que nos llevaba hasta allí iba a estar cerrada porque el carril que se había anunciado desde febrero se iba a construir en realidad. Recibimos esta noticia a las 10 de la noche y aún teníamos 1 día para organizar las cosas. Sin embargo, aún estábamos de vacaciones, así que no fue tan fácil. Como el vivero no tenía tiempo ese único día, un conductor de jeep nos trajo las plantas antes de que no pudiéramos pasar. Ahora sólo podemos llegar a la obra en jeep. Allí tenemos que atravesar y al otro lado nos espera un jeep para llevarnos de vuelta a la finca. Un poco tedioso, especialmente si usted tiene muchas compras. Por desgracia también para nuestros visitantes en la casa de huéspedes, que ahora ya ha dado lugar a cancelaciones. Eso es triste, por supuesto. También nos preguntamos si ahora debemos almacenar la basura en nuestras casas durante 2-3 meses.

 

 

Sin duda estamos muy contentos de que se haga la carretera, porque después será más fácil conducir hasta aquí, pero por desgracia antes casi no hubo información y el tiempo para podernos preparar para esta situacion fue muy limitado. Debería haber rutas alternativas, pero ahora no existen porque los vecinos no abren sus fincas para ello. Vamos a ver como nos organizamos los próximosmeses. Oficialmente son 2-3 meses, pero estamos en Latinoamérica y casi no me lo creo. Esperemos organizarnos de alguna manera con los vecinos y que se den al menos una ruta alternativa. Nuestro coche está ahora aparcado en el pueblo, así que al menos tenemos movilidad para viajes más lejanos.

Siguiendo con los planes de conocer estas lindas tierras mas, nos tomamos un pequeño descanso el mes pasado y visitamos una de las partes de Colombia que probablemente también pertenezca a las regiones olvidadas. Estuvimos en Capurgana y Sapzurro, ciudades muy cercas de la frontera con Panamá. Hermoso, el corazón de un ecologista se alegra mucho allí. Bosque primario hasta la playa. Maravillosas rutas de senderismo en la selva. Jaguares, tapires, monos, todo sigue allí en el interior. Peces y agua cristalina. Una vez los pescados limpiadores me picaron los pies y me llevé un buen susto. Luego, un banco de sardinas saltarinas me saltó a la cara y al cuello. Primero me asusté, luego me reí y me alegré de que algo así aún existiera y de que pudiéramos vivirlo.

Pero no hubo un día en que hubiera más horas sin electricidad que al revés. El mástil de telefonía móvil se cayó durante 3 días y realmente estuvimos completamente isolados. Todo tiene ventajas y desventajas, claro que sin internet para poder hacer pagos digitales todo se complica, lo mejor es que nos pudimos totalmente desconectar por estos dias. ¡Definitivamente valió la pena el viaje!

Y así continuamos nuestra aventura por Colombia. Ahora que se acerca el verano, esperamos con ansiosamente nuestra piscina y más tiempo para el niño, el jardín y los paseos, ya que los grandes trabajos quedaron atrás. Y por supuesto seguiremos recibiendo a los visitantes, que hasta ahora siempre han sido un enriquecimiento para nosotros y en realidad ningún trabajo. Así que si les apetece disfrutar de los Andes colombianos, ¡ Estan bienvenidos!

Ein Besuch in der Schule in Souloguamana (La Guajira, Kolumbien)

    
    Beitragsautor:

     Michael Zysk
     Für den Blog im Juni 2023
     (Die Urheber der Fotos sind mit den Fototiteln angegeben)

     Alle Beitragsautoren des DKF-Blogs
     vertreten ihre persönlichen Ansichten.

Hinweis der Redaktion:
Die Schule in Souluguamana (La Guajira, Kolumbien) wurde mit Unterstützung durch das Wayuu-Projekt der DKF-Niederlassung Rheinland-Ruhr errichtet.

 

Besuch der Schule in Souluguamana 

Am 09. März 2022 besuchten wir, Micha, Jannik und Paul die Rancheria Souluguamana in La Guajira, Kolumbien. Der Besuch war während unserer La Guajira-Reise vom 03.März bis 31. März 2022 bereits im Vorfeld fest eingeplant gewesen. Bevor ich (stellvertretend auch für Jannik und Paul) unsere Eindrücke schildere, möchte ich zunächst Beate Busch vom Deutsch-Kolumbianischen-Freundeskreis e.V. (Niederlassung  Rheinland-Ruhr) danken. Sie hatte uns nämlich den Kontakt zu Felix Montiel hergestellt, der für uns vor Ort nicht nur Ansprechpartner war, uns von A nach B brachte, uns Unterkünfte organisierte oder uns die Drehgenehmigungen einholte, sondern, der während unserer Reise ein Freund wurde.

Mehr zu uns und was wir mit unserer Reise bewirken wollen, gibt es am Ende des Textes. Zunächst möchte ich hier unseren Besuch in Souluguamana schildern. Es ist einer von zwei Berichten, den ich für den Deutsch-Kolumbianischen-Freundeskreis e.V. (Niederlassung  Rheinland-Ruhr) anfertigen darf. Im zweiten Bericht geht es um den Besuch in Alainawao. 

Ankunft in Souluguamana 

Mit dem Pick-up von Felix ging es den sandigen unebenen Weg, entlang karger Vegetation, zu unserem nächsten Halt – die Rancheria Souluguamana, mit der dortigen Schule, die mithilfe des Deutsch-Kolumbianischen-Freundeskreis e.V. (Niederlassung  Rheinland-Ruhr) erbaut wurde. Es war nicht unser erster Schulbesuch in La Guajira und dank der Unterstützung von Felix waren wir gut vorbereitet auf die förmliche Begrüßung mit der dortigen Autorität – also jener Person, die für die dort zugehörigen Menschen der Rancheria, die Anliegen vertritt. Dazu übergab ich das Akolojooshi  (Geschenk /spanisch: presente o regalo). Es besteht aus Kaffee, Zucker, Öl, Maismehl, Reis und Salz. Viele Worte wurden dabei nicht gewechselt. Nach kurzer Wartezeit wurde uns ein stark gesüßter, schwarzer Kaffee angeboten, der Gästen üblicherweise gereicht wird. Wir schauten uns das grün gestrichene Schulgebäude an, indem die Kinder noch unterricht hatten. Eines der Gebäude war noch nicht ganz fertig gestellt, wie auf dem Foto zu sehen ist. Wir überlegten uns, wie wir dieses Mal die Kinder einbinden konnten. Beim Schulbesuch in Pajaro, den wir einige Tage vorher unternahmen, durften die Kinder sich selbst interviewen und dabei die Hauptkamera von Paul benutzen. Einige der Kinder waren jedoch bereits im jugendlichen Alter und hatten schon Erfahrung im Umgang mit Smartphones, deswegen fiel es ihnen ziemlich leicht. Hier in Souluguamana sind die Schüler*innen etwas jünger und somit beschlossen wir, ihnen die GoPro zu geben sowie einige Ausschnitte, unter Anleitung von Paul, mit der Hauptkamera einzustellen.

