Interview mit William, Musiker der Gruppe „Herencia de Timbiquí“



„Herencia de Timbiquí“ gehört zu den derzeit bekanntesten kolumbianischen Bands, fast jeder hier kennt die Musik.  Der Name der Gruppe geht zurück auf den Ort Timbiquí im südwestlichen Cauca am Pazifik. Dort habe ich William, den Sänger der Gruppe, kennengelernt. Die „Patrulla Aérea del Pacifico“ hatte in dem derzeit Corona-bedingt von der Außenwelt abgeschnittenen Ort eine Hilfsaktion organisiert, Lebensmittelpakete – und auch William sowie weitere Bandmitglieder – nach Timbiquí geflogen.

Die Musiker folgten der Einladung der Bürgermeisterin, die um Unterstützung der Jungs von der Band für die Menschen in Timbiquí gebeten hatte. William und seine Kollegen halfen mit, die Lebensmittellieferungen aus den Flugzeugen zu tragen und an die dafür vorgesehen Ablageorte zu bringen. Eine Aktion, die auch eine Geste sein sollte. Seht her, Menschen in Timbiquí, ihr seid zwar derzeit abgeschnitten von der Außenwelt, aber ihr seid nicht vergessen!

Nach der Aktion fliegt William von „Herencia de Timbiqui“  mit Gerhard Thyben, dem deutschen Honorarkonsul in Cali und Präsident der „Patrulla Aéra del Pacifico“, wieder zurück nach Cali, wo er mit seiner Familie lebt.

Der Musiker hatte eine glückliche Kindheit in dem pueblo am Pazifik. „Mein Vater ist Landwirt, ein poeta de agricultura. Ich habe viel mit ihm unternommen. Wir gingen zusammen fischen, er hat mir beigebracht, wie man aus Nylonschnüren eine Angel baut“, erzählt William. „Von meiner Mutter habe ich Verantwortlichkeit und Respekt anderen gegenüber gelernt. In Kolumbien ist es nicht so vertreten, dass die Allgemeinheit Verantwortlichkeit für andere empfindet.“

„Timbiquí gibt mir Energie in meinem Körper“.

Während seiner Schulzeit schloss sich William mit anderen Musikern zusammen und gründete die Band, die jetzt „Herencia de Timbiqui“ heißt und der er nun schon seit  20 Jahren angehört.  „Herencia“ bedeutet Erbe“, erklärt er, „und geht darauf zurück, dass wir alle musikalisches  Talent von unseren Vorfahren geerbt haben. Timbiquí ist die genauere Bestimmung.“

Aber nicht nur das: „Timbiquí ist für mich mein Land, es gibt mir Energie in meinem Körper, in meine Augen. Es hat aus mir den Menschen gemacht, der ich bin.“ Mindestens zweimal im Jahr muss William in den Ort am Pazifik, um seine Batterien aufzuladen. 

„Es kann doch nicht sein, dass es in Timbiquí an allem fehlt?!“

Und dann spricht er ein Thema an, das ihm sehr wichtig ist: „Der Pazifik ist eine Region mit genug Potenzial, um eine der wichtigsten Kolumbiens zu sein. Ich kenne viele Länder, wo es Regionen gibt, die gerade mal 50% von dem Potenzial im Pazifik haben, die aber dennoch eine beeindruckende Infrastruktur besitzen. Und Timbiquí? Und Buenaventura? Es gibt einen Rassismus, man glaubt, dass die Regionen mit schwarzen Menschen nicht entwickelt werden müssen.  Aber wir verlangen die gleichen Beneficios wie alle Regionen in Kolumbien. Von daher ist die Aktion der „Patrulla Aérea“ für uns extrem wichtig. Wir wollen Aufmerksamkeit, wir wollen ein offenes Ohr bei den politisch Verantwortlichen.“

William sieht sich als eine Art Botschafter, um auf die Situation in seinem Dorf aufmerksam zu machen. „Gerade jetzt, in Zeiten von Corona, schmerzt es mich besonders, dass es in  Timbiquí an allem fehlt. Es kann doch nicht sein, dass Medizin ein Geschäft ist und nicht jeder eine fundamentale Behandlung haben kann?“ William hat eine Fundación gegründet, um die Entwicklung seiner Region voranzutreiben.
„Warst du schon mal in San José?“, fragt mich der Musiker dann. „Das musst du dir ansehen, in allen Häusern leben wunderbare Menschen, sie laden dich ein, geben dir etwas zu essen und freuen sich, dich als Gast zu haben. Du wirst eine einzigartige menschliche Wärme spüren.“

Einer ihrer schönsten Songs ist „Sabrás“ und erzählt von einer großen Liebe

Viel von der Wärme der Menschen, die am Pazifik leben, transportiert „Herencia de Timbiquí“ in ihren Liedern. Einer ihrer schönsten Songs, „Sabrás“ , erzählt von einer großen Liebe. „Ein lieber Freund, der wie ein Vater für uns alle war, hatte Krebs, nur noch wenig Zeit zu leben. Er hinterlässt seiner Frau mit diesem Song eine Botschaft: „Quiero que sepas que mi corazón, en toda situación te va a querer …  Y aunque me esté quedando sordo, Y aunque me esté quedando ciego, Y aunque me esté quedando mudo, Te haré saber que te quiero …
Herencia de Timbiquí hatte bereits Konzerte in der Schweiz, in Norwegen, Finnland, Spanien, Frankreich, in Afrika, Russland, USA, in Deutschland nicht. Noch nicht…


Hier der wunderschöne Text von „Sabrás“: 
https://www.youtube.com/watch?v=srE7nr4xuGI

Quiero que sepas que mi corazón
En toda situación te va a querer
Que cuando te miro siento el amor
Más grande que puede haber en mi ser

Quiero que sepas que quererte a ti
Me nace de forma muy natural
Que tu existencia es lo mejor que a mí
En esta vida me pudo pasar

Y aunque me esté quedando sordo
Y aunque me esté quedando ciego
Y aunque me esté quedando mudo
Te haré saber que te quiero

Aunque yo ya me encuentre viejo
aunque esté triste o contento
Te haré saber de cualquier modo
Que estarás en mis adentros

Cuando amanece y te puedo ver
Mi vida se llena de luz total
Mido mi gran capacidad de amar

Cuando te beso es tanta la emoción
Que el corazón palpita más y más
Entro a un estado de relajación
Siento que ya puedo morir en paz

Y aunque me esté quedando sordo
Y aunque me esté quedando ciego
Y aunque me esté quedando mudo
Te haré saber que te quiero

Y aunque yo ya me encuentre viejo
Te haré saber de cualquier modo que estarás en mis adentros

Y como yo no habrá nadie que te quiera Como sea yo te amo
Yo te amaré en el cielo o en la tierra Como sea yo te amo
Y mis días a tu lado viviré Como sea yo te amo

Como sea yo te amo
Quiero cuidarte y protegerte mi vida Como sea yo te amo
Y sabrás que tú, tu eres, mi negrita consentida Como sea yo te amo
Así este loco y ciego yo te haré entender y saber lo que siento
Como sea yo te amo
Con todo mi cuerpo

Como sea yo te amo


(Fotocredit Willam de „Herencia di Timbiqui: @pasiongotografia)