Schulgebäude, Fotograf Michael Zysk

Die Kinder saßen weiterhin in dem kühlen schattenspendenden neuem Schulgebäude und so konnten wir noch ein paar Eindrücke des ruhigen weitflächigen Areals sammeln. Besonders auffallend war ein Windrad aus Metal, welches hoch hinaus ragte.

Der Unterricht war beendet und Paul baute, umringt von den Schüler*innen, die Hauptkamera auf dem Stativ auf. Dabei zoomte er mit der Kamera auf das drehende Windrad. Die vielen Schüler*innen, die sich um die Kamera versammelten, konnten die Einstellung des Windrades gut sichtbar auf einen kleinen Monitor mit anschauen.

Kinder verlassen die Schule, Fotograf Jannik Steusloff

Die beiden Lehrpersonen Edson und Carmen besprachen mit uns das weitere Programm. Wie Felix uns im Vorfeld verriet, werden in Souluguamana besonders viele traditionelle Wayuu-Bräuche gelebt. Unter dem schattenspendenden Baum, unter dem auch die Kamera aufgebaut war, sollte die Präsentation bald beginnen, weswegen wir mit der Kamera umziehen mussten. Ich gab einem der Kinder die GoPro, die nun den Schüler*innen zur Verfügung stand, um selbst zu filmen.

Während der unterschiedlichen Darbietungen, die uns gezeigt wurden, kommentierten die beiden Lehrkräfte Carmen und Edson für uns das Geschehen. 

Präsentation Tanz Yonna oder Younaa 

Im Rhythmus der Kasha-Trommel, die von einem Erwachsenen gespielt wurde, bat ein Junge, die Mädchen zum Tanz. Jeder Schritt hat eine bestimmte Bedeutung und ist nach den Tieren der Uchii-Vorfahren, den von Maleiwa geschaffenen Tieren, modelliert. Dabei läuft der Junge rückwärts und versucht stets vor dem vorwärtslaufenden Mädchen zu bleiben, ohne von ihr zu Fall gebracht zu werden. Wir durften es woanders auch mal ausprobieren und was in diesem Fall, bei den Schüler*innen, so einfach aussah, war für uns ziemlich schwer und anstrengend. Der Tanz ist sehr ästhetisch, besonders durch die wehenden roten Gewänder, die die Mädchen dabei mit ihren Armen aufspannten. Es wirkte fast wie gleitende Vögel, die ganz in den Farben des Cardenal Guajiro (Guajiro-Kardinal), über den staubigen Wüstenboden, erstrahlten.

Yonna Tanz, Fotograf Jannik Steusloff

In der Wayuu-Kultur wird der Guajiro-Kardinal als ein symbolträchtiger Vogel angesehen, der eine besondere Bedeutung als Bote hat. Über die rote Farbe des Vogels gibt es eine ziemlich blutige Erzählung, die ich hier jedoch nicht teilen werde, aus Angst wichtige Informationen auszusparen oder falsch zu übermitteln. Während unseres Aufenthaltes haben wir leider keinen Guajiro-Kardinal gesehen. Ich bin mir nicht sicher, ob der blutrote Vogel als wichtiger Teil des rituellen Gesangs und Tanzes verwendet wird. Das müsste ich bei der nächsten Reise genauer erfragen.

Zumindest wird der Tanz gerne Tourist*innen vorgeführt und so haben wir ihn im Laufe unseres Aufenthaltes öfter gesehen. Inwieweit dieser Tanz in seiner traditionellen Bedeutung noch praktiziert wird, können wir nicht sicher sagen.

Yonna oder Younaa ist jedenfalls stark repräsentativ für die Wayuu in La Guajira und somit auch Teil dieser Repräsentation. Für uns war es sehr beeindruckend anzuschauen

Präsentation Aapiraa (Ringen / spanisch: Las luchas libres) und Jaatut (Bogenschießen/ spanisch: Tiro con arco) 

Aapiraa, vergleichbar mit dem Ringen, wurde uns im Anschluss des Yonna/Younnaa präsentiert. Dies war besonders spannend, weil wir von dieser Art von Wettkampf noch nie gehört hatten und weil die teilnehmenden Jungen sehr motiviert waren. Die beiden Jungen versuchten sich dabei zu Boden zu ringen. Angefeuert von den Mädchen gab es am Ende auch einen klaren Sieger.

Ringen, Fotograf Jannik Steusloff

Im Anschluss folgte das Bogenschießen, genannt: Jaatut 

Präsentation Suwatirá Ama’a (Wettlauf/spanisch: Carrera de caballo) 

Zum Abschluss gab es ein Wettrennen, bei dem auch Jannik am Ende mitmachte, der jedoch chancenlos war J

Eine Gruppe von Schüler*innen stellte sich gemeinsam an einer Linie auf und nach einem Startsignal liefen sie um die Wette. Sie mussten am markierten Ende der Strecke wieder umkehren und so wurde die Startlinie zur Ziellinie.

Es gab mehrere Durchgänge mit verschiedenen Gruppen und das war noch mal ein schöner Abschluss der Vorführungen.

Nun kam die Drohne zum Einsatz. Wir hatten ähnliches schon zuvor mit Schüler*innen einer anderen Schule gespielt, die dabei viel Spaß hatten. Ziel ist es der Drohne hinterherzulaufen und sie womöglich zu überholen. Die Kinder wurden dabei aufgenommen und konnten sich am Ende, eines jeden Versuches, das entstandene Video angucken. In Souluguamana blieb es jedoch nur bei einem Versuch, weil sich die Drohne in einem Baum verfing und abstürzte, danach war sie erstmal manövrierunfähig.

Doch ein Spaß war es allemal. 

Schulheft, Bleistift, Radiergummi und Anspitzer 

Am Ende verschenkten wir noch unsere Mitbringsel, die wir Tage zuvor in Riohacha einkauften. Während Paul filmte, verteilten Jannik und ich die Geschenke, bestehend aus Schulheft, Bleistift, Radiergummi und Anspitzer. Die Kinder reihten sich dazu hintereinander auf und kamen dann einige Schritte vor, um die Sachen entgegenzunehmen. Einige wirkten sichtlich verunsichert und mussten von den Lehrkräften mehrmals aufgefordert werden, sich das Geschenk abzuholen. Ich ging dabei in die Hocke, um zumindest auf Augenhöhe mit den Kleinsten von ihnen zu sein. Da wir in der Schule zuvor ähnliche Erfahrungen gemacht hatten und uns nicht ganz wohl beim dem Procedere war, baten wir Felix, mit Carmen und Edson zu sprechen, ob sie die Geschenke nicht einfach verteilen können. Aber es war ihnen wichtig, dass die Kinder sehen, dass wir nicht mit bösen Absichten gekommen sind und „gut“ sind. Wir haben ihren Wunsch respektiert, dennoch blieb ein Unbehagen, da es symbolisch für die jahrzehntelange „Entwicklungshilfe“ steht, bei der die „Weißen“, aus dem globalen Norden, die großzügigen Geber*innen sind und zum Teil jedoch selbst das Problem sind, indem sie ein Abhängigkeitsverhältnis schaffen und teilweise strukturelle Veränderungen indirekt bremsen.

Während unseres Aufenthaltes haben wir versucht, unser Verhalten dahingehend zu reflektieren. Ich denke, dass es wichtig ist, den Privilegien als Europäer*innen bewusst zu sein. Deswegen waren wir dankbar mit Felix jemanden an der Seite zu haben, mit dem wir über vieles reden konnten und der uns half zu verstehen – mit dem wir sozusagen in einen transatlantischer Dialog treten konnten.

Festzuhalten bleibt an dieser Stelle, dass der Bau des Schulgebäudes den Kindern in Souluguamana ein besseres Lernen ermöglicht hat und die Menschen vor Ort sehr dankbar darüber sind. Das konnten wir deutlich spüren. 

Als alle Schüler*innen ihr Geschenk erhalten haben, wurden wir noch zum Essen eingeladen. Es gab Ziegenfleisch und Arepas (runde Maisfladen). Dabei haben wir uns noch mit Carmen und Edson unterhalten. Die Kinder hatten nun frei. Angeregt durch den Pick-Up eines lokalen Politikers, der auf der Rancheria Geschenke verteilte, unterhielten wir uns über Politik und die anstehenden Wahlen. Es war noch nicht klar, wer gewinnen würde. Am Ende wurde es das Bündnis von Petro, dass auch von der Wayuu-Politikerin Arelis Uriana unterstützt wurde. 

Nach dem Essen, verabschiedeten wir uns mit einem Gruppenfoto. Dabei positionierten wir uns vor ein liebevoll und sehr schön bemaltes Banner, auf dem Kakteen, die Kasha-Trommel, ein traditionelles Keramikgefäß, ein Flamingo und der rote Guajiro Kardinalvogel (Cardenal Guajiro) abgebildet waren sowie die Aufschrift „Instituto San Rafael Del Pájaro Yosulu“. 

Gruppenfoto, Fotograf Flix Montiel

Mit vielen positiven Eindrücken verließen wir Souluguamana und waren dankbar über die warme Gastfreundschaft, die uns von allen Beteiligten vor Ort entgegengebracht wurde.

 

 

Der Traum des Vizekönigs

    
    Beitragsautor:

     Dr. Frank Semper (Text und Bild)
     DKF Rheinland-Ruhr
     Für den Blog im Juni 2023

     Alle Beitragsautoren des DKF-Blogs
     vertreten ihre persönlichen Ansichten.

Dr. Frank Semper schrieb uns:

„Ein Gedicht. Mit einem kolumbianischen Thema, wie es mir in den Corona-Tagen des  Jahres 2021 eingefallen ist“.

Wir veröffentlichen es gerne, zusammen mit einem stimmungsvollen Bild vom Hafen in Santa Marta:

 

DER TRAUM DES VIZEKÖNIGS

Das sind die interessantesten Länder
die ein Gebirge haben
und eine Küste
zum Beispiel Kolumbien oder Pakistan.

Gebirge von denen man an der Küste
nur eine ferne Ahnung hat
Die weit entfernt sind vom Meer
So weit, dass sie Abgeschiedenheit
und Eingeschlossenheit vermitteln.

So weit, dass das Meer
nur eine ferne Ahnung ist
Und an der Küste lebt
Als müsste man nie ins Gebirge aufbrechen
Als dürfte man für immer bleiben.

Alle Tage und Nächte
immerzu.
Als würde das Gebirge
stets in weiter Ferne bleiben.

FRANK SEMPER
2021

Im Hafen von Santa Marta

Die XII. Weltkonferenz der Wissenschaftsjournalisten – 2023 in Medellín

    
    Beitragsautor:

    Wolfgang Chr. Goede, DKF-Mitglied, München-Medellín
    Wissenschaftsjournalist-Autor-Wissens-Facilitator,  
    Mitbegründer des Weltverbands der Wissenschaftsjournalisten WFSJ
    Mitkümmerer von #wcsj2023.

    Für den Blog im April 2023
  
     Alle Beitragsautoren des DKF-Blogs
     vertreten ihre persönlichen Ansichten.

Alle Fotos © WCSJ/privat

Zur Linkliste am Ende des Beitrags

Sí Se Puede!

Eigentlich ein Wunder! Dass die XII. Weltkonferenz der Wissenschaftsjournalisten in Medellín doch noch zustande kam. Noch vor sechs Monaten steckte der Event in Nebelschwaden. Dann ging’s Schlag auf Schlag. Merke: In Kolumbien läuft manches nicht linear, doch am Ende funktioniert alles, na ja, das meiste.

 

WCSJ2023 Start m/Polit-Prominenz aus der Metropole & Land

 

Milica Momčilović, Präsidentin Weltverband WFSJ, Belgrad und TV-Anker von Radio Television Serbia RTS

 

 

Ximena Serrano Gil, Bogotá, Vorsitzende der Kolumbianischen Wissenschaftsjournalisten/Wissenschaftskommunikatoren ACPC


Vogelsang und Orchideen

Zur WCSJ2023 im Botanischen Garten in der Woche vor Ostern waren weit über 500 Delegierte aus 62 Ländern und Mitgliedsorganisationen des Weltverbands der Wissenschaftsjournalisten WFSJ in die Hauptstadt der Paisas gereist (wie sich Kolumbianer hier nennen). Unterm exotischen Zeltdach, dem Orchideorama, versammelte sich eine bunt-fröhliche Community aus aller Welt. Vorträgen lauschend, diskutierend, spazierend, netzwerkend, speisend, trinkend, lachend.

Ein Science Open Air, in der 30-jährigen Historie dieser Konferenzen in den Metropolen der Welt ein Novum. Bislang waren sie abgehalten worden in Konferenzbunkern aus Glas, Stahl, Beton. In Medellín trällerten Vögel live zum Konferenzgeschehen.

Open Air Science unterm Tropen-Zeltdach


Leguan – ein Aktivist?

„Over the moon, fantastico“, befand das Orga-Trio unisono: Milica Momčilović, Präsidentin Weltverband WFSJ, Belgrad und TV-Anker von Radio Television Serbia RTS; Ximena Serrano Gil, Bogotá, Hauptstadtjournalistin und Vorsitzende der Kolumbianischen Wissenschaftsjournalisten und Wissenschaftskommunikatoren ACPC; Andrew Wight, Cali, Wissenschaftsjournalist aus Australien mit kolumbianischer Staatsangehörigkeit, Medienexperte an der Ingenieurwissenschaftlichen Fakultät Univalle.

Naturverbunden wie nie zuvor! Beim Panel über die ungewisse Zukunft Amazoniens kroch ein meterlanger Leguan plötzlich mitten durchs Publikum. Ein warnender Aktivist?

Leguan im Panel


Biodiversität „comes first!“

Es war die erste große Weltkonferenz von Wissenschaftsjournalisten in Global Süd, jener Weltregion, die man einst Dritte oder unterentwickelte Welt genannt hatte. Die Frage, was Entwicklung ist, wer sie wissenschaftlich definiert, wie selbige vermessen wird, stand erstmals zur Debatte.

Kolumbiens renommierte Biologin Brigitte Baptiste ließ wenig Zweifel: Die Agenden seien unterschiedlich. Nord-Wissenschaften stünden in einer langen Kolonialtradition. Viele Forschende isolierten sich in ihren Labors und Studierzellen von der Gesellschaft, nur: Wissen, seine Durchdringung und Beherrschung sei ein allgemeines Menschheitsgut – „in, from, as nature“. Dies und Biodiversität „come first!“, riet Baptiste.

Zyklisches Naturdenken

Darin müsse Platz sein für indigene Wissenschaft und die unter Lateinamerikas Ureinwohnern verbreitete Kosmovision vom großen Kreislauf allen Lebens. Diesem zyklischen Naturdenken nähert sich zwar der Norden. Gleichwohl Elektromobilität keine Zukunft habe, besonders in Kolumbien: „Zu teuer und Ressourcenraubbau.“

Baptiste wünschte sich von der Weltgemeinde der Wissenschaftsjournalisten, die Forschung, ihre Methoden und Ergebnisse herauszufordern, neue Fragen aufzuwerfen, interkulturelle Dialoge anzustoßen, im tiefen Respekt für alle Menschen, und so stämmige Pfeiler zu setzen im Nord-Süd Brückenbau.

Paisa Blumengruß m/Andrew Wight, Cali, Orga-Komitee, und Monika Weiner, München, Programm-Komitee

 

Biopiraterie und Kaffee-Verkostung

Das fünftägige Programm, auf Englisch und Spanisch simultanübersetzt, war knallbunt – so wie Medellín: Die Kunst packender Themen-Pitche und Dengue-Research, Ethik und Humor in der Wissenschaftskommunikation, Biopiraterie und organoid-zellgestützte Rechner; in den Pausen Edelkaffee-Verkostung, ITER-Fusionsforschung, neue ertragreiche und robuste Saatmittel; begleitende Exkursionen zu Universitäten und Forschungseinrichtungen.

Diese zusammen mit ihren internationalen Partnern hatten sich für die Konferenz ordentlich ins Zeug gelegt. Die Tafel der Sponsoren und Förderer enthielt 50 illustre Namen und las sich wie ein „Who is Who“ weltweiter Forschung, Wissenskommunikation und des Wissenschaftsjournalismus. Für die Logistik sorgte der kanadische Event Manager MCI.

WCSJ2023 Sponsoren

 

WCSJ2023 Workshop


„Might be Anything“

Für die Konferenz war über den Autor und seine jahrzehntelange Einbindung in Kolumbien mit Beheimatung im internationalen Wissenschaftsjournalismus eine Doku gedreht worden. Ein Konferenz-Teaser für die Webseite, hatte der Akteur geglaubt.

Nein, der 7-Minüter wurde zur Einstimmung dem Plenum gezeigt und diskutiert zwischen Regisseur und Darsteller. Das war einschüchternd, am Ende belohnend, weil „Might Be Anything“ gut ankam, Schreib-Glück und Schreib-Leid sowie Schreib-Philosophie reflektierte, besonders Kolumbien mit imposanten Aufnahmen auf die Großleinwand bannte.

Poster zu WCSJ2023-Doku

 

 „Ziege“ auf vier Rädern

Dies inspirierte eine Gruppe von Franzosen, Kanadiern, Schweden zu einem Field Trip durch den Medellín Outback. Der Besuch auf einer Kaffeefarm machte klar: Jede Tasse müsste 10 € kosten! Die mehrstündige Fahrt im Campesino-Überlandbus, der Chiva (Ziege) oder Escalera (Leiterbus), durch die schroffe Andenwelt Antioquiens, über Stock und Stein, zentimeterdicht an senkrechten Abgründen vorbei, war für einige, gestandene Globetrotter, Nervenkitzel und Konferenz-Höhepunkt zugleich. Eine 75-Jährige stemmte sich, die Augen zuhaltend, auf ihrer Holzbank gegen Steilwände.

Field Trip in bulliger Chiva

 

Gruppenbild m/Juan Valdez

 

Praxis Workshop auf Marquesa Kaffeefarm

 

Andenpanorama


Gewiss, nicht jedermanns Ding. Um so mehr dafür die Show zum Konferenzausklang. Ein Wahnsinns-Gig mit allem, was Kolumbien an Musik- und Tanzkunst aufzubieten hat. Montañero, Salsa, Bambuco, Cumbia, mitten drin der gerüsselte Spaßvogel, der „Marimonda“ der Karibik. So ansteckend, dass der gesamte Kongress aufsprang und die Tanzbeine schwang, so wie dereinst der Wiener Kongress, nur mit Latino-Pepp.

Cumbia Kerzentanz

Kathmandu oder Kapstadt?

Das alles: ein stürmischer Aufbruch zur bereits nächsten Weltkonferenz, für die sich Kapstadt und Kathmandu bewerben. Doch vorerst, unterm Strich: Medellín hat Kolumbien und Lateinamerika auf die Weltkarte der Wissenschaft und des Journalismus gestanzt, gegen eine fast unerträgliche Serie von Widerständen, Konflikten, den Schwarzsehern rund um die Welt, vier holprige Jahre lang und durch die Schluchten der Pandemie.

Spätestens mit dem rauschigen Schlussakkord – Schnee von gestern. Geht doch, oder?

Sí se puede!

 

WCSJ2023-Abschluss

 

Programm zum Nach-Browsen: https://www.wcsj.org

Film Doku: demnächst auf obiger Webseite sowie http://acpc.com.co

Medellín-Besucher Report mit metropolitanen Highlights im BOSTON GLOBE
https://www.bostonglobe.com/2023/04/06/lifestyle/why-medelln-should-be-your-next-south-american-destination/?s_campaign=8315

 

Youtube Konferenz-Broadcasts/Interviews/Recaps (Englisch u. Spanisch)

1st day: https://www.youtube.com/watch?v=0biTM0UrIdM; https://www.youtube.com/watch?v=I5RDXXjsQOU&t=11s

2nd day: https://www.youtube.com/watch?v=G3Uy9j-A3nw&t=1s

3rd day: https://www.youtube.com/watch?v=g7SKHyBuz-8&t=1s

3rd day + welcoming ceremony: https://www.youtube.com/watch?v=yubtEmGd-Rg&t=14s

4th day: https://www.youtube.com/watch?v=sXRfWwfUYW0;

https://www.youtube.com/watch?v=PX4CZvZdn-g&t=18s

Wahrheit gibt es nur zu zweit

 

    
    Beitragsautor:

    Wolfgang Chr. Goede, Wissenschaftsjournalist
    DKF München, derzeit in Medellín
    Für den Blog im März 2023
  
     Alle Beitragsautoren des DKF-Blogs
     vertreten ihre persönlichen Ansichten.

In den 90ern hatte ich für P.M.-History über die Kolonisierung der Amerikas geschrieben. Lange rätselte ich, warum Nord- und Süd so unterschiedliche Kulturen hervorgebracht hatten. Des Pudels Kern war am Ende, dass sich der Geist der Europäischen Aufklärung, der demokratische Spirit Frankreichs und Englands, der Freiheitswille der Pilgerväter, kurzum Freigeist und Individualismus in den USA und Kanada niederließen. Während der mittelalterlich-monarchische Absolutismus Spaniens und sein patriarchalischer Katholizismus den hispanischen Teil der Neuen Welt prägten mit den bis heute herrschenden Feudalstrukturen. Ausdruck finden sie in markanter sozialer Ungleichheit, die sich u.a. im Landbesitz niederschlägt.

Rechts-Links-Ausschläge

Die Schere von wenigen Großgrundbesitzern und einer Masse besitzloser Kleinbauern ist fast nirgendwo größer als in Kolumbien, stellte Professor Stefan Peters in einem DKF-Vortrag 2021 heraus. Der Friedensforscher der Universität Gießen ist der Direktor des Deutsch-Kolumbianischen Friedensinstituts CAPAZ, das seinerzeit von Außenminister Steinmeier, heute Bundespräsident, geschaffen wurde, um den Post-Konflikt nach dem Friedensschluss mit der FARC zu begleiten.  Seine kolonial-feudale Historie ist in Kolumbien und vielen Nachbarbarländern dafür mit verantwortlich, dass Regierungen sich kaum in der demokratischen Mitte etablieren, sondern mit oft krassen Ausschlägen nach links und rechts sich in die Geschichte einschreiben. Kolumbianischer Staatschef ist derzeit der ehemalige M-19 Guerillero Gustavo Petro.
Meine Nord-Süd-Analyse haben seither neue Facetten bereichert. So hat der US-amerikanische Anthropologe David Graeber 2022 in Anfänge (The Dawn of Everything) eine ergänzende Sicht vorgelegt, dass nämlich die indigenen Gesellschaften des Kontinents viel demokratischer aufgestellt waren, als von vielen Kolonisten, Mönchen und Historikern überliefert; und dass wichtige Funken für die Aufklärung und Französische Revolution, insgesamt Einzug von mehr Freiheit und Selbstbestimmung in die europäischen Gesellschaften, von den Ureinwohnern der Amerikas ausgingen.

Indigene Innovationen

Graeber spricht von einem „Systemschock“, der erst wie ein Beben durch die Siedler ging und dann mit den Geschichten über die Freiheit und Unabhängigkeit der Indigenen sich in Europa fortpflanzte und die bekannten Umwälzungen auslöste. Wer sich mal gefragt hat, warum auf Bildern von der Boston Tea Party, Start in die nordamerikanische Revolution, indianischer Kopfschmuck zu sehen ist, warum das US-Präsidentensiegel Pfeile enthält, der Schlachtruf der Französischen Revolution „Liberté, Egalité, Fraternité“ mit Pfeilen sich schreiben lässt, findet im Graeber-Werk die Erklärung.
Unlängst stieß ich in „Medellíns Hugendubel“ Panamericana auf ein weiteres beeindruckendes Druckwerk, Horizontes (auf Deutsch Horizonte). Hierin beschreibt der englische Wissenschaftshistoriker James Poskett in einer packenden Zeitreise die globalen Ursprünge unseres heutigen modernen Wissens und Zivilisation. Die hochentwickelte Astronomie der Maya mit supergenauen Kalendern, das perfekte Kanalisationssystem der Azteken, wie die Kartoffeln der Inka viele Regionen Europas vorm Verhungern retteten, und: Wer sich gerne der Exotik Botanischer Gärten hingibt, findet in Mittelamerika ihre Wiege. Dort wurden sie von den einheimischen Völkern zum Sammeln und Anbau von Heilpflanzen als sozusagen Naturapotheke erfunden und kultiviert und im Fahrwasser der Konquistadoren nach Europa verfrachtet.

Globaler Wissens-Highway

Afrikaner, Araber, Inder, Chinesen, Japaner: Mit ihren phänomenalen Wissensschätzen trugen sie alle zum Entstehen unserer heutigen Kultur bei. Handelsstraße und Ost-West-Wissens-Pipeline war die Seidenstraße, die vom Pazifik, über Bagdad und Kairo, bis in die Subsahara und Timbuktu führte.
Mit den römischen Zahlen sümpfelte Europa heute noch im dunklen Mittelalter. Erst die aus Indien via Moslems über die iberische Halbinsel eingesickerte Numerik war der Startschuss zur modernen europäischen Wissenschaft. Salonfähig wurde sie aber oftmals erst durch die Rezeption in den asiatischen und muslimischen Hochkulturen, wie im Falle von Einsteins Relativitätstheorie (von den Nazis als jüdische Weltverschwörung geschmäht) oder Darwins Evolutionstheorie (von englischer Krone und Adel strikt abgelehnt – der Mensch und die höfische Gesellschaft Abkömmlinge von Affen: eine Majestätsbeleidigung).

Barbaren—wer?

Zu diesem neuen, nicht-eurozentrischen Geschichtsbild trägt auch Misereor bei, die Entwicklungs(hilfe)-Einrichtung der katholischen Kirche. Die Klammer lässt fragen, was Entwicklung eigentlich ist und, sofern beantwortbar, wer wen entwickelt. Seinen 2021-Werkbrief betitelte die religiöse Einrichtung mit Gut(es) Leben, abgeleitet von „Buen Vivir“, der Lebensphilosophie der Indigenen Südamerikas, „sumak kawsay“ in Quechua. Das Gemeinwohl war für diese Gemeinschaften das erstrebenswerte Lebensziel. Geld und Eigentum existierten nicht. Die Arbeit erfolgte im Kollektiv, bis heute in Gestalt von „Acción Comunal“ beim gemeinsamen Straßenbau der Campesinos. Dieser Arbeits- und Denkweise liegt ein zirkuläres Naturverständnis zugrunde, ein Kreislauf, in dem alles eine Seele hat, bis zum Stein.

Acción Comunal beim Straßenbau im Medellín Outback. Gemeinsames Anpacken fürs Gemeinwohl ist verankert in der traditionell-indigenen Lebensphilosophie © Goede

Nicht nur das stieß den Europäern als Hexenglaube auf. Praktiken wie Menschenopfer (als Tribut an die Sonne bei Inka und Maya) und Kannibalismus (um sich den Kampfesmut ihrer getöteten Feinde einzuverleiben, wurden diese bei den Irokesen zum Essen gereicht) machten die Ureinwohner in den Augen ihrer Invasoren zu Unmenschen und Barbaren, die zum Christenglauben bekehrt und in Europas Kultur eingemeindet werden mussten. Zu den eigentlichen Barbaren wurden dabei oft die Bekehrer. Im Prozess der Kolonisierung und Missionierung verloren schätzungsweise 90 Prozent der Einheimischen ihr Leben. Was den kanadischen Anthropologen und intimen Kolumbienkenner Wade Davis in (seiner „Liebeserklärung“ ans Land) Magdalena. Fluss der Träume von einem „Holocaust“ sprechen lässt.

Kreisläufe

Das zeigt: Lateinamerikanische und kolumbianische Geschichtskunde ist im Umbruch. Auch historische Wahrheit, um Hannah Arendt zu zitieren, gibt es immer nur zu zweit. Zumindest der argentinische Papst Franziskus hat sich für das den Indigenen angetane Leid entschuldigt. Das lineare „Weiter-Höher-Schneller“ in Global-Nord hat durch die beunruhigenden Anzeichen einer Klimakatastrophe Dämpfer und Dellen hingenommen. Nicht nur „Kreislauf“-Wirtschaft ist eines der neuen Öko-Bonmots.
Auch physikalisch nähern wir uns dem elementaren Naturverständnis von Global-Süd an. Dass wir aus Sternenstaub sind und wieder dazu werden, weiß nicht nur der Schlager: Alles Leben geht aus atomaren Recyclingprozessen hervor. Alte ausgebrannte Sterne (wie auch unser Mutterstern in fünf Milliarden Jahren) werden zu neuen Sonnen, Planeten und Materialien darauf verbacken. Insofern sind die Schöpfungsmythen in der christlichen und in anderen Religionen sowie die Hoffnung auf ein Himmels-Paradies und Wiederauferstehung wissenschaftlich durchaus geerdet.

Organischer Kosmos

Die moderne Physik holt uns indes auch geistig-spirituell ab und erinnert dabei an sumak kawsay. Die Quantenmechanik legt nahe, dass alle Teilchen im Universum miteinander verbunden sind, überlichtschnell, was selbst Einstein „spukhaft“ fand. Unsere Altvorderen in Amerika waren den Geheimnissen des Seins möglicherweise näher als wir Modernen.

Eine Familie zieht um nach Kolumbien – Teil 4: Die Zeit vergeht wie im Flug

    
    Beitragsautorin:

    Die Autorin ist uns bekannt, hat aber darum gebeten, nicht genannt zu werden.
    Für den Blog, 8. März 2023

     Alle Beitragsautoren des DKF-Blogs
     vertreten ihre persönlichen Ansichten.

Beitrag in spanischer Sprache

Die Zeit vergeht wie im Flug

Jetzt ist Mitte Februar und wir sind schon viereinhalb Monate hier in Kolumbien. Wahnsinn, wie die Zeit rennt. Und auch die Zeit seit unserem letzten Blogeintrag kurz vor Weihnachten.

Leider kam genau an Heiligabend die Regenzeit zurück und hat dann noch bis Mitte Januar angehalten, aber seitdem haben wir Sonne und es ist erstaunlich, wie heiß und warm es dann tatsächlich auch auf 1.800 m ist. Aber wir freuen uns sehr darüber, genießen es und denken über einen (Aufstell-)Pool nach 😊. Und nachts bleibt es weiterhin angenehm frisch zum Schlafen. Herrlich.

Aber nochmal zurück zu Weihnachten und Silvester. Beides ist hier, anders als in Deutschland, eine Party und gar nicht besinnlich.  Wir haben nur im kleinen Kreis mit den kolumbianischen Großeltern Weihnachten gefeiert. Abends haben wir eine Novena gemacht (kurz gesagt: gesungen und gebetet) und dann bekannte deutsche und spanische Weihnachtslieder gesungen, was unserem Kleinen besonders Spaß gemacht hat – und bis heute hat er damit nicht aufgehört. Ganz typisch deutsch hatten wir echte Weihnachtszweige mit roten Kugeln und weißen Lichtern. Die allerdings konnte man zwar in verschiedenen Modi einstellen, aber geändert hat sich nur die Art des Blinkens. 😉 Als es dann abends anfing zu regnen und auch ziemlich kalt wurde, sind wir ins Haus gegangen, was lustigerweise dazu geführt hat, dass es mir mehr wie Weihnachten vorkam. Aber klar, in Deutschland ist man eigentlich immer in einem heimeligen Wohnzimmer.
An Silvester dann kamen Tanten und Onkel und es wurde gefeiert und am Balkon getanzt. Das schöne Silvesteressen abends kannten sie so nicht und es war etwas schwierig alle an den Tisch zu bekommen. Wir hatten sehr auf unsere gigantische Aussicht gehofft, denn von hier hätten wir die Feuerwerke vieler Dörfer gesehen, aber um 23:30 hat es sich zugezogen und dann aus Kübeln gegossen. Generell waren diese Tage durchaus herausfordernd. Als einzige Deutsche mit 6 (älteren) Kolumbianern gab es durchaus den einen oder anderen kulturellen Zusammenstoß. Aber so ist das wohl, wenn man sich in einer anderen Kultur befindet und so war es, rational gesehen, wohl zu erwarten. Aber wir haben das nächste Weihnachtsfest und dann wird es diesbezüglich bestimmt einfacher.

Mittlerweile ist unser Gästehaus fast fertig. Der große Holzbalkon ist dran, die Fensterschiebetüre ist da, alles frisch gestrichen, Lampen aufgehängt… In einer Woche kommen die ersten Besucher und wir freuen uns sehr darauf sie bei uns zu beherbergen und sind gespannt auf Ihre Meinung. Langfristig soll es noch ein paar mehr Möbel und Deko geben, aber wir wollen gerne schöne Dinge „sammeln“, die uns über den Weg laufen und nicht alles nu aus dem Katalog einrichten. Alles in allem freuen wir uns über diesen Meilenstein, den wir dann geschafft haben. Nachdem uns der erste Maler versetzt hatte, der zweite unbezahlbar teuer gewesen wäre und nun der Dritte endlich Zeit hat, wird das Haus nun erst einmal von innen und dann später von außen gestrichen. Somit sind dann die großen Arbeiten durch. Also tief durchatmen und freuen. Dann wird auch die Finca Stück für Stück eingerichtet, denn noch schieben wir einfach viel im Kreis- was einfach anstrengend ist. Ständig fehlt irgendwas 😉 Möbel sind aber gar nicht so einfach zu bekommen, denn es gibt einen riesen Spagat zwischen Möbeln im (Bau)-oder Möbelmarkt, die verhältnismäßig teuer sind und dafür z.T. aber nur aus Plastik, und den Möbeln von Handwerkern, die oft aus Vollholz sind und dafür preislich ähnlich liegen. Allerdings sind letztere nicht so einfach zu finden.

Ausblick von der Finca

Wir kommen wieder zu dem, von dem ich anfangs schon mal berichtet hatte. Community-conection. Also ab ins Dorf und rumfragen, bzw. von A nach B, etc. Findet man dann jemanden  passt es manchmal dann doch nicht oder es stellt sich jemand  als nicht verlässlich heraus und die Suche geht weiter. Aber bisher haben wir noch immer jemanden gefunden und bleiben also optimistisch.

Immer noch bin ich begeistert von der Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft, mit der uns alle Nachbarn begegnen. Das macht wirklich einfach Spaß. Nachdem mein Mann mit ein paar Nachbarn eine WhatsApp Gruppe gegründet hat, um den Weg zu verbessern, wurde dies zu einem Selbstläufer mit vielen Beteiligten aus 3 Ortsteilen. Seit ca. 4 Wochen arbeiten jeden Samstag Freiwillige daran die Straße zu verbessern oder es wird Geld gespendet, um Schotter zum Auffüllen zu kaufen oder, wenn nötig, Arbeiter zu bezahlen. Es tut sich also was und die Leute hier helfen mit.  

Nach 4 Monaten haben wir entschieden, dass es Zeit für uns als Familie wird, eine kleine Auszeit zu nehmen und unserem Traum zu folgen, Kolumbien kennen zu lernen. Wir haben eine Woche in der Karibik am Strand und in Cartagena verbracht. Wahnsinn, wie schön das türkisblaue Meer dort war und die koloniale Stadt Cartagena war für mich nicht unbedingt typisch kolumbianisch, aber wunderschön mit einem ganz eigenen Flair. Nicht ganz billig, aber ich kann nur sagen es lohnt sich. 😊 Dort konnte ich mal wieder richtig leckere Schokocroissants und Pasta essen. Und die Freude unsers Sohnes, der zum ersten Mal das Meer gesehen hat war wirklich herzerweichend: „Mama, Mama, schau, wie schöööön!“ und das erste Baden im Meer war ähnlich emotional und freudig, auch wenn nicht in Worte gefasst. Er und auch wir kamen aus dem Strahlen gar nicht mehr raus.

Und auch einen zweiten kleinen Wunsch haben wir erfüllt. Wir haben einen kleinen Kakaobaum für meine Schwester gepflanzt. Als erfolgreiche Chocolatiere haben wir Ihr versprochen, falls wir irgendwann nach Kolumbien gehen, bekommt Sie einen eigenen Kakaobaum. Hier sind wir nun und haben unser Versprechen eingelöst.

Kakao-Pflanze

Nun freuen wir uns auf unsere ersten Besucher und weitere wunderschöne Zeiten hier – auch wenn die nächste Regenzeit sich langsam ankündigt.

 

El tiempo vuela

Estamos a mediados de febrero y ya llevamos cuatro meses y medio aquí en Colombia. Es una locura cómo vuela el tiempo. Y también el tiempo transcurrido desde nuestra última entrada en el blog justo antes de Navidad.

Por desgracia, la temporada de lluvias volvió exactamente en Nochebuena y duró hasta mediados de enero, pero desde entonces hemos tenido sol y es increíble el calor que hace, incluso a 1.800 metros. Pero estamos muy contentos, lo disfrutamos y pensamos en una piscina (emergente) 😊. Y por la noche sigue siendo agradablemente fresco para dormir. Maravilloso.

Pero volvamos a Navidad y Nochevieja. Al contrario que en Alemania, aquí ambas son una fiesta y nada contemplativas.  Sólo celebramos la Navidad en un pequeño círculo con nuestros abuelos colombianos. Por la noche, hicimos una novena (en pocas palabras: cantamos y pedimos) y luego cantamos conocidos villancicos alemanes y españoles, lo que fue especialmente divertido para nuestro pequeño – y todavía no para de hacerlo. Como es típico en Alemania, teníamos auténticas ramas de Navidad con chucherías rojas y luces blancas. Cuando empezó a llover por la tarde y hizo bastante frío, nos metimos dentro, lo que, curiosamente, hizo que me pareciera más Navidad. Pero claro, en Alemania siempre estás en un salón acogedor.

En Nochevieja vinieron tíos y tías y lo celebramos y bailamos en el balcón. No conocían la bonita cena de Nochevieja así y fue un poco difícil llevar a todos a la mesa. Teníamos muchas esperanzas puestas en nuestra gigantesca vista, porque desde aquí habríamos visto los fuegos artificiales de muchos pueblos, pero a las 23:30 se cerró y luego diluvió. En general, estos días fueron bastante complicados. Como los únicos alemanes con 6 colombianos (mayores), tuvimos uno o dos choques culturales. Pero así es cuando estás en una cultura diferente y, racionalmente hablando, era de esperar. Pero se acercan las próximas Navidades y seguro que será más fácil en este sentido.

Papageien

Mientras tanto, nuestra casa de invitados está casi terminada. El gran balcón de madera está en su sitio, las puertas correderas de las ventanas están ahí, todo está recién pintado, las lámparas están colgadas… Dentro de una semana llegarán los primeros visitantes y estamos deseando acogerlos con nosotros y tenemos curiosidad por saber vuestra opinión. A largo plazo, habrá algunas piezas más de mobiliario y decoración, pero nos gustaría „coleccionar“ cosas bonitas que se nos presenten y no amueblarlo todo de catálogo. En definitiva, estamos contentos con este hito que hemos alcanzado. Después de que el primer pintor nos diera plantón, el segundo nos hubiera salido prohibitivamente caro y ahora el tercero por fin tiene tiempo, ahora la casa se pintará primero por dentro y más tarde por fuera. Esto significa que el trabajo principal estará terminado. Así que respirad hondo y alegraos. Luego se amueblará la finca pieza a pieza, porque seguimos dando vueltas en círculos, lo cual es agotador. Siempre falta algo 😉 Pero amueblar no es tan fácil, porque hay un gran equilibrio entre los muebles del mercado (de la construcción) o del mueble, que son relativamente caros y, por tanto, en parte sólo de plástico, y los muebles de los artesanos, que suelen ser de madera maciza y, por tanto, de precio similar. Sin embargo, estos últimos no son tan fáciles de encontrar. Volvamos a lo que hablaba al principio. Comunidad-conección. Así que vete al pueblo y pregunta por ahí, o de A a B, etc. Si encuentras a alguien, a veces no encaja o resulta que no es de fiar y la búsqueda continúa. Pero hasta ahora siempre hemos encontrado a alguien, así que seguimos siendo optimistas.

Me sigue entusiasmando la amabilidad y servicialidad con que nos reciben todos los vecinos. Es realmente divertido. Después de que mi marido pusiera en marcha un grupo de WhatsApp con algunos vecinos para mejorar el camino, esto se convirtió en un juego de niños con muchos participantes de 3 barrios. Desde hace unas 4 semanas, los voluntarios trabajan todos los sábados para mejorar el camino o se ha donado dinero para comprar grava para rellenarlo o para pagar a los trabajadores si es necesario. Así que las cosas están sucediendo y la gente de aquí está ayudando. 

Después de 4 meses decidimos que era hora de que nosotros como familia nos tomáramos un tiempo y siguiéramos nuestro sueño de conocer Colombia. Pasamos una semana en el Caribe en la playa y en Cartagena. Fue increíble lo hermoso que era el mar turquesa allí y la ciudad colonial de Cartagena no era necesariamente típica colombiana para mí, pero hermosa con un estilo propio. No es barato, pero sólo puedo decir que merece la pena. Allí pude volver a comer croissants de chocolate y pasta realmente deliciosos. Y los amigos de nuestro hijo, que vio el mar por primera vez, fueron realmente enternecedores: „¡Mamá, mamá, mira, qué bonito!“ y el primer baño en el mar fue igualmente emotivo y alegre, aunque no se expresara con palabras. Ni él ni nosotros podíamos dejar de estar radiantes.

Y también cumplimos un segundo pequeño deseo. Plantamos un pequeño árbol de cacao para mi hermana. Como chocolatera de éxito, le prometimos que si alguna vez íbamos a Colombia, tendría su propio árbol de cacao. Aquí estamos y hemos cumplido nuestra promesa.

Ahora esperamos a nuestros primeros visitantes y más momentos maravillosos aquí, aunque la próxima temporada de lluvias se acerque lentamente.

Kolumbiens Vize-Präsidentin und Außenminister in München

    
    Beitragsautor:

    Wolfgang Chr. Goede, Wissenschaftsjournalist
    DKF München
    Für den Blog im Februar 2023
  
     Alle Beitragsautoren des DKF-Blogs
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Text+Fotos (c) Wolfgang Chr. Goede 

Auch Kolumbien war zur 59. Münchner Sicherheitskonferenz MSC im Februar 2023 angereist. Hochrangige Regierungsvertreter*innen aus über 100 Ländern trafen sich zum traditionellen Austausch über Sicherheitsfragen, diesmal überschattet vom Russland-Ukraine Konflikt. 

Kolumbien wurde vertreten von der Vize-Präsidentin Francia Márquez sowie Álvaro Leyva, Außenminister und Kanzler. Beide nutzten die Gelegenheit, sich mit in München exilierten Kolumbianerinnen und Kolumbianern zu treffen. Die Veranstaltung wurde organisiert von der kolumbianischen Botschaft und dem Deutsch-Kolumbianischen Friedensinstitut CAPAZ in Bogotá, geleitet vom Gießener Friedensforscher Stephan Peters.

Die Botschafterin Yadir Salazar Mejia und Professor Peters eröffneten „Wahrheit im Exil. Ein Weg zum Frieden in Kolumbien“. Ausgewählte Teilnehmer berichteten über ihre Verfolgung in Kolumbien durch militante Gruppen, Flucht nach Deutschland und ihr oft schweres Leben fernab der Heimat. Der 81-jährige Außenminister sprach über seine Engagements für den Frieden unter verschiedenen Regierungschefs sowie auch eigene Ausgrenzungen und Verfolgungen. Dabei überraschte er mit beeindruckender Rhetorik und erzählerischen Elementen. Besonders würdigte Leyva den Einsatz des bis August 2022 amtierenden deutschen Botschafters in Bogotá, Peter Ptassek, den er mit einem San Carlos Orden auszeichnete.

Vizepräsidentin Márquez

Die Vize-Kanzlerin erschien nur kurz, weil etliche Konferenztermine sie in Atem hielten. Regierungsvertreter aus aller Welt wollten in Privatgesprächen offensichtlich Auskunft über den Friedensprozess in Kolumbien und was sich daraus für eine friedvollere Gesellschaft lernen ließe. Auf diese Frage ging Márquez beim Treffen mit den Exilant*innen zur Enttäuschung mancher kaum ein (gleichwohl Adveniat in einem Communiqué zur Sicherheitskonferenz bedauerte, dass die Gewalt gegen die Zivilgesellschaft anhalte, 189 Menschenrechtsverteidiger*innen in 2022 ermordet worden seien). Die Afro-Kolumbianerin hob aber hervor, dass die Probleme rund um die Drogenkriminalität nur international gelöst werden könnten, auch durch Kontrolle der Geldwäsche im Globalen Norden; die Koka-Bauern seien das schwächste Glied in dieser Kette. Künstlerische Darbietungen aus Ballet und Musik begleiteten die Veranstaltung, die mit einem Imbiss und informellen Get-Together endete.

Vizepräsidentin Márquez mit Exilantinnen auf dem Podium

 

Außenminister Leyva

 

Professor Peters, CAPAZ

 

Bericht einer Exilantin

 

Veranstaltungsteam